Der Arme und der Reiche Aret, ein tugendhafter Mann, Dem nichts als Geld und Güter fehlten, Rief, als ihn einst die Schulden quälten, Das Glück um seinen Beistand an. Das Glück, das seine liebsten Gaben Sonst immer für die Leute ...
Der Autor und sein Verleger Verleger. Warum so trüb? Autor. Ach Freund, mir stahl ein Bösewicht Mein ungedrucktes Lehrgedicht. Verleger. Der arme Dieb.
Der Bär Ein Bär gab einem Affen, der ihn neckte, Mit seinem Pfötchen einen Schlag, Daß er halb Leichnam vor ihm lag Und alle Viere von sich streckte. Pfuy! rief ein Löwe, das ist unerhört, Mit einem Affen so zu ...
Der Bär und der Löwe An den Erbprinzen von Isenburg. Mein Prinz, bey jedem Zug der Gnade, Der dir entstrahlt, denk ich entzückt: Er wallt auf seines Vaters Pfade, Der wie ein Gott sein Volk beglückt. Dein Herz ist groß ...
Der Bär und die zwei Gesellen Zwei Freunde, die in Geldverlegenheit, Verkauften Nachbar Kürschner eine Bärenhaut. Zwar hatten sie den Bären nur geschaut, Doch meinten sie, vom Fang sei's nicht mehr weit. Auch hatten sie dem Kürschner anvertraut, Daß ...
Der baronisierte Bürger Des kargen Vaters stolzer Sohn Ward nach des Vaters Tod Herr einer Million Und für sein Geld in kurzer Zeit Baron. Er nahm sich vor, ein großer Mann zu werden, Und ahmte, wenn ihm gleich der innre ...
Der Basilisk Zu Satan sprach die alte Schlange: Ich borgte dir zum Untergange Des Menschen meinen Balg; allein was war mein Lohn? Des Rächers Fluch und der noch ärgre Hohn, Als Wurm auf meinem Bauch zu gehen. Kann deine Kunst ...
Der Bauer und die Schlange Ein Bauersmann, von dem Äsop erzählt, War zwar nicht sonderlich gescheit, Doch, sah er irgendwen in Not und Leid, War er von tiefstem Mitgefühl beseelt. Ein böser Winter war im Land, Als dieser Mann einst ...
Der Bauer und sein Sohn Ein guter dummer Bauerknabe, Den Junker Hans einst mit auf Reisen nahm, Und der trotz seinem Herrn mit einer guten Gabe, Recht dreist zu lügen, wieder kam: Ging kurz nach der vollbrachten Reise Mit seinem ...
Der beherzte Entschluß Ein guter ehrlicher Soldat, Der (denn was thut man nicht, wenn man getrunken hat?) Im Trunke seinen Wirt erschlagen, Ward itzt hinausgeführt, für seine Missethat Den Lohn durchs Schwert davonzutragen. Er sah wohl aus, und wer ihn ...
Der bestrafte Geizhals, ein Schattenspiel an der Wand Gebt Acht, ihr Herrn und Frauen, Schaut fleißig an die Wand: Der braune Mann mit Klauen Ist Wechsler Hildebrand. Ein alter Filz aus Hessen; Nur Wasser war sein Trank, Nur Grütze war ...
Der betrübte Witwer In Poitou, (ich will mit Fleiß die Gegend nennen, Damit sich die befragen können, Die, wenn ein kleiner Umstand fehlt, Schon zweifeln, ob man wahr erzählt) In Poitou ließ einst ein Mann sein Weib begraben; Allein ...
Der Bettler Ein Bettler kam mit bloßem Degen In eines reichen Mannes Haus Und bat sich, wie die Bettler pflegen, Nur eine kleine Wohltat aus. »Ich«, sprach er, »kenn' Ihr christlich Herze; Sie sorgen gern für andrer Heil, Und ...
Der Biber Der Leue sprach zum Biber: Gieb mir das Kopfgeld, Lieber, Du bist mein Unterthan. Nein, sprach er, ich gehöre Als Fisch ins Reich der Meere, Und warf sich in den Ocean. Der Wallfisch sprach zum Biber: Gieb mir ...
Der Bildhauer und die Jupiter-Statue Ein Bildner schafft sich einst ins Haus Den schönsten Marmor, den er fand. »Was formt mein Meißel wohl daraus? Was wählt er sich zum Gegenstand? Ein Becken?« fragt er. »Einen Gott, Der in der ...
Der Blinde und der Lahme Von ungefähr muß einen Blinden Ein Lahmer auf der Straße finden, Und jener hofft schon freudenvoll Daß ihn der andre leiten soll. Dir, spricht der Lahme, beizustehen? Ich armer Mann kann selbst nicht gehen; Doch ...
Der Büffel und der Auerochs Zum Auer sprach der Büffel: »Sag'! Ist nicht Bruder Mastochs, Für den der Bauer täglich Mit frischem Futter sorget, Als glücklich zu beneiden?« – »O ja! so lang ihm 's Messer Nicht in der Kehle sitzet!«
Der Candidat Den Pater Beichtiger des Bischofs Hatto bat Sein Freund, ein junger Mönch, um ein Canonicat. Ihr seyd schon Schloßkaplan; zwo Pfründen so zu gatten, Sprach die Magnifizenz, wird nie der Fürst gestatten. Ihr selber seyd, versetzt der schlaue ...
Der Cocosbaum Vor Zeiten stand an einem heitern Bach Ein Cocosbaum, in dessen breiten Schatten Die Vögel oft ihr Kränzchen hatten: Sie heckten unter seinem Dach, Sie nährten sich vom Marke seiner Nüsse, Der Adler selbst verließ Kronions Vorgemach Und ...
Der Contrast Wie seltsam wandte sich das Blatt Mit den Despoten unsrer Erde! Sonst machten sie das Pferd zum Rath, Itzt machen sie den Rath zum Pferde.
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Anders als in seinen früheren, naturalistischen Stücken, widmet sich Schnitzler in seinem einsamen Weg dem sozialpsychologischen Problem menschlicher Kommunikation. Die Schicksale der Familie des Kunstprofessors Wegrat, des alten Malers Julian Fichtner und des sterbenskranken Dichters Stephan von Sala sind in Wien um 1900 tragisch miteinander verwoben und enden schließlich alle in der Einsamkeit.
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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