XIII O dass ich hassen muss und nicht vergessen! O dass ich lieben muss und nicht vergehn! Ach Lieb-in-hass muss ich mich selber heissen · Keins kann in mir das andere bestehn. In trüben wünschen war ich hingesessen Um ...
XIII Seit jenem märchen wo ihr meine mündel An leicht bewölktem sonnigem gestade Geleitet wart auf schmale weisse pfade Und lilien trugt und korn- und traubenbündel Ist dir die Eine liebe unvergänglich .. So oft es auch in toll verschlungne äste ...
XIV Nicht von den sternen nahm ich wissenschaft · Besitz ich auch – so scheint mir – deutekunst. Nur red ich nicht von glücks und unheils kraft Von pest von teurung oder jahres gunst · Noch kann ich wahrsagen für kurze frist Ob donner ...
XIV DER MENSCH UND DAS MEER Freier mensch! das meer ist dir teuer allzeit · Es ist dein spiegel · das meer · du kannst dich beschauen In seiner wellen unendlichem rollendem grauen · In deinem geist ist ein abgrund nicht minder weit. Gerne ...
XIV Du stiegest ab von deinem hohen hause Zum wege · manche freunde standen neben Du suchtest unter ihnen deine klause Und sahst dich um gleichwie in andrem leben. Dich werden deine gipfel nicht mehr schützen Doch wie seither in lauterstem ...
XIX Verschlingerin Zeit · stumpf ab des löwen klau · Heiss Erde schlingen eigne süsse brut! Den spitzen zahn aus tigers rachen hau · Langlebigen phönix brenn in seinem blut! Frohe und trübe zeiten lass zurück · Behandle wie du willst · schnellfüssige Zeit · Die ...
XIX DAS URBILD Nicht ist es schönheit von gemalten gruppen – Beschädigtes ergebnis schlechter zeit – Geschnürter fuss und finger wie von puppen Was meinem sinn befriedigung verleiht. Lass dem Gavarni seine farbelosen Und lispelnden gestalten vom spital! Nicht eine unter diesen ...
XIX Zu wem als dir soll sie die blicke wenden Die glühend Suchende der du zuerst Die höhen wiesest und das glück bescherst Das diese bunten tage nimmer senden? Du gibst den rausch · sie schwebt zum ewigen tore Erhoffter strahlen ...
XIX. Austellung der »Secession«, Wien Ferdinand Hodler in Genf, mit kalter Kraft, mit der Poesie des weisen und kühlen Endgereiften gibst du Natur und Menschen wieder! Voll Tiefe und Einfachheit bist du! Wie ein alter Holzfäller im Gebirge, wie einer ...
XL Nimm meine lieben · lieb · ja nimm sie alle! Hast du nicht alles · gab ichs nicht schon eh'r? Kein lieben · lieb · das dir als echt gefalle – Mein alles war schon dein vor diesem ›mehr‹. Wenn mir zu liebe du ...
XL Die verse widm ich dir wenn meinen namen Der zufall in die spätern zeiten bringt Und menschen abends dann zu sinnen zwingt Wie segel die vom sturm getrieben kamen: Dass dein gedächtnis dann – verwehte klänge! – Den leser quäle wie ...
XLI Die hübschen sünden die der leichtsinn tut Wenn manchmal ich von deinem herzen fern: Sie stehn der schönheit deiner jahre gut · Denn wo du bist folgt die versuchung gern. Liebreich bist du: und deshalb zu gewinnen · Schön bist du ...
XLI SEMPER EADEM Wie kommt dir – sagtest du – dies trübe wesen? Es gleicht auf nacktem fels dem wogenschwall. – Hat einmal unser herz die frucht gelesen Ist leben eine qual! wir wissens all · Ein schmerz · ganz einfach · nichts geheimnisvolles · Der wie ...
XLII Dass du sie hast ist nicht mein ganzer gram Und doch wird recht gesagt: sie liebt ich herzlich. Dass sie Dich hat ist was als schlimmstes kam · Mehr trifft mich DER verlust an liebe schmerzlich. Die ihr mit liebe ...
XLII GANZ UND GAR Der Böse kam diesen morgen In mein hohes verliess Mich auf einer sünde zu treffen Und fragte: ›weisst du wol dies: Von allen den schönen dingen Aus denen ihr zauber weht · Den rosa und schwarzen zierden ...
XLIII Mein auge sieht am besten · schliesst es sich · Da es sich tags an nichtige dinge wendet. Doch · schlaf ich · blickt in träumen es auf dich · Ist nächtig-hell · hell in die nacht gesendet. Denn du · dess schatten hell durch ...
XLIII Was erzählst du heut · allein geblieben Armes herz – herz ehmals wie verblüht – Der so schönen guten und so lieben Deren gottesblick dich neu durchglüht? Wir sind stolz darauf ihr lob zu singen · Ihr zu dienen heisst uns süsse pflicht ...
XLIV Wär meines fleisches dumpfer stoff der sinn So triebe ferne mich nicht kränkend fort. Dann zöge ich dem raum zum trotze hin Von weit entlegner mark an deinen ort. Dann wärs das gleiche wenn mein fuss auch stand Auf ...
XLIV DIE LEBENDIGE FACKEL Sie stehn vor mir · die augen voll im glühen · Ein weiser engel schuf sie zum magnet. Es giesst auf mich sein diamantensprühen Ein göttlich brüderpaar das vor mir geht. Sie schützen mich vor schwerem fall und ...
XLIX Für jene zeit – wär ich ihr nie gedenk! – Wann du auf meine fehler zürnend siehst · Du hinwarfst deiner liebe lezt geschenk · Auf klugen ratschlag deine rechnung ziehst: Für jene zeit wo du dich fremd entfernst · Kaum diese sonne mich ...
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Diese »Oden für das Herz« mögen erbaulich auf den Leser wirken und den »Geschmack an der Religion mehren« und die »Herzen in fromme Empfindung« versetzen, wünscht sich der Autor. Gellerts lyrisches Hauptwerk war 1757 ein beachtlicher Publikumserfolg.
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
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