Aromatische Säuren

[300] Aromatische Säuren leiten sich von den aromatischen Verbindungen durch Ersatz eines oder mehrerer Wasserstoffatome durch die Karboxylgruppe COOH ab. Sie sind den Fettsäuren (s.d.) analog.

Je nach der Anzahl der Karboxylgruppen unterscheidet man ein-, zwei-, drei- bis sechsbasische aromatische Säuren:


Aromatische Säuren

Die Karboxylgruppe kann den Wasserstoff entweder im Benzolkern oder in der Seitenkette ersetzen:

C6H5 · COOH

Benzoesäure

C6H5 · CH2 · COOH

Phenylessigsäure

C6H5 · CH = CH · COOH

Zimtsäure.

Als Säuren bilden sie Salze, Ester, Chloride, Anhydride, Amide u.s.w., als Benzolderivate sind sie derselben Umwandlungen fähig wie das Benzol selbst. Man kennt somit aromatische Säuren, die im Benzolkern durch die Sulfo-, Nitro-, die Amidogruppe, durch die Halogene u.s.w. substituiert sind. Durch Einführung der Hydroxylgruppe in den Benzolkern erhält man die Phenolsäuren, deren bekanntere die Salizylsäure


Aromatische Säuren

ist; diesen Phenolsäuren stehen Alkoholsäuren gegenüber, welche die Hydroxylgruppe in der Seitenkette enthalten, wie z.B. die Mandelsäure C6H6CH(OH)COOH. Auch ungesättigte Säuren, mit der doppelten Bindung in der Seitenkette, existieren in großer Anzahl. In ihren Reaktionen entsprechen sie vollkommen den ungesättigten Säuren der Fettreihe, so namentlich in der Fähigkeit, Halogene und Halogenwasserstoff zu addieren, wodurch sie in gesättigte Verbindungen übergeführt werden, in denen demgemäß das Halogen in der Seitenkette steht. Ebenso sind Keton- bezw. Chinonsäuren bekannt. Die aromatischen Säuren sind meist kristallisierte, in Wasser schwer, in Alkohol und Aether häufig leicht lösliche Substanzen. Durch Säuren werden sie aus den wässerigen Lösungen ihrer Salze meist gefällt; die niedrigeren unter ihnen destillieren bezw. sublimieren unzersetzt, die höheren spalten beim Erhitzen Kohlensäure ab. Aromatische Säuren finden sich in der Natur in vielen Harzen, Balsamen u.s.w.; auch im tierischen Organismus, wie die Hippursäure. Von den Bildungsweisen dieser Säuren sind einige analog denen der Fettsäuren, so die durch Oxydation der primären Alkohole oder der entsprechenden Aldehyde, ferner die durch Verseifung der zugehörigen Nitrile. So entsteht die Benzoesäure einerseits durch Oxydation des Benzylalkohols bezw. des Benzaldehydes, anderseits durch Verseifung des Benzonitrils. Charakteristisch jedoch für die aromatischen Säuren ist ihre Darstellung durch Einwirkung von Kohlensäure 1. auf Brombenzole bei Gegenwart von Natrium (Kekulé), 2. auf Benzol und seine Homologen bei Gegenwart von Aluminiumchlorid (Friedel, Crafts; statt der Kohlensäure wird besser Phosgen angewandt), 3. auf erhitztes Phenolnatrium (Kolbe), wodurch Phenolsäuren entstehen. An diese Synthesen, die noch nach verschiedenen Seiten erweitert worden sind, reihen sich die Acetessigester- und Malonsäureestersynthesen an. Von den Methoden, die zur Darstellung der ungesättigten Säuren führen, sei hier die von Perkin erwähnt, die in der Kondensation von aromatischen Aldehyden mit Fettsäuren besteht:


Aromatische Säuren

S.a. Aromatische Verbindungen, Benzol, Benzoe-, Salizyl- und Phthalsäure.


Literatur: Beilstein, Handbuch der organ. Chemie, 2. Aufl., Hamburg und Leipzig 1888, Bd. 2r S. 721 ff. – Schmidt, Lehrbuch der pharm. Chemie, organ. Teil, Braunschweig 1901.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 300.
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