Fabrik [1]

[526] Fabrik (von fabrica, Werkplatz, Werkstätte), ein oder mehrere Gebäude zu gewerblicher Tätigkeit, meist in großen Verhältnissen und unter Anwendung von Wasser-, Dampf- oder elektrischer Kraft. Die Lage einer Fabrik ist daher meist entfernt von Wohnstätten, vor Städten oder in besonders hierfür bestimmten Vierteln anzuordnen.

In der Grundrißanordnung haben sich zwei verschiedene Arten herausgebildet:

1. lange, mehrstöckige Gebäude, die von beiden Langseiten ihr Licht erhalten; hierbei werden die Zugänge, Treppen und Aborte an der schmalen Giebelseite errichtet und vorteilhaft in turmartigen, feuersicheren Anbauten vorgelegt; die Dachbildung ist das einfache Satteldach; 2. sehr breite und tiefe einstöckige Bauten, die durch Sägedächer (s. Dach) zu überdecken und zu erhellen sind. Die Zimmer der Verwaltung und Aufsicht sollen bequem und leicht zu erreichen sein und möglichst viel Uebersicht bieten. – In gesundheitlicher Hinsicht sollen die Räume hell und geräumig sein, und solche, in denen sich viel Staub oder schädliche, feuchte oder übelriechende Dünste entwickeln oder die Wärme über 25°C. beträgt, mit Lüftungsschloten versehen werden. Die Heizung wird am besten eine zentrale sein. – Die Konstruktion[526] ist je nach den Zwecken entweder eine leichte provisorische oder aber eine möglichst dauerhafte und feste. In neuester Zeit mehrt sich die Anwendung der Betoneisenkonstruktionen (s. Bd. 1, S. 737), die bei sehr geringer Massenverwendung große Spann- und Stützweiten zuläßt. In Fig. 1 und 2 sind Grundriß und Querschnitt eines solchen Fabrikgebäudes der Spinnerei La Cité in Mülhausen i. E. [1] dargestellt. – Das Aeußere der Gebäude trage tunlichst den Charakter einfachster Schmucklosigkeit. Bei großen Anlagen werden sich um die eigentlichen Werkstätten besondere Gebäude für die Verwaltung, Wohnungen verschiedener Art, Wirtschaftsräume mit Speisehallen, Lagerhäuser u.s.w. gruppieren; vgl. a. [2].


Literatur: [1] Züblin, Ed., Spinnerei »La Cité«, wiederaufgebaut nach der Zerstörung durch Feuer, Civilingen., Straßburg i. E. 1900. – [2] Uhland, W.H., Handbuch s.d. praktischen Maschineningenieur, Bd. 3, Leipzig 1883; Klasen, Ludw., Grundrißvorbilder, Abt. 15, Industrielle Anlagen; Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingen., Berlin; The Engineering, London.

Weinbrenner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 526-527.
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