Stereoskop-Photographie

[309] Stereoskop-Photographie, bezweckt die Herstellung von Stereogrammen. Es sind dies Bilder, die mit einer eignen Stereoskopkamera aufgenommen werden, und durch einen eignen Betrachtungsapparat, das Stereoskop, in Augenschein genommen, plastisch wirken.

Die Stereoskopkamera besteht aus einer Kamera, die im Innern durch eine vertikal stehende dunkle Scheidewand in zwei gleiche Teile getrennt und mit zwei vollständig gleichen Objektiven versehen ist. Die Objektive sind in gleicher Höhe und einer Entfernung von ca. 65 mm nebeneinander angeordnet. Das verbreitetste Format für Stereoskopaufnahmen ist 9 × 18 cm. Für die Betrachtung im Stereoskop muß die Lage der Bilder gewechselt werden, indem man das rechtsseitige Bild links und das linksseitige rechts anordnet. Das Wechseln geschieht entweder durch Zerschneiden der Bilder nach dem Kopieren oder durch Kopieren mit eignen Stereoskop-Kopierrahmen (Mohr). Stereoskopkamera und Stereoskope liefern die Firmen Zeiß-Jena, Steinheil-München, Görz-Berlin, Voigtländer-Braunschweig, Lechner-Wien u.s.w. [1].

Besondere Arten von Stereogrammen sind: die Anaglyphen von Ducos du Hauron. Bei denselben werden die beiden stereoskopischen Teilbilder in zwei verschiedenen komplementären Farben (z.B. rot und blaugrün) übereinander gedruckt, so zwar, daß sich dieselben nicht decken. Die Bilder werden durch Brillen mit gefärbten Gläsern betrachtet, die je ein Teilbild auslöschen, so zwar, daß das entsprechende Teilbild in das dazugehörige Auge gelangt.

Die Parallaxstereogramme von Ives werden mit Hilfe eines Linienrasters erzeugt. Die beiden Teilbilder sind in schmalen Streifen nebeneinander angeordnet. Zur Betrachtung wird vor das Diapositiv, unter gleichen Bedingungen wie bei der Aufnahme, ein gleicher Linienraster angebracht, und das Bild durch denselben in einer gewissen Entfernung betrachtet [2].


Literatur: [1] Steinhauser, A., Die theoretische Grundlage für die Herstellung der Stereoskopbilder auf dem Wege der Photographie und deren sachgemäße Betrachtung durch Stereoskope, Wien 1897; Scheffer, Anleitung zur Stereoskopie, Berlin 1904; Bergung, Stereoskopie für Amateurphotographen, Berlin 1904; Mercator, Die Diapositivverfahren, 2. Aufl., Halle a. S. 1908; Eder, Jahrbuch für Photographie und Reproduktionsverfahren, Halle a. S. 1887 ff.; Stolze, Die Stereoskopie und das Stereoskop in Theorie und Praxis, 2. Aufl., Halle a. S. 1908. – [2] Photographische Korrespondenz, Wien 1905.

Novak.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 309.
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