Artikel in der Wikipedia: Traumdeutung
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Oneiromantīe (grch.), Traumdeuterei; Oneirománt, Traumausleger.

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[679⇒] Traumdeutung (Oneiromantie). Die ehemals allgemein verbreitete Anschauung, daß der Traum das natürliche Verbindungsmittel mit der übersinnlichen Welt sei, und daß die wandernde Seele des Träumenden inzwischen mit Göttern und verstorbenen Vorfahren verkehre und von ihnen Eingebungen, Ratschläge und Winke für die Zukunft in einer Art Bildersprache [⇐679][680⇒] erhalte, veranlaßte die Bemühung, diese Bilder zu deuten. Anderseits suchte man aber auch solche Traumoffenbarungen absichtlich herbeizuführen. Bei den meisten Naturvölkern übernimmt der Medizinmann oder Schamane gegen Bezahlung den Auftrag, sich durch erprobte Mittel in Traumzustände zu versetzen und dann die Götter oder Vorfahren über das Schicksal einer Person zu befragen. Diese Traum- oder Totenorakel bestanden noch bei Griechen und Römern; die peruanischen Priester bedienten sich der scharfnarkotischen Gräberpflanze (Daturasanguinea), um Götter- und Ahnenerscheinungen zu erhalten. Joseph und Daniel erlangten als Traumdeuter ihren Einfluß. In Assyrien befand sich auf der Plattform der Stufenpyramiden das Gemach, in dem die babylonische Sibylle den nächtlichen Besuch des Orakelgottes empfing, und das Amt Daniels bei Nebukadnezar finden wir schon im altbabylonischen Heldengedicht von Izdubar, dem sein Traumausleger Eabani als steter Begleiter zur Seite steht. Die Ägypter übten zu solchen Zwecken die Hypnotisierung durch Anschauen glänzender Gegenstände. Bei den Griechen und Römern fanden Traumorakel, außer an den Stätten der Totenorakel, namentlich in den Äskulaptempeln statt; die Kranken (oder auch an ihrer Stelle die Priester) streckten sich auf den Fellen frisch geopferter Widder nieder, und aus der Art ihres Traumes wurde das einzuschlagende Heilverfahren von den Priestern gefolgert. Für die Kreise des Volkes dienten früh Traumbücher, Aufzeichnungen über die angebliche Bedeutung der einzelnen Träume. Das älteste hat man bruchstückweise auf Ziegelstein in der Bibliothek von Ninive gefunden. Im klassischen Altertum genoß dann das höchste Ansehen das ausführliche und von vernünftigen Grundsätzen ausgehende Traumbuch (»Oneirokritika«) des Artemidoros (s. d. 2), das bald nach Erfindung der Buchdruckerkunst auch in lateinischer und deutscher Übersetzung erschien. Ein mohammedanisches Traumbuch gab Battier nach dem arabischen TexteL'oneirocrite musulmane«, Par. 1664) heraus. In neuerer Zeit haben zwar die Naturphilosophen G. H. v. Schubert (»Die Symbolik des Traums«, 4. Aufl., Leipz. 1862) und E. R. Pfaff (»Das Traumleben und seine Deutung«, 2. Aufl., Potsd. 1873) den Glauben an vorbedeutende Träume zu retten gesucht, aber die Traumbücher werden nur noch von der Landbevölkerung auf Jahrmärkten gekauft. Vgl. Büchsenschütz, Traum und T. im Altertum (Berl. 1868); Lenormant, Die Magie und Wahrsagekunst der Chaldäer (deutsch, Jena 1878); Freud, Die T. (Wien 1899), sowie die im Artikel »Traum« erwähnten Schriften von Scherner und Maury. [⇐680]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 679-680.
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Oneiromantīe (griech.), Traumdeutung.

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[771⇒] Traumdeutung (Oneirokritik, Oneiromantie). Schon seit den ältesten Zeiten hat man angenommen u. durch Beispiele belegt, daß es Träume gebe, durch welche dem Menschen höhere, verborgene od. zukünftige Dinge geoffenbart werden. So sah Jakob im Traum die Himmelsleiter, Joseph erwarb steh durch Deutung von Träumen die Gunst des Pharao, die Weisen des Morgenlandes wurden im Traume gewarnt zu Herodes zurückzukehren, Cäsars Gemahlin wurde sein Tod durch einen Traum verkündet u. auch Cicero gedenkt in der Schrift De divinatione mehrer merkwürdiger in Erfüllung gegangener Träume; dergleichen Beispiele gibt es bis in die neueste Zeit. In älteren Zeiten gab es Menschen, welche sich befähigt glaubten die Sprache des Traums zu verstehen. Vorzügliches Ansehen hatten die Traumdeuter (gr. Oneiropoloi) im Morgenlande. Da man Träume als eine Art der Offenbarung Gottes an die Menschen betrachtete, so hielt man. auch Traumdeuter für Vertraute der Gottheit. Solche Offenbarungen erhielten im Alterthume auch Kranke in Beziehung auf ihre Heilung durch die Traumorakel, s.u. Incubation. Zur eigenen Deutung der Träume hat die Afterwissenschaft Traumbücher verfaßt, in denen die angenommenen Bedeutungen der Traumbilder verzeichnet sind. [⇐771]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 771.
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[186⇒] Traum, Traumdeuterei. Siehe, sprach der feurige Jüngling Tag zur ernsten Mutter Nacht, – siehe hier alle meine Sonnen und geöffneten Blumenkelche, siehe das pulsirende Leben, das geschäftige Regen und Weben in meinem glänzenden Reiche, und gestehe dann, daß ich der Herrscher der Erde bin! »Wohl,« antwortete mit milder Stimme die majestätische Nacht, – »wohl erkenne ich sie an, deine Herrlichkeit, und leid' es willig, wenn meine Sterne erbleichen vor deinen Sonnen: – doch lege ich in die Schale mein goldenes Gewicht, das unendliche Reich des T's, – wie erbleicht, wie zerstäubt deine Sonnenwelt vor des T's nächtlichen Sonnen!«.... Dank dir, heilige Nacht, für deine himmlischen Gaben! Prahle der Tag mit seinen geöffneten Blumenkelchen, du gibst uns dafür der Traumlilien geschlossenen Kelch. Da wiegt sich der Geist in heimlichen Wiegenliedern, die ihm von oben die träumerischen Sterne zuflüstern; da erschließen sich die goldenen Tiefen des magischen Mährchenquells; da schwimmt das Herz hinüber in das duftige Reich des ewigen Morgens. Wie du so lind, o. T., die Schläfe umwebest des Schlummernden mit deinem sternen- und liliendurchbrochenen Schleier! Wie du so lieblich zur sanftzitternden Aethergestalt wandelst die bange Trauergestalt des tiefsten Leides! Wie unter deinem Scepter so zauberisch die heimlichsten Gedanken und Gefühle zu sichtbaren Sylphiden voll süßen Zwielichts werden! Wie du die Getrennten vereinst, und selbst die Gestorbenen heraufzauberst aus der engen Kammer!..... Wenn bei der durch den Schlaf verursachten Unthätigkeit des Gehirns und Rückenmarkes und der von ihnen abhängigen Nerven die Functionen der [⇐186] [187⇒] Sinne, das Bewußtsein, Bewegung etc, gebunden sind, so bleiben die Nerven der Ganglien (Nervenknoten), welche vitale Handlungen des Körpers, Athmen, Umlauf des Blutes etc, bedingen, immer noch thätig, sowie die an diese Nerven gebundenen Seelenvermögen, das unwillkührliche Gedächtniß, die Einbildungskraft und das Begehrungsvermögen. Aus dem Walten dieser von der Außenwelt und den Sinneseindrücken abgewendeten Seelenthätigkeiten entsteht der T., welcher sich gewöhnlich in Bildern und Allegorien ausspricht, zu denen die Erinnerungen aus der Sinnenwelt meistens nur die Form geben. Den Charakter der T. und diese selbst bestimmen sehr oft gewisse Vorgänge im Innern des Organismus, welche von der Phantasie verbildlicht werden. So spiegelt uns ein leichtes, frisches Blut im T. ein Fliegen, Schweben und freies Erheben über den Boden vor; so Stockung in der Circulation, ein Ungeheuer, welches uns erdrücken wolle, den Alp. Zuweilen steigert sich die Thätigkeit des Gangliensystems zur Clairvoyance (s. Magnetismus thierischer). Am häufigsten spiegeln sich die Ereignisse des Lebens, die Sinneneindrücke und Gemüthsbewegungen des wachenden Zustandes im T'e ab. Vielen Einfluß auf Modification und Associrung der Traumbilder äußern auch die unbewußten Sinneneindrücke während des Schlafs, sowie Krankheiten, namentlich Fieber. Die meisten T'e sind am Morgen vergessen; zum Bewußtsein gelangen dagegen diejenigen, welche an der Grenze des Schlafens und Wachens oder während eines nicht allzu tiefen Schlafes sich bilden; denn dann ist die Thätigkeit des Gehirns nicht ganz eingestellt, und das Gangliensystem steht mit dem Cerebralnervensysteme noch in Verbindung. Die wunderbare Bildersprache und unergründliche Phantastik der Traumwelt deutete am tiefsinnigsten der große Naturforscher Schubert in seiner »Symbolik des Traums.« – Schon in den ältesten Zeiten sah man in den T'n Offenbarungen zukünftiger Dinge, und eine Menge der merkwürdigsten prophetischen Träume und Visionen erzählen uns die heiligen Schriften und viele Schriftsteller [⇐187][188⇒] aus allen Jahrhunderten. Man suchte deßhalb die T'e zudeuten, und in älteren Zeiten gab es, namentlich im Morgenlande, eigene Traumdeuter, welche die Traumsprache zu verstehen vorgaben Auf die angeblichen Erfahrungen dieser Deutekunst gründete man später die noch jetzt hie und da vorkommenden Traumbücher, mit der Verzeichnung der angenommenen Traumbilderbedeutungen. Ohne in eine nähere Untersuchung über diesen Gegenstand einzugehen, erinnern wir nur als eines Gegensatzes hier an das altdeutsche Sprichwort: »Träume sind Schäume.«

B. [⇐188]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 186-188.
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[655⇒] Der Traumdeuter, des -s, plur. ut nom. sing. Fämin. die Traumdeuterinn, eine Person, welche ein Geschäft daraus macht, die Träume anderer zu deuten, oder auszulegen. Gehorchet nicht euren Traumdeutern, Jer. 27, 9. So auch die Traumdeutung, die Auslegung eines Traumes. Notker gebraucht dafür Troumsceidere und Troumsceidt. [⇐655]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 655.
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