Pharao

[35] Pharao (Faro), Hazardspiel, angeblich benannt nach dem König Pharao, welcher sonst einen der Könige in der französischen Karte vorstellte u. der als ein bes. unternehmend geltender König bei dem P. am häufigsten besetzt wurde. Es wird mit voller französischer Karte gespielt, u. eine unbestimmte Anzahl Spieler (Pointeurs), deren jeder eine aus 13 Blättern, vom Aß bis zum Könige, bestehende Karte (Buch, Livret) erhält, spielen gegen einen Banquier. Jeder Pointeur kann das Ganze des von dem Banquier aufgelegten Geldes (die Bank) halten, was er durch va banque bezeichnet, od. nur wie gewöhnlich einen Theil desselben. Nachdem der niedrigste Satz (Point), welchen jeder Pointeur bis zum Betrage des vom Banquier offen hingelegten Geldes (der Bank) übersteigen kann, von dem Banquier bestimmt worden ist, mengt dieser die Karte, läßt einen Pointeur abheben, zeigt an, welche Karte die letzte ist (en bas, en faceliegt) u. zieht dann nach u. nach die Blätter von oben herunter, so daß deren jedoch jedes Mal nur zwei abgenommen werden, welche der Banquier neben einander vor sich auf den Tisch legt. Das jedesmalige Herunterziehen der Karten wird Abzug (Coup), u. das Abziehen aller 52 Karten eine Taille genannt. Die zuerst abgezogene ist für den Banquier, die zweite für die Pointeurs. Wenn eine Karte plié fällt, d. i. wenn in einem u. demselben Abzuge zwei gleiche Karten herauskommen, so gehört dem Banquier die Hälfte des auf dieser Karte stehenden Satzes. Das auf à la première u. à la figure (s. unten) zieht er in diesem Falle ganz ein. Die erste Karte des letzten Abzuges gehört ebenfalls dem Bauquier (liegt im Profite), die zweite desselben Abzuges gilt gar nicht. Es steht dem Pointeur frei, so viel Karten zu setzen als ihm beliebt, u. den Gewinn u. Verlust sowohl auf der so eben herausgekommenen, als auf jeder andern zu bemerken; auch ist er nicht verbunden, gleich bei dem Anfange des Spieles zu setzen u. kann nach jedem Abzuge zu spielen anfangen, darf jedoch eine Karte, welche noch nicht heraus ist, ohne Erlaubniß des Banquier nicht zurücknehmen (retiriren). Auch dürfen ohne diese keine verdeckten Karten (Cartes cachées) angesetzt werden. In diese wird bisweilen gleich bei dem Ansetzen Lappé od. Paroli eingedrückt (Franzosen, Französisches Lappé, Französisches Paroli), u. diese unterscheiden sich von dem gewöhnlichen Lappé u. Paroli blos, in so fern der Pointeur sich dadurch verbindlich macht, seine Karte im Falle des Gewinnens nicht zu ändern. Man nennt Russisches Paroli eine verdeckte, mit Lappé bezeichnete Karte, auf u. über welcher Geld steht, wodurch angezeigt wird, daß im Falle des Gewinnens das auf dem Tische liegende Geld auf Paroli, u. das auf der Karte stehende auf Lappé gespielt wird. Wenn das Geld auf od. über der Karte steht, so wird um die ganze Summe gespielt; liegt die Karte so auf den Geldstücken, daß diese nur die Hälfte davon bedeckt werden, so gilt nur die Hälfte der Summe; bedeckt die Karte den vierten Theil der Geldstücke, so spielt man, wenn die Karte von denselben abwärts steht, den vierten Theil der Summe, drei Theile hingegen, wenn sie aufwärts steht. Wenn zwei od. mehre neben einander stehende Karten zu gleichem Preise gespielt werden, so ist es hinreichend, entweder nur eine derselben zu besetzen (markiren), od. einen einfachen Satz über dieselben auf den Tisch zu legen. Wenn das Geld zwischen zwei Karten gesetzt wird, so gilt jede derselben die Hälfte der Summe. Wenn eine verdeckte Karte, deren vierter Theil in der Breite nach oben zu herumgebogen ist, angesetzt wird, so[35] gewinnt u. verliert man blos, wenn eines der drei Bilder auf die eine od. die andere Seite fällt. Man nennt dies à la figure, à la première figure spielen. Wird über zwei od. mehre markirte Karten Geld gesetzt, so gilt dieses für sämmtliches darunterstehende, so daß, wenn eine davon, gleichviel welche, auf die Seite des Banquier od. des Pointeur fällt, dieser die ausgesetzte Summe gewinnt od. verliert. Das über den Karten stehende Geld kann auch blos auf alle zusammen gespielt werden, ohne daß die einzelnen Karten, welche alsdann nicht markirt werden, bes. gelten. Diese Spielart heißt à la première. Wenn Gold u. anderes Geld zugleich auf einer Karte gespielt wird, so muß das Gold auf das andere Geld gesetzt werden; verdecktes Gold wird als nicht gesetzt angesehen. Quer gesetzte Karten gelten das Doppelte der unter ihnen stehenden u., wenn sich keine darunter befindet, das Doppelte des niedrigsten Points. Nach jedem Abzuge tritt eine Pause ein, während welcher der Banquier die Sätze der verlierenden Karten einzieht, so wie die der gewinnenden bezahlt etc. Obgleich die Pointeurs sich den Satz einer gewonnenen Karte nach jedem Abzuge auszahlen lassen können, so geschieht dies doch nur selten, u. sie bezeichnen gewöhnlich den Gewinn durch Knüllen, welche in die Karten gemacht werden, u. nach Maßgabe ihrer Bedeutung verschiedene Benennungen bekommen. Wenn der Pointeur quitt od. doppelt spielen will, so macht er ein Lappé (eigentlich la paix), auch Pace Patsch, indem er die Karte in der Breite zum vierten Theile nach unten zu herum biegt u. so stellt, daß der herumgebogene Theil nach dem Pointeur zu senkrecht auf dem Tische steht u. der übrige Theil nach dem Banquier zu schräg herabläuft. Man bezeichnet das Quitt od. Doppeltspielen auch durch ein Paroli, indem man zugleich quer unter die gebogene Karte ein verdecktes Blatt legt, welches man bei jedem Abzuge wegnehmen u. dadurch das Lappé in ein Paroli verwandeln kann. Diese Art des Lappé heißt Paroli mit dem Riegel. Wenn das Lappé gewonnen ist, u. der Pointeur die gewonnene Summe noch einmal quitt od. doppelt spielen will, so macht er Doppellamppé, er macht nämlich eine zweite, der ersten ganz ähnliche Knütte in die entgegengesetzte Seite des Blattes, od. stellt das einfache Lappé in die Quere, od. legt eine ungebogene Karte darauf. Will man den Gewinn verachtfachen, so setzt man das doppeltgebogene Blatt in die Quere, od. legt, wenn man sich der zweiten letzten Bezeichnungsarten bedient hat, eine ungebogene Karte darauf, u. so kann man, wenn man die gewonnene Summe ferner verdoppeln will, nach dem jedesmaligen Gewinnen dieser Karte, immer wieder Karten darauflegen. Will man in einem solchen Falle eine Karte, welche gewonnen hat, behalten, so legt man eine darunter. Wenn der Pointeur eine Karte gewonnen hat u. außer dem gewonnenen Satze den seinigen dazu wagen will, so macht er Paroli, indem er eine der vier Ecken des Blattes einwärts biegt, so daß der herumgebogene Theil die Gestalt eines Dreieckes bekommt. Er verliert dann, wenn die Karte auf die Seite des Banquier fällt, seinen u. den gewonnenen Satz, gewinnt aber im entgegengesetzten Falle die gesetzte Summe dreifach. Wenn man nach gewonnenem Paroli weiter spielen u. seinen Satz dazu wagen will, so macht man ein zweites, dem ersten ähnliches Ohr in die Karte (sept et le va), dann ein drittes (quinze et le va), dann ein viertes (trente-un et le va) etc., indem man einen Riß in die Seite des Blattes macht u. in die dadurch hervorgebrachten Ecken das Parolizeichen eindrückt. In allen diesen Fällen geht, wie bei dem Paroli, der Satz mit dem Gewinne zugleich verloren. Wenn man nach gewonnenem Paroli weiter spielen will, ohne seinen Satz zu wagen, so macht man Lappézeichen zu dem Paroli (six et le va, lappé de paroli) u. setzt, wenn man ferner quittod. doppelt spielen will, die Karte in die Quere od. legt eine Karte darauf (douze et le va), u. fährt bei dem Weiterspielen mit dem Darauflegen fort. Auch nach gewonnenem sept et le va, quinze et le va etc., kann man, wenn man blos quitt od. doppelt will, das Lappézeichen machen; bei dem quinze u. trente-un et le va wird der Bruch in die Mitte des Blattes gemacht. Der Pointeur kann auch nach jeder gewonnenen Karte sich blos einen beliebigen Theil des Gewinnes auszahlen lassen u. für den übrigen Theil fortspielen. Er macht dann entweder in das dazu gewählte Blatt die Zeichen, welche der nichtbezahlten Summe gleichgeltend sind, od. er setzt so viel Geld, als diese beträgt, auf ein mit Lappé bezeichnetes Blatt. Will der Pointeur eine Karte sogleich gebogen ansetzen, so kann er dieselbe durch Erlegung des einfachen Satzes als Lappé od. Paroli, durch Erlegung des doppelten Satzes als six od. sept le va etc. einkaufen. Der Pointeur kann ebenfalls eine Karte, welche er gebogen hat, mit einem umgewendeten Blatte zudecken (sie decken, schlafenlassen), wenn er will, daß sie für den nächsten Abzug nicht gelten soll, u. kann sie so lange zugedeckt lassen, als es ihm beliebt. Wenn der Pointeur mehre Karten zugleich spielt, so kann er, wenn er eine gewinnt, verliert od. plié fällt, sie wegnehmen u. den Gewinn u. Verlust auf einer andern bemerken, od. auch die Gewinn- u. Verlustzeichen in eine Karte machen, welche er umgewendet neben diejenige legt, auf welcher er die auf beiden stehende Summe zugleich spielen will (transportiren), u. es können auf diese Art so viel Karten, als dem Pointeur beliebt, auf eine u. dieselbe transportirt werden. Ein paroli, six et le va etc., welche auf eine Karte transportirt werden, werden paroli, six et le va etc. transport genannt. Es steht dem Pointeur frei, den Satz nach jedem Abzuge zu erhöhen; vermindern darf er denselben nur mit Erlaubniß des Banquier. Auch hat er die Freiheit, nach jedem Abzuge auf einer, zu seinem Vortheile od. Nachtheile gebogenen Karte eine beliebige Summe überdies zu spielen (masse fetzen), welche auf die über eine umgewendete Karte, welche er neben die gebogene legt, od. auch nur darneben auf den Tisch gesetzt wird. Wenn der Pointeur eine Karte von zwei, zwischen welchen eine Summe steht, verliert u. die Hälfte derselben nicht sogleich zahlen will, so wendet er die verlierende Karte um, od. nimmt sie weg u. setzt die ganze Summe auf die zweite, indem er diese in der Breite zum vierten Theile einwärts biegt (pliirt) u. der Länge nach auf den Tisch legt. Wenn er zwei od. mehre nicht markirte Karten hat u. eine davon verliert, so kann er die verlierende, wenn er sie nicht gleich bezahlen will, ebenfalls umlegen od. pliiren, sie aber auch wegnehmen u. eine andere pliiren. Pliirte nicht markirte Karten werden entweder der Länge nach od. quer auf den Tisch gelegt. Die erste Art des Legens ist die gewöhnlichere; die zweite wendet der Pointeur nur dann an, wenn er sich bei dem, durch Pliéfallen einer nicht[36] gebogenen Karte entstandenen Verluste der ersten Art bedient. Wenn eine nichtgebogene Karte plié fällt, so kann der Pointeur die Hälfte des daraufstehenden Satzes zahlen, od., wenn er die ihm übrig bleibende Hälfte quitt od. doppelt spielen will, auf die schwarze od. rothe Farbe entweder des zunächst abzuziehenden od. eines von dem Banquier aus einem andern Spiele abgehobenen Blattes rathen, od. auch eine beliebige Karte pliiren. In diesem Falle ist die gewöhnlichere Art des Pliircus, die Karte der Länge nach in der Mitte einwärts zu biegen. Wenn eine so gebogene Karte noch einmal plié fällt, so daß er nun drei Theile des Satzes verloren hat, u. er biegt, wenn er diese nicht zahlen will, die Karte oben u. unten in der Breite einwärts, so macht ereinen Spucknapf. Wenn eine auf diese Art bezeichnete Karte plié fällt, so wird entweder für den noch übrigen achten Theil des Satzes gerathen od. die Sache durch Zahlung ausgeglichen. Um den durch das doppelte plié erlittenen Verlust zu ersetzen, muß er zwei Karten gewinnen, indem er durch die erste nur den durch das zweite plié verlorenen dritten Theil wieder gewinnt. Ist dies geschehen, so verwandelt er den Spucknapf wieder in ein gewöhnliches plié. Wenn eine durch ein Gewinnzeichen bezeichnete Karte plié fällt, so verliert der Pointeur die Hälfte der gewonnenen Summe u. kann sich diese dann auszahlen lassen od. dafür fortbiegen. Im letzteren Falle macht er, wenn die plié gefallene Karte ein Lappé war, eine Kanone, indem er das Blatt der Länge nach in der Mitte biegt, so daß es von beiden Seiten schräg anläuft. Fällt das mit einer Kanone bezeichnete Blatt plié, so geht abermals die Hälfte verloren, u. man biegt, wenn man sich den Rest des Gewinnes nicht auszahlen lassen, od. nicht rathen will, den untern Theil der Kanone seitwärts herum (Kanone mit dem Schwanze). Eine mit Paroli bezeichnete Karte verliert u. gewinnt bei dem Pliéfallen nichts (retirirt sich). Wenn ein six et le va plié fällt, so wird im Falle des Weiterspielens ein paroli sans perdre gemacht, dessen Bezeichnung ein mit einer. Kanone verbundenes Paroli ist. In allen übrigen Fällen wird der Karte, auf welcher der Rest des Gewinnes gespielt wird, eine dem Betrage desselben entsprechende Bezeichnung gegeben. Aus sept et le va wird Paroli od. Lappé, aus quinze et le va, sept et le va, od. six et le va, aus douze et le va, six et le va, od. sept et le va, aus trente-un et le va, quatorze et le va, od. quinze et le va etc. Von Karten, welche durch Darauflegen eines Blattes bezeichnet sind, wird dieses, u. wenn mehre Blätter auf einer Karte liegen, eins derselben weggenommen. Wenn der Banquier im Verlaufe der Taille zwei Blätter statt eines auf die eine od. andere Seite gelegt hat, so daß bei dem letzten Abzuge eine Karte fehlt, welches Taille fausse machen heißt, so ist er verbunden, alle auf dem Tische stehenden Karten, gleich als wenn sie gewonnen hätten, zu bezahlen. Wird dagegen Taille fausse nicht durch sein Versehen, sondern durch ein nicht aus der gehörigen Zahl Karten bestehendes Spiel verursacht, so kann er deshalb nicht in Anspruch genommen werden. Der Gehilfe des Banquier, welcher bes. das Einziehen des gewonnenen u. das Auszahlen des verspielten Geldes besorgt, wird Croupier genannt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 35-37.
Lizenz:
Faksimiles:
35 | 36 | 37
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Apuleius

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der goldene Esel. Metamorphoses, auch Asinus aureus

Der in einen Esel verwandelte Lucius erzählt von seinen Irrfahrten, die ihn in absonderliche erotische Abenteuer mit einfachen Zofen und vornehmen Mädchen stürzen. Er trifft auf grobe Sadisten und homoerotische Priester, auf Transvestiten und Flagellanten. Verfällt einer adeligen Sodomitin und landet schließlich aus Scham über die öffentliche Kopulation allein am Strand von Korinth wo ihm die Göttin Isis erscheint und seine Rückverwandlung betreibt. Der vielschichtige Roman parodiert die Homer'sche Odyssee in burlesk-komischer Art und Weise.

196 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon