Artikel in der Wikipedia: Traum
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[859⇒] Traum, das Erzeugnis der Seelentätigkeit im Schlafe, welche zusammenhängende Reihen von Erscheinungen und Ereignissen vorführt, die scheinbar durch die Sinne zum Vorstellungsvermögen gelangen, in Wirklichkeit im Gehirn selbst (aus dem Gedächtnis) erzeugt werden. – Vgl. Spitta (2. Aufl., 2 Bde., 1882), Gießler (1890 u. 1896), Weygandt (1893), de Sanctis (deutsch 1901). [⇐859]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 859.
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[678⇒] Traum (lat. Somnium), die Fortsetzung der geistigen Tätigkeit während des Schlafes bei mangelndem klaren Bewußtsein des Schläfers. Der Unterschied zwischen Schlaf und Wachen liegt wesentlich darin, daß die höhern Geistesfunktionen: kritisches Denken und Urteilen, »ausgeschaltet« sind, während die niedern Tätigkeiten: Empfinden, Vorstellen und Erinnern, auch während der Erholungspause des Gehirnes im Schlafe fortwirken können. Manche unsrer Sinnespforten bleiben bekanntlich im Schlafe zugänglich, und wie im wachen Zustand alle Sinnesorgane fortwährend die Anregung zur seelischen Tätigkeit geben, so sind es im Schlaf meist nur das Ohr, die Nase, das Tast- und Gemeingefühl, die innere Erregungen und Traumbilder vermitteln. Die dadurch entstehende Empfindung gestaltet sich zu einer ihr entsprechenden dunkeln Vorstellung. So bewirkt eine unbequeme Lage oder ein körperlicher Schmerz einen T. von Fesselung und tätlichen Angriffen, Senfpflaster oder ein brenzliger Geruch erregen Träume von Feuersgefahr, plötzliches Ausstrecken soll das bekannte, meist mit Erwachen verknüpfte Gefühl eines tiefen Sturzes erzeugen, Töne und Geräusche aller Art, in der Nähe gesprochene Worte u. dgl. werden mit wunderbarer Schlagfertigkeit zu einem T. ausgesponnen, namentlich gegen Morgen, wenn das Großhirn nur noch im Halbschlummer liegt und anfängt, sich am Traumdenken mehr zu beteiligen. Diese Morgenträume werden dann deutlicher und logischer. Maury hat den Einfluß der Sinnesreize auf die Traumbilder durch Selbstversuche erprobt, indem er sich nach kaum eingetretenem Mittagsschlaf gewisse Geräusche und andre Eindrücke einflößen und gleich darauf wecken ließ, um sich der dadurch hervorgerufenen Traumvorstellungen zu erinnern. Man kann sich so ganze Träume einblasen (soufflieren) lassen. Häufig spiegeln sich die sogen. Binnenempfindungen oder krankhaften Zustände des Körpers im T. So träumen Personen, die an Atmungsbeschwerden oder Luftmangel leiden, von einem durch das Schlüsselloch eindringenden und sie bedrückenden Gespenst (s. Alp und Mittagsfrau), von engen Höhlengängen, Menschengedränge, Stößen gegen die Brust, Herzleidende haben beängstigende Träume, Erregungen in der Sexualsphäre bringen wollüstige Träume hervor. Vergebliche Anläufe, die Willensvorstellungen auszuführen, Hilferufe auszustoßen, sich anzukleiden und davonzulaufen, bringen die sogen. Hindernisträume hervor. Abgesehen von solchen äußern Anregungen, besteht der Inhalt der Träume meist aus Wiederbelebung und Verbindung von Erinnerungsbildern, wobei frische Erinnerungen, Dinge, mit denen man sich zurzeit stark beschäftigt, oder an die man in den Stunden vor dem Einschlafen lebhaft erinnert wurde, den Vordergrund einnehmen. Die dramatische Lebendigkeit der Traumbilder, die den Träumer verleitet, sie für Wirklichkeiten zu halten und zu glauben, daß er seinen T. mit offenen Sinnen erlebt, erklärt sich hinlänglich durch die Abwesenheit der Sinnenkontrolle und des wachen Urteils, vor dem im Wachen alle solche innern Bilder verblassen. Das Selbstbewußtsein ist nicht ganz aufgehoben, regt sich vielmehr, namentlich gegen Morgen, oft in Zweifeln und in der Frage: »Träume ich denn?«, worauf in der Regel baldiges Erwachen folgt. Durch die Abwesenheit des wachen Urteils erklärt sich sowohl das Durcheinander der Bilder als das Unsinnige, ja Unmoralische vieler im T. vor sich gehender Handlungen, die Ideen und Bilder folgen einfach dem Gesetz der Ideenassoziation (s. d.), und selbst das Erinnerungsvermögen ist so unsicher, daß verstorbene Personen lebend erscheinen, die Einheit des Ortes nicht beobachtet wird, jedes Zeitmaß verschwindet und sogar die einheitliche Persönlichkeit des Träumers sich in ihren Urteilen und Handlungen oftmals dramatisch in mehrere Personen spaltet. Ein bedeutendes Licht wird in dieser Richtung durch das Studium des Hypnotismus (s. d.) und namentlich durch die Möglichkeit der Suggestion (s. d.) auf den T. geworfen, denn auch hierbei ist das Urteil und Selbstbewußtsein so tief niedergedrückt, [⇐678][679⇒] daß sich die unsinnigste Idee einflößen läßt und zur Wirklichkeit gestaltet, bis zur Verleugnung der eignen Persönlichkeit. Gleichwohl sind die hypnotischen Suggestionen wie die Traumeindrücke so schwach, daß sie nach dem Erwachen mehr oder weniger vollständig aus dem Gedächtnis verschwunden sind; nur Träume, aus denen man mitten herausgerissen wird, besonders die der morgendlichen Halbschläfer, pflegen eine genauere Erinnerung zurückzulassen. Je tiefer der Schlaf, desto geringer scheint die Erinnerung an die Träume zu sein. Unter bestimmten Körperbedingungen kann aber der Schlaf und das Niederliegen der Urteilskraft von selbst so tief werden wie in der Hypnose, und dann kann der Schläfer umhergehend und handelnd weiterträumen, beim sogen. Schlaf- oder Traumwandeln (s. Somnambulismus). Das Traumleben spielt in der Völkerpsychologie und in den religiösen Vorstellungen eine sehr bedeutende Rolle, und eine Anzahl der namhaftesten Forscher auf diesem Gebiete nimmt an, daß sich die Grundpfeiler der religiösen Lehrgebäude (namentlich der Glaube an übernatürliche, den Schranken der Leiblichkeit, der Zeit und des Raumes entrückte Wesen, sowie an das Fortleben nach dem Tode) vorzugsweise aus den Erfahrungen des Traumlebens entwickelt haben. Das Naturkind nimmt eben das Geträumte für Wirklichkeit; es glaubt im T., von seinen Göttern und Toten besucht zu werden und meint anderseits, daß seine eigne Seele, wenn es von fremden Ortschaften träumt, sich vorübergehend vom Körper gelöst habe und frei umherschwärme. Daher bildete der Tempeltraum noch bei manchen Kulturvölkern einen Bestandteil des anerkannten Kults (vgl. Traumdeutung), und Wahrsagungs- oder prophetische Träume werden bei vielen Naturvölkern künstlich hervorgerufen. Auch neuere Mystiker, wie K. du Prel, sprechen von »Eingebungen«, Lösungen schwieriger Probleme im T. und wollen dem Traumleben sogar einen höhern geistigen Wert beimessen als dem wachen Leben. Allein die erwähnten Lösungen und Eingebungen, die von dem Träumenden angestaunt werden, erweisen sich nach dem Erwachen meist als Unsinn, obwohl es vorkommen kann, daß ein im Kombinieren geübter Kopf auch einmal im T. eine gute Lösung findet, wie eine solche ja auch im Wachen oft ohne unmittelbar vorausgegangenes Grübeln völlig »blitzartig« durch den Kopf schießt. Nach Descartes, Leibniz, Kant gibt es keinen traumlosen Schlaf. Auch neuere Versuche (von Vaschide) scheinen dies zu bestätigen; die Angabe mancher Personen, daß sie nicht träumen, soll auf einer Gedächtnistäuschung beruhen. Vgl. Scherner, Das Leben des Traums (Berl. 1861); Maury, Le sommeil et les rêves (4. Aufl., Par. 1877); Siebeck, Das Traumleben der Seele (Berl. 1877); Spitta, Die Schlaf- und Traumzustände der Seele (2. Aufl., Tübing. 1882); Binz, Über den T. (Bonn 1878); Radestock, Schlaf und T. (Leipz. 1879); Simon, Le monde des rêves (2. Aufl., Par. 1888); Tissié, Les rêves, physiologie et pathologie (2. Aufl., das. 1898); De Sanctis, I sogni (Turin 1899; deutsch von O. Schmidt, Halle 1901); Freud, Über den T. (Wiesbad. 1901); Foucault, Le rêve, études et observations (Par. 1906). [⇐679]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 678-679.
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Verweise:

Traumbücher, s. Traumdeutung.

Siehe auch:
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[647⇒] Träumen heißt die Tätigkeit der Seele im Schlafen. Vielleicht träumen wir während des ganzen Schlafes, jedenfalls aber oft gegen Morgen, kurz vor dem Erwachen. Das Eigentümliche des Traumes ist: Die Sinne funktionieren, aber die Sinnenreize sind mehr zentrale und entstammen weniger der Außenwelt, so daß man nicht wirkliche Wahrnehmungen hat, sondern phantastische Illusionen und Halluzinationen. Die Vorstellungen [⇐647][648⇒] treten bunt und regellos auf, unkontrolliert durch die Wirklichkeit und die Arbeit der Apperzeption, und nur durch die assioziativen Gesetze der Reproduktion bestimmt. Die Schranken von Raum und Zeit verschwinden, unsere Kräfte scheinen zu wachsen, wir glauben z.B. fliegen zu können, hören uns beredt sprechen, wissen viel mehr als sonst, versetzen uns in die entferntesten Gegenden, unterhalten uns mit Abgeschiedenen, hören wunderbare Musik, schauen herrliche Landschaften usw.; oder wir haben schwere Beängstigungen, sind im heftigen Streit mit Nahestehenden, begehen Verbrechen, deren wir uns selbst anklagen, sind Gefahren ausgesetzt, können zu einem bestimmten Ziel nicht gelangen, sind mitten in der Gesellschaft mangelhaft bekleidet usw.; aber alles dies ist Illusion und sensorische Funktion; unsere äußeren Willenshandlungen fehlen dagegen meist ganz. Der Traum als Ganzes hat stets etwas Seltsames, Barockes an sich; denn die Einheit des Bewußtseins ist locker; er wirft Personen und Sachen, Zeiten und Örter durcheinander, läßt sie plötzlich eintreten und wieder verschwinden, zerlegt unser Ich in zwei oder mehrere Teile, verschiebt, ja verzerrt unsere Vorstellungen; er befreit uns von den Rücksichten des Wachens und kombiniert oft merkwürdig treffend. Daher fällt uns im Traum manchmal eine Lösung einer schwierigen Aufgabe ein; im Traum kommt auch unsere Innerste Psyche zu Worte; uralte Erinnerungen und Wünsche, Hoffnungen und Gewissensbisse, Neigungen und Leidenschaften werden darin laut. Daher kann er eine erschütternde und mahnende Bedeutung für den haben, den er heimsucht. – So ist der Traum ein eigenes, illusionäres Leben, das sich neben das Leben im Wachen stellt und diesem gelegentlich den Rang streitig macht. Daher das poetische Doppelmotiv, das Leben als einen Traum, den Traum als ein Leben darzustellen (Calderon, Grillparzer).

Die Grundlagen, auf denen die Träume beruhen, sind: Körperliche Reize (Druck, Wärme, Kälte, Magenbeschwerden, Atembeschwerden u. dergl.), Nervenreize, sowohl äußere wie innere (Gerüche, Geräusche), wobei die Phantasie die kühnsten Deutungen vornimmt, Empfindungs- und Vorstellungsreste vom vorhergehenden Tage, unsere ganze Stimmung in physiologischer, psychischer und ethischer Hinsicht. – Ein besonderes Traumorgan mit Schopenhauer anzunehmen, ist überflüssig. Vgl. Hellsehen, Somnambulismus, Schlaf, Hypnose. Strümpell, Nat. n. Entstehung d. Träume, Lpz. 1874. Spitta, Schlaf- und [⇐648][649⇒] Traumzustände d. Seele, Tübingen 1878. Wundt, Grundriß d. Psychol., Leipzig 1905, § 18, 7, S. 335 ff. [⇐649]

Quelle: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 51907, S. 647-649.
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[518⇒] Traum heißt das mit dem Schlafe verbundene seelische Leben. Es wird ausgelöst von inneren (organischen) und äußeren Reizen, welche aber nicht, wie im Wachen, adäquat aufgefaßt und gedeutet werden, sondern allerhand Vorstellungen auslösen, die in irgend welcher Gefühlsverwandtschaft mit ihnen stehen, sonst aber ganz fremdartig sein können. Die Traumvorstellungen haben, teilweise schon infolge des Wegfalls des Sinnenbewußtseins, nicht die Schwäche gewöhnlicher Erinnerungsvorstellungen, sondern die Lebhaftigkeit und den Object-Charakter von Illusionen oder Hallucinationen. Während die active Denk- und Willenskraft, die active Apperception (s. d.) im Traume vermindert ist, ist das (durch sie ungehemmte) associative und Phantasieleben ein sehr bewegtes. Eine Art »Spaltung« des Ich tritt im Traume öfter ein. Kürzlich gehabte, aber auch lang vergessene Vorstellungen treten im Traume wieder auf, das Widersprechendste combiniert sich miteinander, da die Controlle seitens des logischen Denkens sehr vermindert, sehr lückenhaft ist. »Pathologisch« nennt man solche Träume, in welchen Störungen des Organismus sich in den durch sie ausgelösten Vorstellungen ankündigen. Häufig hat man dem Traumleben einen höheren Wert in Bezug auf Erkenntniskraft als dem Wachsein zuerteilt (»prophetische Träume«). Der Illusionismus (s. d.) ist geneigt, das Leben, die erscheinende Welt für einen »Traum« zu halten.

Auf die eidôla (s. Wahrnehmung) führt den Traum DEMOKRIT zurück: oneirous ginesthai kata tas tôn eidôlôn paratêrêseis (Galen, Hist. philos. 106, Dox. D. 640. Aristot., De div. 2). PLATO erklärt die Traumvorstellungen aus Bewegungen des Leibes, die während des Schlafes übrigbleiben: genomenês de pollês men hêsychias brachyoneiros hypnos empiptei, kataleiphtheisôn de tinôn kinêseôn meizonôn, hoiai kai en hoiois an topois leipôntai, toiauta kai tosauta pareschon aphomoiôthenta entos exô te egertheisin to apomnêmoneuomena phantasmata (Tim. 45 E, 46 A. Rep. IX, 571 C squ.). ARISTOTELES erklärt den Traum aus der Wechselwirkung der von den Wahrnehmungen zurückbleibenden pathê, phantasiai mit den Bewegungen der Sinne, welche aneimenou tou kôlyontos energousin, d.h. bei Wegfall der Hemmung wirksam werden (De insomn. 3, vgl. THEOPHRAST, STRATO: Plac. philos. V, 2, THEMISTIUS, GALEN: VI, 832 f.. II, 573 f., IV, 461, 611, V, 703). (Über Traumdeutung bei ARISTOTELES, den Stoikern u. a. Vgl. Büchsenschütz, Traum u. Traumdeutung im Altertum, 1868. vgl. CARDANUS, CAMPANELLA, De divin.. vgl. L. VIVES, De an. p. 110 ff.. GASSENDI, Synt. II, 2, 21).

Nach CHR. WOLF ist der Traum »ein Zustand klarer und deutlicher, aber unordentlicher Gedanken« (Vern. Ged. I, § 803). Die Träume gehen von einer Empfindung aus und werden von der Phantasie fortgesetzt (l. c. § 123). Nach MENDELSSOHN ist das Träumen »eine Art von Verrückung in eine andere Reihe der Dinge, als diejenige, die uns umgibt« (Morgenst. I, 6). Nach PLATNER ist der Traum »ein unvollkommenes, d. i. mit täuschendem Bewußtsein der Person [⇐518][519⇒] verbundenes Wachen« (Philos. Aphor. I, § 60). Nach KANT beruht der Traum auf einer unwillkürlichen Agitation der inneren Lebensorgane. Der Traum hat lebenerhaltende Kraft. Kein Schlaf ohne Traum (Anthropol. I, § 36). Nach G. E. SCHULZE sind Träume »diejenigen Erzeugnisse der Tätigkeit des Geistes im Schlafe, deren wir uns nach dem Erwachen wieder erinnern«. »Die Verschiedenheit jener Tätigkeit von der im Wachen besteht vorzüglich darin, daß erstens dabei die Eigenmacht, welche der Mensch wachend über das Wirken der Einbildungskraft auszuüben vermag, gänzlich fehlt oder die Seele bei dem Spiele der Vorstellungen im Traume bloß das Zusehen hat. und daß zweitens das im Traume vorhandene Selbstbewußtsein mehrenteils sehr unvollständig ist« (Psych. Anthropol. S. 276 ff.). Vgl. M. WAGNER, Beiträge zur philos. Anthropol. 1794, I, 204 ff.

Mit dem Hellsehen bringt den Traum SCHELLING in Verbindung (Clar. S. 122). Ähnlich lehrt SCHUBERT (Die Symbolik d. Traumes. Gesch. d. Seele), so auch TROXLER. Nach ihm ist der Traum »die Offenbarungsweise der Wesenheit des Menschen und des Lebens eigentümlichster und innigster Proceß« (Blicke in d. Wes. d. Mensch. S. 133). »Das Wachen ist nur ein Traum der Seele« (l. c. S. 134 ff.. vgl. C. G. CARUS, Vorles. S. 293 ff., BURDACH, STEFFENS, ESCHENMAYER, Psychol. S. 224 ff.). – Nach K. ROSENKRANZ ist der Traum »die Einheit des Schlafs und Wachens, ein Dasein des einen im andern« (Psychol.3, S. 164 f.). »Im Traumleben wird die Subjectivität des Geistes in eine unbestimmte Objectivität aufgelöst« (l. c. S. 166 ff.). »Wird eine solche scheinbare Objectivität während des Wachens hervorgebracht, so entsteht ein Traumwachen« (l. c. S. 168. vgl. MICHELET, Anthropol. S. 165 ff.. J. E. ERDMANN, Grundr. § 29. vgl. LINDEMANN, Lehre vom Mensch. § 340. BIUNDE, Empir. Psychol. I l, 398 ff.. HILLEBRAND, Philos. d. Geist. I, 348 ff.. SCHLEIERMACHER, Psychol. S. 348 ff.). – Nach BENEKE bestehen die Träume in einer beschränkten »Anregung des Bewußtseins während des Vorherrschens der leiblichen Aneigungstätigkeiten« (Lehrb. d. Psychol. § 317 ff.). Nach SCHOPENHAUER sind die Traumbilder von den Phantasiebildern des Wachens specifisch verschieden durch ihre Lebhaftigkeit, Vollendung, ihren Wirklichkeitscharakter, ihre Unwillkürlichkeit, Aufdringlichkeit. Der Traum ist »eine ganz eigentümliche Function unseres Gehirns«. Teilweise ist er dem Wahnsinn ähnlich. Die Träume entstehen (in der Regel) nicht durch äußere Eindrücke, sie werden nicht durch Association herbeigeführt. Vielmehr entspringt der Traum inneren, organischen Reizen, aus der Reaction des Gehirns gegenüber den Einwirkungen des sympathischen Nerven. Diese verlieren sich bis zum Gehirn hinauf und veranlassen das Gehirn zu der ihm eigenen Function der Raum-, Zeit-, Causalitätssetzung, vermittelst deren es die inneren Reize interpretiert. Dieses vom äußeren Eindruck auf die Sinne unabhängige Anschauungsvermögen ist das »Traumorgan« (Parerg. I, 210 ff.). Zwischen Leben und Traum ist kein specifischer und absoluter, sondern nur ein formeller und relativer Unterschied (Neue Paralipom. § 361). Als Ausgleichung gegenüber dem Wachleben betrachtet den Traum ULRICI (Leib u. Seele, S. 387). Nach J. H. FICHTE sind als »Traum« zu bezeichnen »alle diejenigen Bewußtseinszustände, in denen uns, ohne jede unmittelbare Sinneserregung, dennoch in Form sinnlicher Anschaulichkeit Bilder vor das Bewußtsein treten, gleichviel ob unser Urteil, die begleitende Reflexion, ihnen Objectivität beilege (wie im Schlaftraume) oder nicht (Wachtraum)« (Zur Seelenfrage, S. 80). Das »traumbildende Vermögen«, die Phantasie ist stets in [⇐519][520⇒] uns wirksam (Psychol. I, 508). »Das Objectivieren des Wachens ist ein vollständiges und berechtigtes, das des Traumes ein unvollständiges und darum illusorisches« (l. c. S. 509). Der Traumzustand ist der niedrigere, aber auch reichere, interessantere, »weil ungeahnte Schätze aus der vorbewußten Region darin emporsteigen können« (ib.). Der Traum ist »die symbolische Abspiegelung innerer Zustände« (l. c. S. 535, »Ahnungstraum«, »Heiltraum«. über »Wachträume« vgl. S. 580 ff.). Nach FECHNER ist der Träumende »ein Dichter, der seiner Phantasie die Zügel ganz und gar schießen läßt und ganz zu eine innere Welt versunken und verloren ist« (Elem. d. Psychophys. II, 524). VOLKMANN erklärt den Traum aus dem Wegfalle des »somatischen Druckes« für bestimmte Regionen des Vorstellungslebens (Lehrb. d. Psychol. I4, 417 ff.). HAGEMANN erklärt: »Der Traum ist eine Reihe von unwillkürlichen Einbildungen (Erinnerungen und Phantasiegebilden) während des Schlafes« (Psychol.3, S. 82). Die Beschaffenheit der Träume ist bedingt »a. durch organische Reize, die während des Schlafes auf die Seele einwirken. Die Phantasie bemächtigt sich dieser Empfindungen und schafft daraus bald heitere, bald schreckliche Traumgebilde«. »b. Durch Vorstellungen und Gefühle, welche uns vor dem Einschlafen beschäftigten«. »c. Durch die heitere oder trübe Stimmung, welche uns im Wachen beherrschte« (l. c. S. 83). Die Seele träumt auch im tiefsten Schlafe (ib.). Die Centrale des Denkens fehlt (l. c. S. 84). Nach HÖFFDING fehlt im Traume die feste Concentration der Aufmerksamkeit und die allseitige Controlle des Denkens (Psychol. S. 105). WUNDT erklärt: »Die Vorstellungen des Traumes gehen jedenfalls zum größten Teil von Sinnesreizen, namentlich auch von solchen des allgemeinen Sinnes aus, und sie sind daher zumeist phantastische Illusionen, wahrscheinlich nur zum kleineren Teil reine, zu Hallucinationen gesteigerte Erinnerungsvorstellungen. Auffallend ist außerdem das Zurücktreten der Apperceptionsverbindungen gegenüber den Associationen, womit die oft vorkommenden Veränderungen und Vertauschungen des Selbstbewußtseins, die Verwirrungen des Urteils u. dgl. zusammenhängen. Das Unterscheidende des Traumes von andern ähnlichen psychischen Zuständen liegt übrigens weniger in diesen positiven Eigenschaften, als in der Beschränkung der Erregbarkeitserhöhung auf die sensorischen Functionen, während die äußeren Willenstätigkeiten beim gewöhnlichen Schlaf und Traum vollständig gehemmt sind. Verbinden sich die phantastischen Traumvorstellungen zugleich mit Willenshandlungen, so entstehen die im ganzen seltenen, bereits gewissen Formen der Hypnose verwandten Erscheinungen des Schlafwandelns. Am häufigsten kommen solche motorischen Begleiterscheinungen beschränkt auf die Sprachbewegungen, als Sprechen im Traume, vor« (Gr. d. Psychol.5, S. 330. Grdz. d. physiol. Psychol. II, C. 16). Vgl. die Arbeiten von LÉLUT, A. LEMOINE, MAURY, Le sommeil et les rêves, 1878. vgl. TISSIÉ, Les rêves, 1890. RABIER, Psychol. p. 654 ff.. DELAGE, Ess. sur la théor. du rêve, Rev. scient. Tom. 48, 1891, p. 41 ff.. MAUDSLEY, Die Physiol. u. Pathol. d. Seele, 1870. SULLY, Die Illusionen, 1884. SIEBECK, Das Traumleben der Seele, 1877. VOLKELT, Die Traumphantasie, 1875. L. STRÜMPELL, Die Nat. u. Entsteh. d. Träume, 1874. P. RADESTOCK, Schlaf u. Traum, 1879. H. SPITTA, Die Schlaf- u. Traumzustände der menschl. Seele2, 1883. M. GIESSLER, Aus den Tiefen des Traumlebens, 1890. WEYGANDT, Entsteh. d. Träume, 1893. die Arbeiten von S. FREUD, S. DE SANCTIS (I sogni 1899) u. a.. DESSOIR, Gesch. d. Psychol. I2, 493 ff. [⇐520] [⇐521]

Quelle: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 518-521.
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Verweise:

Pathologische Träume s. Traum.

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[770⇒] Traum, nennt man die Vorstellungen u. Vorstellungsreihen, welche während des Schlafs unabhängig ebenso von einer gegenwärtigen äußeren sinnlichen Anregung, als von der absichtlichen u. willkürlichen Thätigkeit des Vorstellenden entstehen. Da die Frage, ob während des Schlafs ein T. stattgefunden habe, sich lediglich an die nach dem Erwachen zurückgebliebene Erinnerung an den T. beantworten läßt, so kann die Streitfrage, ob ein ganz normaler u. gesunder Schlaf den T. ausschließt, od. ob der schlafende Mensch immer träume, auch wenn er sich seiner Träume nicht erinnert, ob also die Thätigkeit der Seele durch die mit dem Schlafe eintretende Veränderung der leiblichen Zustände ganz gehemmt wird od. nicht, wenigstens durch die Erfahrung nicht zu Gunsten der letzteren Behauptung beantwortet werden, u. ihre Vertheidiger haben sich daher vorzugsweise auf theoretische Meinungen über das Wesen u. die Wirkungsart der Seele berufen, welche während des Schlafs unabhängig vom Körper ihre Functionen ausübe, womit sich bisweilen eine gewisse Hochschätzung u. Verehrung der Träume verbunden hat, als ob während des Schlafs die träumende Seele freier u. fesselloser thätig sei, als im Wachen, u. Gebiete durchdringe, welche ihr während des letzteren unzugänglich seien. Der durchschnittliche Charakter des T-s rechtfertigt eine solche Bevorzugung des T-s vor dem wachenden Vorstellen u. Denken keineswegs. Während des Wachens ist der Vorstellungslauf, wenigstens bei dem gefunden Menschen, durch den Verkehr mit der Außenwelt, sowie durch das Bewußtsein der Zwecke u. Aufgaben, welche, wie geringfügig sie auch häufig sein mögen, ihn geradejetzt beschäftigen, normirt u. regulirt; der Schlaf schließt ihn ebenso von den äußeren sinnlichen Empfindungen ab, als er die absichtliche u. willkürliche Fortsetzung seiner Thätigkeit aufhebt, u. das im T-e sich darstellende Spiel der Vorstellungen sammt den dasselbe begleitenden Gefühlen u. Begehrungen ist nicht sowohl eine Vermehrung u. Steigerung der geistigen Thätigkeit, als vielmehr der Ausdruck dessen, was übrig bleibt, wenn die regelmäßigen u. vollständigen Bedingungen der geistigen Regsamkeit, welche dem wachenden Menschen zu Gebote stehen, während des Schlafs nicht mehr vollständig vorhanden sind. Daher gibt es einerseits keinen T., dessen Elemente nicht irgendwie mit der umgebenden wirklichen Welt in Zusammenhang ständen; Blindgeborene träumen nie, Blindgewordene in der Regel nur noch eine Zeit lang von Farben, in den Träumen Taubgeborener kommt nichts von Tönen vor; ein Bewohner Sibiriens, welcher nie eine Palme gesehen u. nie von ihr gehört hat, wird gewiß nicht von Palmenwäldern träumen etc. Andererseits liegen die charakteristisch vorherrschenden Merkmale der allermeisten Träume in den phantastischen, bizarren, wunderlich verknüpften, vielfach abspringenden, sehr heterogene Bestandtheile durch einander werfenden, oft in eine nebelhafte Unbestimmtheit sich verlaufenden Vorstellungsreihen, welche es schwer, oft unmöglich machen ihren Inhalt an eine bestimmte Wirklichkeit anzuknüpfen; daher man ein regellos umherschweifendes od. dumpf hinbrütendes Spiel der Phantasie, welchem sich wohl bisweilen der Mensch im Wachen überläßt, od. eine Reihe von Begebenheiten, an deren Wirklichkeit zu glauben dem Menschen schwer fällt, od. welche im raschen Wechsel wirkungslos an ihm vorübergegangen sind, wohl auch vergleichungsweise einen T. nennt (s. Träumerei). In psychologischer Hinsicht vorzugsweise interessant sind die im T-e nicht selten vorkommenden Umstellungen u. Spaltungen des Selbstbewußtseins, wenn sich im T-e an die Stelle des eigenen Ich ein fremdes stellt, od. Jemand gleichsam aus einem doppelten Bewußtsein träumt u. die Rolle verschiedener Personen spielt; ebenso der T. im T-e, wenn im T-e selbst eine geträumte Wirklichkeit von dem geträumten T. unterschieden wird. Die Veranlassungen bestimmter Träume, auch wo deren Erinnerung genau ist, nachzuweisen ist verhältnißmäßig nur in wenigen Fällen möglich; die Ursachen des Träumens überhaupt müssen darin gesucht werden, daß entweder der Schlaf die psychischen Thätigkeiten nicht vollständig hemmt, so daß die im Bewußtsein vorhandenen Vorstellungen nach den verschiedensten Associationen fortarbeiten, od. daß organische Zustände des Körpers Empfindungen verursachen, welche sich in den Gebilden des T-s bemerklich machen u. fortspinnen; im ersten Falle wird der T. von psychischen Anregungen, im zweiten von somatischen eingeleitet, welche sich in den Traumvorstellungen symbolisiren; in vielen Fällen werden beiderlei Ursachen zusammenwirken. Zur ersten Klasse gehören vorzugsweise solche Träume, welche an Ereignisse, Gedanken u. Gefühle anknüpfen, welche den Menschen kurz vor dem Einschlafen od. auch vor längerer Zeit lebhaft beschäftigt haben od. überhaupt Mittelpunkte seines geistigen Lebens bilden; in solchen Fällen spiegeln sich bisweilen die Ereignisse der Wirklichkeit in verschönerter od. verzerrter Gestalt im T-e ab, vergessene Personen u. Begebenheiten [⇐770][771⇒] tauchen wieder auf, alte Gefühle u. Gedanken werden wieder angeknüpft u. fortgesetzt, u. der T. nähert sich bisweilen den Formen des wachenden Gedankenlaufs, wie z.B. der Musiker Tantini ein Musikstück geträumt haben soll, welches ihm nach dem Erwachen aufzuzeichnen gelungen ist. Zu der zweiten Klasse gehören solche Fälle, wo Stockungen in der Circulation, Druck auf große Gefäßstämme ängstliche Träume, z.B. die Vorstellung einer auf den Körper gelegten Last (sogenanntes Alpdrücken), od. das bes. leichte von Stattengehen gewisser Lebensverrichtungen die des Fliegens, Schwebens, od. das Vorgefühl einer nahenden Krankheit, die des Watens im Schlamme etc. hervorruft. Hierher gehören auch die Träume, welche, wie man behaup tet, durch bestimmnte Medicamente hervorgerufen werden sollen, die von den Functionen der Geschl echtsorgane ausgehenden Träume etc. Eine sehr wichtige Rolle spielt hierbei jedenfalls das Nervensystem, insofern die unabhängig von äußeren Reizen durch organische Zustände hervorgerufenen Veränderungen einzelner Theile desselben in ähnlicher Weise, wie bei den Hallucinationen (s.d.), die Veranlassungen u. zum Theil den Inhalt des T-s darbieten. Vgl. Greiner, Der T. u. das fieberhafte Irresein, Lpz. 1817; Waller, Abhandlung von dem Alpdrücken, dem gestörten Schlafe etc. (deutsch), Frankf. 1824. So lange der Mensch nicht durch oft wiederholte Erfahrung od. durch psychologische u. physiologische Kenntnisse den T. als ein wenn auch in vielen Fällen räthselhaftes, aber doch natürliches Ereigniß anzusehen gelernt hat, werden sehr lebhafte Träume, bes. solche, in welchen die lebendige Vorstellung abwesender od. verstorbener Personen od. sonst individuell wichtiger Ereignisse vorkommt, leicht eine geheimnißvolle, ans Wunderbare streifende Bedeutung gewinnen können; daher die Neigung auf gewisse Träume als vorbedeutende, warnende, prophetische ein Gewicht zu legen, welche dann der Aberglaube zu einer feierlichen Kunst der Traumdeutung (s.d.) benutzt hat, dergestalt, daß Traumbücher noch jetzt hier u. da eine Art Ansehen genießen Ebenso hat eine mystische Naturphilosophie in Verbindung namentlich mit den Erscheinungen des Thierischen Magnetismus u. des Somnambulismus (s.d.) das Träumen nicht selten als eine die wahren Tiefen der Seele besser u. vollständiger, als das wachende Denken enthüllende Äußerung des geistigen Lebens angesehen. Vgl Schubert, Symbolik des T-s, 4. Aufl. Lpz. 1862: Scharner, Das Leben des T-s, Berl. 1861. [⇐771]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 770-771.
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Verweise:

Traumbilder, die einzelnen Darstellungen für den im Traume wachwerdenden Blick, s.u. Traum.

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[509⇒] Traum, lat. somnium, nennen wir die Thätigkeit der Seele während des Schlafes. Im Schlafe ruhen die von dem Gehirn und Rückenmark abhängigen vitalen Processe, namentlich die Thätigkeit des Gesichts-, Gehörs- und Tastsinnes, die durch die Sinne vermittelte Einwirkung der Außenwelt auf die Seele hört auf od. ist wenigstens eine außerordentlich [⇐509][510⇒] beschränkte, daher verdunkelt sich auch das Bewußtsein, und als Folge davon das bewußte Denken (Reflexion) und Wollen. Dagegen dauern die von dem Gangliensystem abhängigen Verrichtungen fort, das Gemeingefühl (die allgemeine Empfindung von dem innern Zustande des Leibes) ist in lebhafter Thätigkeit u. erregt in der Seele Vorstellungen. Die Beschaffenheit des T.es, ob angenehm od. unangenehm, hängt theils von dem Gemeingefühle (bei überfülltem Magen, Blutandrang gegen den Kopf, Athmungsbeschwerden etc. träumt niemand angenehm), theils von der Phantasie ab (der Betrübte, Bedrohte etc. träumt in der Regel schwer); der intellectuelle u. sittliche Gehalt des T.es wird dagegen durch die intellectuelle und sittliche Ausbildung des Menschen bestimmt (der Mann träumt anders als das Kind, der Gelehrte anders als der Jäger, der Keusche anders als der Wüstling), und daher ist die Behauptung, daß man einen Menschen auch an seinen Träumen zu kennen vermöge, mit gewisser Beschränkung genommen keine unwahre. Jedenfalls hat aber das T. leben der Seele eine viel geringere Bedeutung als das wache Leben u. der Volksmund bezeichnet die Träume ganz richtig als Schäume; daß jedoch die meisten Völker alter und neuer Zeit in den Träumen etwas Prophetisches gesucht haben, befremdet den nicht, welcher die verschiedenen Mittel kennt, deren sich schon die Menschen bedient haben um einen Blick in die Zukunft zu werfen. – Das T. leben dauert während des ganzen Schlafes fort; von den Träumen im gefunden, tiefen Schlafe können wir nichts Bestimmtes wissen, weil wir sie vergessen oder von den Morgenträumen nicht zu unterscheiden vermögen. [⇐510]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 509-510.
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[464⇒] Traum nennen wir jene im Schlafe zur innern Wahrnehmung kommenden Vorstellungen und Empfindungen, welche die Folge einer dann vom menschlichen Willen freien, eigenthümlichen Thätigkeit der Seele sind, namentlich insofern der träumende Mensch sich nachher beim Erwachen mehr und minder deutlich bewußt bleibt, welche Bilder und Gefühle ihn ohne einen Willen beschäftigten. Die körperlichen Organe, welche diese Äußerungen einer von der Außenwelt und den Sinneseindrücken abgewendeten Seelenthätigkeit vermitteln, sind vorzugsweise im Gangliensystem (s. Nerven) zu suchen, was während des Schlafs in ununterbrochener, ja kräftigerer Wirksamkeit bleibt, während das Gehirnsystem sich unthätig verhält. Sonst könnte man eigentlich mit Gewißheit behaupten, daß die Seele beständig träume, wenn wir es uns auch nicht bewußt werden, da sie als eigenstes inneres und von dem körperlichen ganz verschiedenes Wesen ein der Ermüdung des letztern nicht unterworfenes besonderes Leben besitzt. Eine reiche Quelle von Träumen sind Vorgänge im Körper, die im Zustande des Wachens theils gar nicht oder nur als unbestimmte Empfindungen wahrgenommen werden, dort aber in bildlichen Vorstellungen auftreten, welche weit von denen im wachenden Zustande verschieden sind. So stellen sich Behinderung des Blutumlaufs, Druck auf große Gefäßstämme, Beschwerden des Athmens, oft als ein mit drückender Last auf den Schlafenden sich legendes oder setzendes Ungethüm (s.Alp) vor, und besonders leichtes Vonstattengehen der sämmtlichen Lebensverrichtungen wie ein Schweben oder Fliegen. Andere Träume erscheinen blos wie Abspiegelungen des äußern Lebens, auch als Fortsetzungen geistiger Beschäftigungen des Wachenden; bisweilen aber tauchen längst vergangene und im wachenden Zustande vergessene Personen, Vorfälle und Ideen im Traume wieder auf, und zu ihnen gesellen [⇐464][465⇒] sich dann häufig die allerfremdartigsten Bilder. Aber nur in überaus seltenen Fällen scheint der gewöhnliche Traum an das magnetische Hellsehen (s. Magnetismus) zu streifen, und dann gibt er auch wol einmal Aufschlüsse, welche im wachen Zustande vergeblich gesucht wurden. Dergleichen Fälle sind aber so außerordentlich selten, daß die einzelnen von den Millionen täglich und nächtlich geträumten Träume, welche eintreffen, wie man sagt, durchaus noch nicht für Beweise eines Zusammenhangs zwischen dem Traume und Erfolge gelten, und ebenso wenig einen Grund abgeben können, in den Träumen Vorzeichen künftiger Dinge zu sehen, daher alles sogenannte Auslegen von Träumen oder die Traumdenterei auf nichts als Aberglauben hinausläuft. Wie in den ältesten Zeiten gibt es aber bei vielen rohen Völkern noch Leute, welche ein besonderes Geschäft aus der Traumdeuterei machen, und die sogenannten Traumbücher, welche angeblich erfahrungsmäßige Auslegungen der Erscheinungen im Traume enthalten, haben selbst bei uns noch keineswegs alles Ansehen unter dem Volke verloren. Man träumt aber nicht blos im Schlafe, sondern oft auch im Wachen, wenn man sich willenlos dem natürlichen Zuge seiner Vorstellungen hingibt. Eine geistreiche Schrift über diesen Gegenstand ist G. H. v. Schubert's »Symbolik des Traums« (3. Aufl., Lpz. 1840). – Die Alten hatten auch einen Traumgott. (S. Morpheus.) [⇐465]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 464-465.
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[186⇒] Traum, Traumdeuterei. Siehe, sprach der feurige Jüngling Tag zur ernsten Mutter Nacht, – siehe hier alle meine Sonnen und geöffneten Blumenkelche, siehe das pulsirende Leben, das geschäftige Regen und Weben in meinem glänzenden Reiche, und gestehe dann, daß ich der Herrscher der Erde bin! »Wohl,« antwortete mit milder Stimme die majestätische Nacht, – »wohl erkenne ich sie an, deine Herrlichkeit, und leid' es willig, wenn meine Sterne erbleichen vor deinen Sonnen: – doch lege ich in die Schale mein goldenes Gewicht, das unendliche Reich des T's, – wie erbleicht, wie zerstäubt deine Sonnenwelt vor des T's nächtlichen Sonnen!«.... Dank dir, heilige Nacht, für deine himmlischen Gaben! Prahle der Tag mit seinen geöffneten Blumenkelchen, du gibst uns dafür der Traumlilien geschlossenen Kelch. Da wiegt sich der Geist in heimlichen Wiegenliedern, die ihm von oben die träumerischen Sterne zuflüstern; da erschließen sich die goldenen Tiefen des magischen Mährchenquells; da schwimmt das Herz hinüber in das duftige Reich des ewigen Morgens. Wie du so lind, o. T., die Schläfe umwebest des Schlummernden mit deinem sternen- und liliendurchbrochenen Schleier! Wie du so lieblich zur sanftzitternden Aethergestalt wandelst die bange Trauergestalt des tiefsten Leides! Wie unter deinem Scepter so zauberisch die heimlichsten Gedanken und Gefühle zu sichtbaren Sylphiden voll süßen Zwielichts werden! Wie du die Getrennten vereinst, und selbst die Gestorbenen heraufzauberst aus der engen Kammer!..... Wenn bei der durch den Schlaf verursachten Unthätigkeit des Gehirns und Rückenmarkes und der von ihnen abhängigen Nerven die Functionen der [⇐186] [187⇒] Sinne, das Bewußtsein, Bewegung etc, gebunden sind, so bleiben die Nerven der Ganglien (Nervenknoten), welche vitale Handlungen des Körpers, Athmen, Umlauf des Blutes etc, bedingen, immer noch thätig, sowie die an diese Nerven gebundenen Seelenvermögen, das unwillkührliche Gedächtniß, die Einbildungskraft und das Begehrungsvermögen. Aus dem Walten dieser von der Außenwelt und den Sinneseindrücken abgewendeten Seelenthätigkeiten entsteht der T., welcher sich gewöhnlich in Bildern und Allegorien ausspricht, zu denen die Erinnerungen aus der Sinnenwelt meistens nur die Form geben. Den Charakter der T. und diese selbst bestimmen sehr oft gewisse Vorgänge im Innern des Organismus, welche von der Phantasie verbildlicht werden. So spiegelt uns ein leichtes, frisches Blut im T. ein Fliegen, Schweben und freies Erheben über den Boden vor; so Stockung in der Circulation, ein Ungeheuer, welches uns erdrücken wolle, den Alp. Zuweilen steigert sich die Thätigkeit des Gangliensystems zur Clairvoyance (s. Magnetismus thierischer). Am häufigsten spiegeln sich die Ereignisse des Lebens, die Sinneneindrücke und Gemüthsbewegungen des wachenden Zustandes im T'e ab. Vielen Einfluß auf Modification und Associrung der Traumbilder äußern auch die unbewußten Sinneneindrücke während des Schlafs, sowie Krankheiten, namentlich Fieber. Die meisten T'e sind am Morgen vergessen; zum Bewußtsein gelangen dagegen diejenigen, welche an der Grenze des Schlafens und Wachens oder während eines nicht allzu tiefen Schlafes sich bilden; denn dann ist die Thätigkeit des Gehirns nicht ganz eingestellt, und das Gangliensystem steht mit dem Cerebralnervensysteme noch in Verbindung. Die wunderbare Bildersprache und unergründliche Phantastik der Traumwelt deutete am tiefsinnigsten der große Naturforscher Schubert in seiner »Symbolik des Traums.« – Schon in den ältesten Zeiten sah man in den T'n Offenbarungen zukünftiger Dinge, und eine Menge der merkwürdigsten prophetischen Träume und Visionen erzählen uns die heiligen Schriften und viele Schriftsteller [⇐187][188⇒] aus allen Jahrhunderten. Man suchte deßhalb die T'e zudeuten, und in älteren Zeiten gab es, namentlich im Morgenlande, eigene Traumdeuter, welche die Traumsprache zu verstehen vorgaben Auf die angeblichen Erfahrungen dieser Deutekunst gründete man später die noch jetzt hie und da vorkommenden Traumbücher, mit der Verzeichnung der angenommenen Traumbilderbedeutungen. Ohne in eine nähere Untersuchung über diesen Gegenstand einzugehen, erinnern wir nur als eines Gegensatzes hier an das altdeutsche Sprichwort: »Träume sind Schäume.«

B. [⇐188]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 186-188.
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[655⇒] Träumen, verb. reg. act. & neutr. welches im letztern Falle das Hülfsworte haben erfordert. 1. Schlummern, in einem leichten Schlafe liegen, als ein Neutrum; eine im Hochdeutschen unbekannte Bedeutung, in welcher aber im Nieders. sowohl drömen, als das verkleinernde trömken, üblich sind. Mit einem andern Endlaute ist eben daselbst auch drusen üblich. 2. In engerer und gewöhnlicherer Bedeutung, im Schlafe reden, und im weitern Verstande, verworrene Vorstellungen im Schlafe haben. Es wird auf eine doppelte Art gebraucht. (a) Als ein persönliches Zeitwort, mit der ersten Endung der Person, solche Vorstellungen im Schlafe haben. Man sagt, es träume jemand, wenn er im Schlafe redet. Ich habe diese Nacht viel geträumet, habe die ganze Nacht geträumet. Verhüllet im Dampf, vergraben in Federn, träumt er den Morgen vorbey, Zach. Am üblichsten ist es in dieser Gestalt, im figürlichen Verstande, verworrene Vorstellungen und Begriffe haben. Ich glaube, du träumst. Er träumt von lauter Glückseligkeit. Wenn sich die größten Geister so entsetzlich daran irrten, so heillos darüber träumten, Herd. (b) Als ein unpersönliches Zeitwort oder doch wenigstens in der dritten Person, mit der dritten Endung der Person. Demo daz traumet, Notk. Im traum ein traume swere, Stryck. Und ihm träumete, und siehe u.s.f. 1 Mos. 28, 12. Höret, was mir geträumet hat, Kap. 37, 6. Was ist das für ein Traum, der dir geträumet hat? V. 10. Gleichwie einem Hungrigen träumet, daß er esse, Es. 29, 8. Es hat mir nichts davon geträumt, auch figürlich, ich habe nichts weniger als das vermuthet. Es träumte mir, er wäre gestorben. Laß dir das nicht träumen, figürlich, stelle dir das nicht vor. Welche Beyspiele nebst der Analogie ähnlicher Zeitwörter [⇐655][656⇒] hinlänglich genug sind, zu beweisen, daß die vierte Endung, mit welcher dieses Zeitwort von manchen verbunden wird, es träumet mich, unrichtig und fehlerhaft ist. So auch das Träumen.

Anm. Im Oberd. traumen, im Nieders. drömen und drommen, im Schwed. drömma. Viele sehen es als eine Versetzung von dormire an, Casaubonus leitete es von δράμά, eine Fabel, ab, und Ihre von dem Celt. Drem, ein Gesicht, Erscheinung. Das letzte scheint allerdings damit verwandt zu seyn, kann aber nicht als das Stammwort angesehen werden. Es scheinet, daß träumen eine Nachahmung des unvernehmlichen leisen Redens im Schlummer ist, da es denn nach Abzug des Vorlautes zu reimen, rühmen, u.s.f. gehören, wenigstens, so wie sie, einen gewissen ähnlichen Laut nachahmen würde. [⇐656]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 655-656.
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[655⇒] Der Traum, des -s, plur. die Träume, sowohl im Abstracto und ohne Plural, der Zustand verworrener Vorstellungen im Schlafe, ein mittlerer Zustand zwischen Schlafen und Wachen. Im Traume reden. Es kam mir im Traume vor. Wie im Traume herum gehen, ohne deutliches Bewußtseyn, im Stande verworrener Vorstellungen. Es ist mir noch wie im Traume. Jemanden aus dem Traume helfen, sowohl eigentlich, einen Träumenden erwecken; noch häufiger aber figürlicher, seine undeutlichen und verworrenen Begriffe deutlich machen, ihn zurecht weisen, seine Zweifel heben u.s.f. Als auch die verworrene Vorstellung selbst. Mit schweren Träumen geplagt seyn. Ängstliche Träume haben. Einen Traum haben, Der Traum bedeutet nichts Gutes. Einen Traum deuten, noch mehr auslegen; S. Traumdeuter. Auf Träume halten, sie für Anzeigen künftiger Wirklichkeiten halten. Da gehet mir mein Traum aus, im gemeinen Leben, er wird damit erfüllet, wahr gemacht. Wer weiß, gehet dein Traum nicht heute aus, Weiße. Figürlich werden auch wohl verworrene Vorstellungen eines Wachenden, Einbildungen, Meinungen, welche dem gewöhnlichen und nothwendigen Zusammenhange der Dinge widerstreiten, Träume genannt. S. Träumer.

Anm. Schon bey dem Kero Traum, bey dem Ottfried Droum, im Nieders. Droom, im Engl. Dream, im Schwed. Dröm, im Ißländ. Draumur. S. Träumen. [⇐655]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 655.
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