[158] Öser, 1) Adam Friedrich, Maler, Bildhauer und Radierer, geb. 17. Febr. 1717 in Preßburg von sächsischen Eltern, gest. 18. März 1799 in Leipzig, bildete sich von 173039, nur durch einen zweijährigen Aufenthalt in Preßburg unterbrochen, wo Raphael Donner Einfluß auf ihn gewann, durch Privatunterricht in Wien, dann bei Dietrich und Mengs in Dresden, wo er von 173956, namentlich als Dekorationsmaler für das Hoftheater, tätig war und mit Winckelmann Freundschaft schloß. 1764 wurde er Direktor der neugegründeten Kunstakademie in Leipzig. Neben seiner Lehrtätigkeit, die unter andern auch auf Goethe von großem Einfluß wurde, entfaltete er eine große Regsamkeit auf dem Gebiete der dekorativen Malerei, namentlich in Plafonds, die jedoch meist untergegangen sind. Erhalten haben sich einige Gemälde in der Nikolaikirche und eine Anzahl von kleinen dekorativen Arbeiten und Staffeleibildern. Von seinen plastischen Schöpfungen sind das Denkmal Friedrich Augusts des Gerechten in Leipzig und das der dänischen Königin Mathilde in Celle hervorzuheben. Ö. hat auch 45 Blätter teils nach Rembrandt, teils nach eigner Erfindung radiert. Neben Winckelmann war er ein energischer Vorkämpfer für die Reform der Kunst durch die Antike, vermochte aber seinen geläuterten Kunstanschauungen in seinen eignen Gemälden keinen energischen Ausdruck zu geben. In seiner Vorliebe für Allegorien steht er noch auf dem Boden der Rokokokunst. Vgl. Dürr, Adam Friedr. Ö. (Leipz. 1879). Sein Sohn Johann Friedrich Ludwig Ö., geb. 1751 in Dresden, seit 1778 Professor der Geschichts- und Landschaftsmalerei in Dresden, gest. 1792, hat landschaftliche Zeichnungen in Aquarell und Tusche und Radierungen nach Rubens, Rembrandt, Salvator Rosa u.a. ausgeführt.
2) Rudolf Ludwig, unter dem Namen Otto Glaubrecht bekannter Volksschriftsteller, geb. 31. Okt. 1807 in Gießen, seit 1835 Pfarrer zu Lindheim in der Wetterau, starb daselbst 13. Okt. 1859. O. gab eine Reihe von Erzählungen heraus, die das Volksleben, besonders in der Wetterau und im übrigen Hessenland, in einfacher und fließender Darstellung zur Anschauung bringen und trotz ihrer pietistischen Färbung zu den bessern Erscheinungen dieser Art gehören. Wir nennen davon: »Anna, die Blutegelhändlerin« (Frankf. 1841); »Die Schreckensjahre von Lindheim« (1842); »Heimkehr« (1848); »Die Goldmühle« (1852); »Erzählungen aus dem Hessenland« (1853); »Die Zigeuner« (1851; 7. Aufl. mit Lebensskizze von seinem Sohn, Stuttg. 1899); »Die Heimatlosen« (1858); »Das Wassergericht« (1860) etc. Ausgewählte Schriften Ösers erschienen Frankfurt 1866. Sein Sohn Hermann, geb. 27. Nov. 1849 in Lindheim, seit 1882 Direktor des Lehrerinnenseminars in Karlsruhe, schrieb stimmungsvolle Skizzen und Novellen: »Stille Leute«, zwei Lebensbilder (5. Aufl., Basel 1900); »Vom Tage« (2. Aufl., das. 1895); »Des Herrn Archemoros Gedanken über Irrende, Suchende und Selbstgewisse« (4. Aufl., das. 1899); »Am Wege und abseits« (3. Aufl., das. 1900); »Midaskinder« (2. Aufl., das. 1904); »Aus der kleinen Zahl« (das. 1904) u. a; auch gab er ein »Hausbuch aus deutscher Dichtung und Prosa« (2. Aufl., das. 1901) heraus.