Ardennen [1]

[732] Ardennen (Ardenner Wald, s. Karte »Belgien«), ausgedehntes Waldgebirge im südöstlichen Belgien, das nach O. mit dem Hohen Venn und der Eifel zusammenhängt, zwischen Mosel und Maas ein rauhes Bergland bildet und sich jenseit der Maas an den Ufern der Sambre allmählich zum flandrischen Tiefland[732] verflacht. Die A. gehören dem Rheinischen Schiefergebirge (s. d.) an. Sie haben eine mittlere Erhebung von 550 m, während ihre höchsten Berge 650 m kaum übersteigen. Auf ihrem Rücken tragen sie ansehnliche Plateaus, in welche durch die das Gebirge von Mézières bis Namur durchschneidende Maas mit deren Nebenflüssen Chiers, Semois, Lesse und Ourthe und die der Mosel zuströmenden Flüsse Orne und Sure (Sauer) mit Alzette (Eltze) tiefe Täler und Schluchten, oft mit steilen Abstürzen von 200 m Höhe, eingeschnitten sind. Der größere Teil der Plateaus bietet nur Heiden (landes) dar, entweder weite sumpfige und der Kultur unzugängliche Strecken (fagnes) oder schlechte Weideplätze, die nur nach einem Zwischenraum von 15–20 Jahren und durch ein besonderes Verfahren zum Anbau zu benutzen sind. In den Tälern hingegen findet man herrliche Wiesen und fruchtbares Land. Den Hauptreichtum des Gebirges bilden die Waldungen, die zumeist aus Eichen und Buchen mit untermischten Erlen, Birken, Eschen etc. bestehen, und die reich vorhandenen Montanschätze, als Eisen, Blei (bei Longvilly), Antimon (bei Gösdorf), Kupfer (bei Stolzenburg), Mangan (bei Bihain), plastischer Ton, namentlich aber die unerschöpflichen Steinkohlenlager (am Nordrand von Lüttich bis Valenciennes sich erstreckend), die Belgiens Metallverarbeitung und großartige Industrie begründen. Die A. waren als Arduenna Silva schon den Römern bekannt. Sie waren der Jagd- und Waldgöttin Diana heilig, die davon den Beinamen Arduenna erhielt, und mancherlei Denkmäler des Dianendienstes in diesen Gegenden finden sich noch in Altären, Statuen, Inschriften. Vgl. Montagnac, Les Ardennes illustrées (Par. 1875, 2 Bde.); Förster, Versuch einer physischen Chorographie der A. (Aachen 1882); Gosselet, L'Ardenne (geologisch, Par. 1888); Jean d'Ardenne (L. Dommartin), L'Ardenne. Guide du touriste et du cycliste (3. Aufl., Brüss. 1894–96, 3 Bde.); Freimuth, Ardennenwanderungen (Köln 1895); Meyrac, Géographie illustrée des Ardennes (Charleville 1900).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 732-733.
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