[439] Eifel (Eiflia), der nordwestliche Teil des Rheinischen Schiefergebirges zwischen Mosel, Rhein und der belgischen Grenze in der preuß. Rheinprovinz (s. Karte »Rheinprovinz« u. die »Geologische Karte von Deutschland«). Von einer im N. 160 m, im S. bei Trier 128 m, bei Koblenz 59 m hohen und von da am Rhein bis Bonn bis zu 50 m ü. M. sinkenden Basis erhebt sie sich zu einem großwelligen Hochland mit reichen vulkanischen Bildungen und tiefen, wald- und felsreichen Tälern, aus denen Kyll, Lieser und Alf mit Üß südwärts zur Mosel, ferner Nette und Brohl ostwärts, Erst nordwärts zum Rhein, Roer zur Maas fließen. Die E. zerfällt in mehrere größere Bezirke; es sind dies das Maifeld, der Ahrgau, die Hohe E., die Vordereifel und die öden westlichen Höhenzüge, zu denen die Schneeeifel (Schneifel) und das Hohe Venn gehören. Das Maifeld, der alte Maiengau, von der Nette und Elz durchschnitten, bildet eine Ebene von durchschnittlich 400 m Meereshöhe und verdankt seinen Namen wohl den Volksversammlungen der Franken, die daselbst stattfanden. Nordwestlich von demselben erheben sich die Vulkangipfel des Hochsimmer (559 m) und des Forstbergs (574 m), während nördlich in einer großartigen vulkanischen Landschaft der Laacher See (s. d.) liegt, umringt von einem zusammenhängenden Kranz waldiger Höhen, darunter im NW. der Veitskopf, aus dessen Krater ein Strom basaltischer Lava sich in der Richtung des Laacher Kessels ergoß, und der Kruster Ofen, in dem man die Ausbruchstelle der Massen sucht, welche die Tuffe von Kruft und Plaidt bildeten. Nördlich folgt der von der Ahr durchflossene Ahrgau mit dem Ahrtal, ein tiefes, wildromantisches Felstal, von Ahrweiler bis Altenahr, in dem sich die basaltische Landskrone erhebt. Der Hohen E. gehört ein bedeutender Zug basaltischer und phonolithischer Kuppen, der die höchsten Gipfel des Landes enthält, an: die Hohe Acht (760 m), die Nürburg (688 m), der Hochkelberg (674 m) u.a. Die Vordereifel ist nicht allein geologisch, sondern auch malerisch reicher als die Hohe E. Zu ihr gehören die schönen Täler der Üß bei Bad Bertrich, das Liesertal mit dem Schloß Manderscheid und das Kylltal mit Gerolstein an der Kyll (s. Tafel »Bergformen II«). Dem nördlichsten Teil der E. gehört das industriereiche Schleidener Tal an, ein Seitental der Roer, in dem die alte, einst reiche Abtei Steinfeld liegt. In trostloser Ode zieht im W. von Prüm der schmale Quarzitrücken der Schneeeifel oder Schneifel in nordöstlicher Richtung hin, 696 m erreichend. Weiter westlich folgen dann die mit Torfmooren und Heide bedeckten Rücken, deren äußerster auf deutschem Gebiete das Hohe Venn (s. d.) ist.
Geologisches. Das Grundgebirge der E. ist wie das Rheinische Schiefergebirge wesentlich aus devonischen Ablagerungen aufgebaut. Nur im äußersten Westen treten unter den Tonschiefern, Quarziten und Grauwacken des Unterdevons die halbkristallinischen Schiefer der Ardennen und im Hohen Venn in großer Ausdehnung zum Kambrium gestellte dunkelgraue Phyllite, Porphyroide und Quarzite mit Granit auf. Längs des Nordrandes und in einer von Euskirchen südwärts bis Schönecken (südlich von Prüm) sich fortsetzenden Zone findet sich dem Unterdevon muldenartig eingelagert der mitteldevonische Eifelkalk mit vielen charakteristischen Versteinerungen. Weiter im N. trifft man auf Oberdevon, Kohlenkalkstein und produktives Kohlengebirge (bei Eschweiler und an der Wurm). In fast horizontaler Lagerung ruhen über diesen ältern Bildungen des Nordrandes die Glieder des Aachener Kreidegebirges. Von der Trias tritt innerhalb der E. selbst, und zwar in dem Strich von Düren südwärts bis zur Mosel, im N. nur in Inseln, auf dem alten gefalteten Gebirge flach ausgelagert, im S. aber in großer Ausdehnung und bis nach Lothringen hinein sich erstreckend, Buntsandstein auf, hier und da bedeckt von Muschelkalk und Keuper. Tertiärsedimente (Tone und Tuffe mit Blätterkohle und Infusorienerde) sind in der E. selbst nur spärlich vorhanden (so bei Eckfeld unweit Manderscheid), wohl aber in der Umgebung von Niedermendig und am östlichen und nördlichen Rande, insbesondere bei Bonn, gut entwickelt.
Charakteristisch für die E., und zumal für den östlich von der Schneeeifel gelegenen Teil, sind besonders die vulkanischen Gesteine, deren Bildung in der Tertiärzeit begann. Unter den ältern vulkanischen Gesteinen unterscheidet man Trachyt und Phonolith, deren Vorkommen auf einzelne Kuppen in der Gegend von Kellberg und Adenau beschränkt ist, von dem Basalt, der viel verbreiteter ist und teils in der hohen E. zahlreiche, oft hohe Kuppen bildet, dann aber auch zerstreut in vielen isolierten Durchbrüchen bis in die Gegend von Godesberg und Rolandseck hin vorkommt. Von besonderm Interesse sind die jungvulkanischen Bildungen, deren Entstehung bis in die Zeit des Diluviums (Lößbildung) hineinreicht. Letztere gehören zwei Hauptbezirken an: 1) der Vordereifel, wo in einer Zone, die von Bad Bertrich bis zum Goldberg bei Ormont zieht und deren Mittelpunkt die Gegend von Dann und Gerolstein ist, basaltische Laven, Schlacken und Sande in großer Menge zutage gefördert wurden, und 2) dem Bezirk des Maifeldes mit dem Laacher See, wo eigentümliche Leucitgesteine und basaltische Laven, lockere vulkanische Auswürflinge, Basalttuffe, Leucittuffe und Bimssteintuffe (Traß) in weiter Verbreitung vorkommen. Besonders bekannt sind der Traß, der, ein Produkt von vulkanischen Schlammströmen, das Brohltal bis hoch zu seinen Gehängen hinauf erfüllt und als Baustein vielfach verwendet wird, sowie die gleichfalls als Bausteine geschätzten Tuffe von Plaidt und Kruft und die in unterirdischen Steinbrüchen aufgeschlossene Mühlsteinlava von Niedermendig. Eine große Zahl von Vulkankegeln mit ausgezeichnet erhaltenen [439] Kratern, z. T. auch mit Lavaströmen, sind vorhanden, so der Mosenberg bei Manderscheid, der Firmerich bei Dann, die Papenkaule bei Gerolstein, der Bellerberg bei Mayen, der Herchenberg bei Brohl, der Roderberg bei Godesberg etc. Zahlreiche Explosionskrater von sehr verschiedenen Dimensionen sind die sogen. Maare, meist mit Wasser gefüllt und kleine Seen darstellend, oder auch versumpft und trocken. Unter ihnen sind besonders hervorzuheben: das Ulmer Maar, das große Meerfelder Maar westlich von Manderscheid, das Pulvermaar unfern Gillenfeld, vor allen aber die drei Maare am Mäuseberg zwischen Gemünd und Schalkenmehren: das Schalkenmehrener, Weinfelder und Gemündener Maar, alle von Tuffen und Haufwerken vulkanischer Auswürflinge umringt, die beiden letzten ohne Ausfluß, obgleich das letzte nur durch einen 230 m breiten Steinrücken vom tiefen Liesertal getrennt ist. Auch Säuerlinge gibt es in den vulkanischen Gebieten in großer Menge, in der Umgegend von Dann allein gegen 500.
Von nutzbaren Mineralien sind noch zu erwähnen der Bleiglanz, der am Bleiberg bei Kommern, bei Kall und bei Mechernich, eingesprengt in Buntsandstein (sogen. Knottenerz), Anlaß zu einem ausgedehnten Bergbau (Mechernicher Bleibergwerke) gegeben hat, ferner die Blei- und Zinkerze, die gang- und lagerartig im Kohlenkalk (und Oberdevon) am Altenberg bei Aachen vorkommen.
Klima, Pflanzen- und Tierwelt. Die E. ist infolge ihrer hohen freien Lage sehr rauh und windig. Die Jahrestemperatur beträgt 67° (Köln und Trier 10°); die absoluten Extreme schwanken zwischen 35 und -20°. Der Niederschlag erreicht im Jahre 100 cm, geht aber auch bis auf 70 cm herab; die Zahl der Schneetage kann jährlich auf 90 anwachsen. Die Vegetation der E. wird von den verschiedenen Bodenverhältnissen sehr auffallend beeinflußt. Die devonische Grauwacke (der »Roggenboden«) ist häufig nur von einer dünnen Schicht Dammerde bedeckt und besitzt sehr ärmliche Vegetation; der devonische Kalkboden (»Spelzenboden«) ist erheblich fruchtbarer, trägt Spelz, Weizen, Roggen, Hafer und Erbsen und typische Kalkpflanzen, besonders in der Herbstvegetation. Der Buntsandstein hat noch günstigere Einwirkung auf die Landwirtschaft, wo nicht das Zerfallen des Gesteins in Sand den Boden zu locker macht; die Gegend von Wittlich erzeugt Tabak, auf günstig gelegenen Abhängen auch Wein, und an einzelnen Stellen gedeiht Hopfen; sehr charakteristisch ist hier das Auftreten des Sedum trevirense. Der Basalt und die basaltische Lava tragen prachtvolle, dichte Buchenwälder. Die festen Lavaströme, wo die Lava fast ohne Humus den unmittelbaren Boden bildet, sind außerordentlich unfruchtbar; alle Gewächse erscheinen hier als wahre Zwerggestalten und sind meist stengellos geworden. Wo aber die Lavablöcke entfernt worden sind oder die Lavaschlacke zerfallen ist und sich mit dem ursprünglichen Boden gem ischt hat, zeigt sich eine ausgezeichnete Fruchtbarkeit. Die Tierwelt zeigt im allgemeinen den Charakter derjenigen des westlichen Deutschland. Die z. T. steinigen, z. T. bewaldeten und auch sumpfigen Hochflächen mit zahlreichen aufragenden Kuppen bedingen eine immerhin ziemlich verschiedenartige Ausbreitung der Fauna dieses beschränkten Gebiets. Die Säugetiere gleichen im ganzen denen in benachbarten Faunengebieten; von jagdbaren Tieren finden sich dort, wo das Terrain es gestattet und sie gehegt werden, die gewöhnlichen Formen; sehr verbreitet ist das Wildschwein. In den Waldungen findet sich Auer- und Birkwild und das Haselhuhn. Über die im Gebiete der E. nistenden oder sie berührenden Vögel vgl. M. Schäfer, Moselfauna (Trier 1844). Von Reptilien kommen Lacerta vivipara und muralis, Blindschleiche, Coronella austriaca und vielleicht auch Kreuzotter und Vipera aspis vor; von Amphibien die gemeine und die Kreuzkröte, selten die Feuerkröte, sowie auch die Geburtshelferkröte, der braune Gras- und grüne Wasserfrosch, selten der Laubfrosch. häufig der Kammolch und gefleckte Salamander. In den Bächen der E. leben Forellen; in die größern Wasserbecken eingesetzt wurden Barsche, Schleien. Rotaugen und Hechte, wo sie auch gedeihen. In den Maaren der E. findet sich außer den bereits erwähnten, wasserlebenden Wirbeltieren eine nicht ganz unbeträchtliche Fauna wirbelloser Tiere, die hierher verschleppt wurde oder durch Kommunikation der Maare mit dem Flußsystem der Mosel und des Rheine dahin gelangen konnte. Es handelt sich im ganzen um die gewöhnliche Süßwasserfauna, doch scheinen die sonst häufigen Ringelkrebse (Gammarus und Asellus) selten zu sein, finden sich aber im Laacher See.
Seit 1871 durchschneidet die E. eine Eisenbahn von Köln nach Trier in der Richtung von N. nach S. während eine andre Linie, von Andernach ausgehend. das Gebirge in vielfachen Windungen von O. nach W. durchquert. Vgl. Schannat, Eiflia illustrata (a. d. Lat. von G. Bärsch, Köln 182526), dazu als Fortsetzung: Schorn, Eiflia sacra (Bonn 188683). v. Dechen, Geognostischer Führer zu der Vulkanreihe der Vordereifel (2. Aufl., das. 1885); Derselbe. Geognostischer Führer zum Laacher See (das. 1864) und dessen »Erläuterungen zur geologischen Karte der Rheinprovinz« (das. 1870); Vogelsang, Die Vulkane der E. (Haarlem 1864); Dressel Geognostisch-geologische Skizze der Laacher Vulkangegend (Münst. 1871); Röbbelen, Die Bewaldung und sonstigen Meliorationen der E. im Regierungsbezirk Trier (Trier 1876); Hecking, Die E. in ihrer Mundart (Prüm 1890); Follmann, Die E. (in den »Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde«, Stuttg. 1894); Dronke, Die E. (Köln 1899); Zender, Die E. in Sage u. Dichtung (Trier 1900); »Eifelführer«, hrsg. vom Eifelverein (9. Aufl., das. 1901).
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