Australische Region

[175] Australische Region (hierzu Tafel »Australische Fauna«), tiergeographische Region, deren Mittelpunkt Australien und Neuguinea bilden; erstreckt sich westlich bis Celebes, Lombok, Timor und den übrigen Molukken, nach O. bis zu den Sandwich- und Markesasinseln, die nördlichsten Teile bilden Tasmania und Neuseeland. Die a. R. ist gut charakterisiert durch ihre eigenartige Tierwelt, unterscheidet sich aber in ihren einzelnen Teilen wesentlich und zerfällt demgemäß in vier Unterregionen: die australische im engern Sinn, die austromalaiische, neuseeländische und polynesische. Die australische Subregion wird gebildet durch den australischen Kontinent und Tasmania, deren Fauna höchst eigenartig ist. Die Säugetiere sind, mit Ausnahme der Fledermäuse und kosmopolitischen Nagetiere, ausschließlich Beutel- und Kloakentiere, die, mit einer Ausnahme in Amerika, nur der australischen Region eigen sind. Unsre Tafel zeigt von den bekanntesten Beuteltieren die sehr verschiedenen Typen des Riesenkänguruhs (Fig. 1), des Baumkänguruhs (Fig. 2) und des Beutelwolfes (Fig. 3) von Tasmania; eine Anzahl dieser Beutler hat sich von dem australischen Kontinent aus auch auf die austromalaiische Subregion verbreitet. Die Kloakentiere sind durch das Schnabeltier (Fig. 4) und den Ameisenigel (Fig. 5) vertreten; alle andern in Australien heute heimischen Säugetiere, wie Schaf, Kaninchen, Fuchs, auch der Dingo, sind eingeführt. Von Vögeln besitzt die australische Subregion mehr ihr allein zukommende Arten als irgend eine andre Subregion der Welt; besonders reich sind die Papageien vertreten (Nymphe, Fig. 6, der Helmkakadu, Fig. 17), während die in der austromalaiischen und der pacifischen Subregion weitverbreiteten Tauben stark zurücktreten und die Paradiesvögel (Fig. 9) auf die Nordküste beschränkt sind. Bekannte Vögel Australiens sind die Gattungen Emu (Fig. 10) und Kasuar (Fig. 11) und der Leierschwanz (Fig. 13). Reptilien und Amphibien sind weniger charakteristisch; von letztern sind nur schwanzlose Formen vorhanden. Von charakteristischen Fischen kommt der Barramunda (Ceratodus, Fig. 16) vor, ein Lungenfisch, der in der gleichen Gattung schon im Jura vertreten ist. Die austromalaiische Subregion umfaßt die Inseln nördlich Australiens von Celebes und Lombok bis zu den Salomoninseln. Das Zentrum dieser Subregion ist die große Insel Neuguinea mit dem ausgesprochenen Charakter der Subregion, der bedingt ist durch die tropischen Verhältnisse, hohe, gleichmäßige Temperatur, große Feuchtigkeit, üppige Wälder. Bei den Molukken machen sich die Einflüsse der benachbarten orientalischen Region geltend; die Fauna der nördlich von Australien gelegenen Timorgruppe leitet sich deutlich von Neuguinea, Australien, Java und den Molukken her, während der äußerste Posten, die Insel Celebes, ein in seiner Herkunft schwer zu enträtseln des Faunengemisch zeigt. Die Säugetierfauna zeigt zwar australischen Charakter, besitzt aber nicht die große Reichhaltigkeit und weist orientalische Einwanderer auf, so den Molukkenhirsch, eine Viverre, Affen etc. Hervorragend charakteristisch ist die Vogelfauna von Neuguinea, die Heimat der farbenprächtigen Paradiesvögel, außerdem findet sich hier das Talegalla- oder Großfußhuhn (Fig. 14); reich sind auch die taubenartigen Vögel vertreten. Reptilien und Amphibien sind ein Gemisch australischer und orientalischer Formen. Unter den Insekten finden sich ebenso wie unter den Mollusken sehr viele eigentümliche Arten. Die dritte Subregion umfaßt Neuseeland und die benachbarten kleinern Inseln, sie ist durch eine scharf begrenzte und so eigenartige Fauna ausgezeichnet, daß man sie fast als eigne Region betrachten kann. Säugetiere fehlen, von zwei Arten Fledermäusen abgesehen, völlig; von den Vögeln sind über die Hälfte eigentümlich und darunter einige sehr auffällige Formen, so der Nestorpapagei (Fig. 7), der Eulen- oder Nachtpapagei (Fig. 8), der flügellose Schnepfenstrauß (Kiwi, Fig. 12). Von Reptilien kommen nur Eidechsen, von Amphibien nur ein Frosch vor; das eigentümlichste Reptil aber ist die eine eigne Reptilienordnung bildende Hatteria (Brückeneidechse, Fig. 15), die eine ganze Reihe heute auf verschiedene Ordnungen verteilter Charaktere in sich vereint. Die polynesische Subregion besteht aus der ausgedehnten Inselreihe, die über den Stillen Ozean ausgestreut liegt; die wichtigsten [175] Gruppen sind die Sandwichinseln, die Markesas- und Gesellschaftsinseln, die Schiffer-, Freundschafts- und Fidschiinseln, Neukaledonien und die Neuhebriden; bezüglich der letztern ist es unsicher, ob dieselben zu der pacifischen, austromalaiischen oder australischen Subregion zu zählen sind, ähnlich wie für die nördlich des Äquators und westlich gelegenen Inseln. Trotz der weiten Ausdehnung der Subregion gilt die Fauna als ziemlich gleichmäßig. Säugetiere fehlen mit Ausnahme von Fledermäusen und Nagetieren völlig; die Vogelgattungen sind überall die gleichen charakteristischen, Reptilien und Amphibien sind häufig verbreitet. Eine besondere Stellung scheint den Sandwichinseln zuzukommen, von denen eine charakteristische Molluskenfauna und auch manche andere besondere Tierart bekannt geworden ist.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 175-176.
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