Bellerophon

[612] Bellerophon (Bellerophontes), eigentlich Hipponoos, Sohn des Glaukos von Korinth (oder des Poseidon), Enkel des Sisyphos, tötete durch Versehen den Korinther Belleros oder seinen Bruder und floh deshalb nach Tiryns zu König Proitos, der ihn entsühnte. Proitos' Gemahlin Anteia (nach spätern Stheneboia) klagt ihn, da er ihrer Liebe nicht willfährig ist, eines Angriffes auf ihre Tugend an, worauf Proitos B. zu seinem Schwiegervater Jobates in Lykien mit einer Tafel sendet, die in geheimer Schrift die Tötung des Überbringers erbat.

Bellerophon und Pegasos. (Relief.)
Bellerophon und Pegasos. (Relief.)

Jobates überträgt B. die Erlegung[612] der Chimära (s. d.), die er mit Hilfe seines Flügelrosses Pegasos vollbringt; er besiegt dann die Solymer und Amazonen und einen starken Hinterhalt der tapfersten Lykier. Da erkennt Jobates seine göttliche Herkunft und macht ihn zum Mitregenten und Eidam. An Stheneboia rächt sich B. dadurch, daß er Liebe heuchelnd sie beredet, mit ihm den Pegasos zu besteigen, und sie dann bei der Insel Melos ins Meer stürzt. Nach Homer ward B. später den Göttern verhaßt und schweifte einsam und sich in Grant verzehrend umher. Nach Pindar wollte er sich in den Himmel auf dem Pegasos schwingen, der ihn, von Zeus durch eine Bremse wütend gemacht, abwarf, so daß er kläglich umkam. In Korinth und Lykien ward er verehrt. In der Kunst ward der Kampf mit Chimära gern dargestellt (besonders auf Vasenbildern); die Tränkung des Pegasos findet sich mehrfach auf Reliefs behandelt (s. die Abbildung). Vgl. H. A. Fischer, Bellerophon (Leipz. 1851); v. Prittwitz-Gaffron, B. in der antiken Kunst (Münch. 1888). – Bellerophonsbrief, soviel wie Uriasbrief.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 612-613.
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