Prittwitz

[355] Prittwitz, 1) Karl von, preuß. General, geb. 16. Okt. 1790 auf dem väterlichen Gute Karisch im Kreise Strehlen, gest. 9. Juni 1871 in Görlitz, trat 1803 ins Heer, ward 1806 bei Auerstedt verwundet, nahm 1812 im Generalstab an dem Feldzuge gegen Rußland teil, focht mit Auszeichnung bei Großbeeren, Dennewitz und Leipzig, hierauf in Holland, Belgien und bei Laon und wurde 1815 Major. Seit 1818 Adjutant des Prinzen Wilhelm, ward P. 1821 Abteilungschef im Großen Generalstab, 1822 Flügeladjutant des Königs, 1829 Oberst, 1835 Kommandeur[355] der 1. Gardeinfanteriebrigade, 1836 Generalmajor, 1843 Kommandeur der Gardeinfanterie, 1844 Generalleutnant und 1848 Kommandeur des Gardekorps. Am 18. März erhielt er den Befehl zum Angriff auf die in Berlin errichteten Barrikaden; seinen Sieg hinderte die Weisung zur Einstellung des Kampfes. 1849 führte er den Oberbefehl über das Reichsheer in Schleswig und Jütland und nahm 1853, zum General der Infanterie ernannt, seinen Abschied. Anonym veröffentlichte er »Beiträge zur Geschichte des Jahrs 1813« (Potsd. 1843, 2 Bde.).

2) Moritz von P. und Gaffron, preuß. General, geb. 9. Febr. 1795 auf dem Gute Kreysewitz bei Brieg, gest. 21. Okt. 1885 in Berlin, studierte seit 1812 in Breslau, 1813 preußischer Ingenieuroffizier, war bei Belagerungen beschäftigt, 1815 zur Okkupationsarmee in Frankreich, 1818 zum Festungsbau nach Koblenz kommandiert, 1828 Festungsbaudirektor in Posen, leitete seit 1841 den Bau der Festungen Ulm und Rastatt und die Wiederherstellung der Burg Hohenzollern. Er ist der Begründer der sogen. neupreußischen Befestigungsweise, deren Grundsätze in den »Prittwitzschen Blättern« (»Beiträge zur angewandten Befestigungskunst«, 1836) niedergelegt sind. 1851 kam er als Inspekteur der 1. Ingenieurinspektion nach Berlin, war 1851–56 Mitglied des Hauses der Abgeordneten, 1858 zum Generalleutnant befördert, 1860 zweiter Generalinspekteur des Ingenieurkorps und der Festungen und nahm 1863 den Abschied. Während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 war er Gouverneur von Ulm. Er schrieb: »Über allgemeine Landesbewaffnung« (Ulm 1848); »Über die Verwendung der Infanterie bei Verteidigung der Festungen« (Berl. 1858); »Andeutungen über die künftigen Fortschritte und die Grenzen der Zivilisation« (2. Aufl., das. 1855); »Lehrbuch der Befestigungskunst und des Festungskrieges« (das. 1865) u. a. (s. Festung, S. 475).

3) Kurt von P. und Gaffron, deutscher Vizeadmiral, geb. 16. Juli 1849 in Sitzmannsdorf bei Ohlau, trat 1866 als Kadett in die preußische Marine, wurde 1870 Unterleutnant, 1891 Kapitänleutnant, 1902 Konteradmiral und 1904 Vizeadmiral. Als Kommandant der Korvette Alexandrine und der Linienschiffe Wörth und König Wilhelm unternahm P. zwischen 1890 und 1898 viele Reisen nach der Südsee und China, war 1894–96 Vorstand der Nautischen Abteilung im Reichsmarineamt, wurde Ende 1902 Inspekteur der zweiten Marineinspektion, 1903 Chef des Kreuzergeschwaders (Flaggschiff: großer Kreuzer Fürst Bismarck) und im September 1906 Chef der Marinestation der Ostsee.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 355-356.
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