Boerhaave

[135] Boerhaave (spr bur-), Hermann, Mediziner, geb. 31 Dez. 1668 in Voorhout bei Leiden, gest. 23. Sept. 1788, studierte seit 1682 Theologie, dann Mathematik und seit 1690 Medizin, ward 1701 Lektor und Repeten und 1709 Professor der Medizin und Botanik zu Leiden. 1714 erhielt er die klinische Professur sowie die Aussicht über das Krankenhaus, 1718 auch den Lehrstuhl der Chemie. Seit 1729 behielt er nur die prattische Lehrstelle. B. war von Hippokrates ausgegangen (»De commendando studio Hippocratico«, 1701), wendete sich aber bald den Jatromathematikern zu (»De usu ratiocinii mechanici in medicina«, Leiden 1700). Er suchte mit großer wissenschaftlicher Überlegenheit alle Resultate der Naturwissenschaften in der Medizin zu verwerten und fand in der »Faser« den allgemeinen Organbestandteil, der durch seine Spannung und Erschlaffung die meisten Krankheitszustände verursacht. Die wichtigsten seiner Schriften sind die »Institutiones medicae in usum annuae exercitationis« (Leiden 1708, zuletzt Wien 1775), in die meisten lebenden Sprachen übersetzt, ein systematischer Abriß der theoretischen Lehrsätze in der Medizin, und die »Aphorismi de cognoscendis et curandis morbis« (Leiden 1709 u. ö.), worin er von einer höchst genialen Klassifikation der Krankheiten ausgeht. Seine »Elementa chemiae« (Par. 1724 u. ö., 2 Bde.) sind namentlich wegen der Genauigkeit der Versuche von Wert. B. hielt zuerst in den Niederlanden Vorträge über AugenheilkundePraelectiones de morbis oculorum«, hrsg. von Haller, Götting. 1750; deutsch, Nürnb. 1771). Die Stadt Leiden hat ihm in der Peterskirche ein Denkmal errichtet mit seinem Lieblingsspruch: »Simplex sigillum veri«. Vgl. Burton, Account of the life and writings of B. (Lond. 1743, 2 Bde.); Johnson, Life of H. B. (das. 1834; holländ., Amsterd. 1837); Kesteloot, Lofrede op H. B. (Leiden 1825).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 135.
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