Buren [1]

[615] Buren (holl. Boers, spr. būrs, »Bauern«), Name der Bevölkerung holländischen Ursprungs in der Kapkolonie, Oranje River- und Transvaalkolonie, in die sich 1687 auch eine Anzahl von Hugenotten mischte. Sie haben mit der heimischen Sprache das kühle und phlegmatische, aber zähe und ausdauernde Wesen des Holländers auch in Afrika bewahrt. Die bemitteltste und gebildetste Klasse sind diejenigen, die als Hauptbeschäftigung Weinbau treiben und mit den Städten in lebhaftem Verkehr stehen. Wohlhabend und einiger Bildung teilhaftig sind auch die sogen. Kornburen, die sich mit Ackerbau beschäftigen, während die Viehzucht treibenden B., die Viehburen, zuweilen in Schmutz und Roheit versunken sind. In neuester Zeit erhielten jene B., die nach der Westküste Südafrikas auswanderten und sich im südlichen Teil der portugiesischen Kolonie Angola und in Deutsch-Südwestafrika niederließen, den Namen Trekburen. Allen B. gemeinsam sind einfache, patriarchalische Lebensart, große Anhänglichkeit an ihre Familien und an die von ihren Vorfahren überkommenen kirchlichen Gebräuche und Satzungen. Meist von hohem, kräftigem Wuchs, sind sie vortreffliche Reiter und Schützen, was sie in ihren Kriegen mit England glänzend bewiesen haben. Gegen die Errungenschaften der Neuzeit verhielten sie sich lange ablehnend, bis die in neuester Zeit entdeckten reichen Goldlager auch dort Eisenbahnen, Telegraphen etc. Eingang verschafften. Unter solchen Einflüssen und dem damit verbundenen starken Zuzug von Engländern und Deutschen verschwindet die Eigenart der B. mehr und mehr. Vor dem Ausbruch des Südafrikanischen Krieges betrug die Zahl der B. in ganz Südafrika 645,600 Seelen oder 67 Proz. der weißen Bevölkerung. Davon wohnten in der Kapkolonie 350,000, in Natal 15,000, in andern britischen Gebieten 450, in der Südafrikanischen Republik 200,000, im Oranje-Freistaat 80,000, in Deutsch-Südwestafrika 150. In der Kapkolonie sind aber auch die verengtischten B. unter die Engländer gerechnet sowie die englischen Afrikaner, die Gegner der imperialistischen Politik Englands sind und, wie ein Teil der B., dem Wahlspruch folgen: »Afrika den Afrikanern«. Die niederländische wie die englische Sprache sind in der Kapkolonie gesetzlich anerkannt, doch herrscht die englische Sprache. Die niederdeutsche Bewegung in Südafrika verkörpert sich in zwei großen Vereinigungen, dem Afrikaanderbond, der alle Afrikaner zusammenschließen will, mit (1896) 280 Zweigvereinen und 8511 Mitgliedern in der Kapkolonie und der Zeitschrift »Ons Land«, und dem Zuidafrikaansche Taalbond mit 11,000 Mitgliedern und der Zeitschrift »Ons Tijdschrift«, der für die Einführung des Schriftholländischen als Unterrichtssprache in die Staatsschulen und als Verwaltungssprache in der Kapkolonie kämpft. Die drei Kirchengemeinschaften: Nederduitsche Gereformeerde Kerk, Nederduitsche Herformde Kerk und Christelijke Gere »formeerde Kerk, haben niederdeutsche Kirchensprache. In den Schulen der Kapkolonie gewinnt die holländische Sprache in neuester Zeit immer mehr Boden; in Natal kämpft die Hollandsche Boerenvereeniging mit der dortigen niederdeutschen Kirchensynode für niederdeutschen Schulunterricht, in den ehemaligen Freistaaten war die Schulsprache niederdeutsch. Niederdeutsche Zeitungen erschienen vor dem Krieg in Südafrika 28, davon in der Kapkolonie 18, in Natal 1, in Transvaal 7, im Oranje-Freistaat 2, von hochdeutschen je eine in Johannesburg und in Windhoek. Die bereits seit Jahren auf die Wiedererweckung des Gemeinbürgschaftsgefühls aller Niederländer ge« richtete Arbeit wurde gefördert durch die frühern Angriffe der Engländer auf die beiden Republiken, sie hat aber einen ganz außerordentlichen Anstoß erhalten durch den Südafrikanischen Krieg (s. Südafrikanische Republik). Vgl. Weber, Vier Jahre in Südafrika (Leipz. 1878, 2 Bde.); Theal, History of the Boers (Lond. 1887); Klössel, Die südafrikanischen Republiken (Leipz. 1888); Statham, Südafrika, wie es ist (deutsch von P. Baltzer, Berl. 1897); Seidel, Transvaal (das. 1898); Younghusband, South Africa of to-day (Lond. 1898); I. Graf Pfeil, Die Gründung der Burenstaaten (Berl. 1900); Wenzelburger, Die Geschichte der B. (Nürnb. 1902). Weiteres s. Südafrikanische Republik.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 615.
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