Butzer

[666] Butzer (Bucer), Martin, einer der oberdeutschen Kirchenreformatoren, geb. 11. Nov. 1491 zu Schlettstadt im Elsaß, gest. 28. Febr. 1551 in Cambridge (England), trat in seinem 15. Jahr in den Dominikanerorden, studierte seit 1517 auf der Universität Heidelberg Griechisch und Hebräisch, Theologie, Philosophie und Rhetorik und wurde durch Luthers persönliche Bekanntschaft 1518 und Erasmus' Schriften der Reformation gewonnen. Er verließ den Orden 1521 und wurde Hofprediger des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, 1522 Pfarrer bei Sickingen in Landstuhl, 1523 in Straßburg. Neben der Einführung der Reformation widmete er den Versuchen zur Herstellung einer Union zwischen Lutheranern und Reformierten eine unermüdliche Tätigkeit. Anfangs bei den Disputationen zu Bern 1528 und Marburg 1529 mehr Zwingli zugewandt, zeigte er sich in den folgenden Verhandlungen, die mit der Wittenberger Concordia 1536 abschlossen, der Lutherschen Ansicht zugänglich. Zwar wiesen die Schweizer die Vereinigung zurück, dafür gelang es ihm, in Gemeinschaft mit dem Landgrafen Philipp von Hessen, mit dem er intime Beziehungen und einen eifrigen Briefwechsel unterhielt, wenigstens die deutschen protestantischen Stände meiner Achlung gebietenden Macht zusammenzuschließen. In diesem Geiste wirkte er bei den Religionsgesprächen zu Hagenau 1540, zu Regensburg 1541 und 1546. Als er 1542 im Erzstift Köln gemeinsam mit Melanchthon der Reformation Bahn zu brechen suchte, leistete ihm der dortige Klerus erfolgreichen Widerstand. Da er das Augsburger Interim (s.d.) zurückwies, mußte er Straßburg verlassen und ging im April 1549, vom Erzbischof Cranmer berufen, nach England. Seine umfassende, aber mit großer Bescheidenheit verbundene Gelehrsamkeit fand hier allgemeine Anerkennung. An einer Gesamtausgabe seiner zahlreichen Schriften fehlt es noch. Den Briefwechsel Landgraf Philipps des Großmütigen von Hessen mit B. gab Lenz (Leipz. 1880–91, 3 Bde.) heraus. Vgl. Baum, Capito und B. (Elberf. 1860); A. Erichson, Martin B. (Straßb. 1891).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 666.
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