Religionsgespräche

[788] Religionsgespräche (lat. Colloquia), Bezeichnung der seit dem 16. Jahrh. zur Ausgleichung der konfessionellen Verschiedenheiten geführten öffentlichen Unterredungen. Die namhaftesten R. zwischen Protestanten und Katholiken waren: das Religionsgespräch in Leipzig 2. Jan. 1539 zwischen Butzer, Melanchthon und Georg von Carlowitz; das zu Hagenau beschlossene, in Worms im November 1540 gehaltene Religionsgespräch, an dem sich von protestantischer Seite Melanchthon, Calvin (damals in Straßburg) u. a., von katholischer Seite Cochläus, Eck u. a. beteiligten; das im April 1541 von Karl V. veranstaltete (1.) Religionsgespräch in Regensburg zwischen Melanchthon, Butzer, Pistorius aus Nidda einerseits, Gropper, Julius Pflug u. a. anderseits (s. Interim); das (2.) Religionsgespräch in Regensburg, im Januar 1546 zwischen Butzer, Brenz, Major und Cochläus, Pflug u. a.; das Religionsgespräch in Worms 1557 unter dem Vorsitz von Pflug; das Religionsgespräch in Thorn im Oktober 1645, veranstaltet von Wladislaw 1 V. von Polen zwischen Theologen aller drei Bekenntnisse; die Zänkereien der Lutheraner (Abr. Calovius [s. d.] aus Danzig, Hülsemann aus Wittenberg und der Helmstedter Theolog Georg Calixtus [s. d.]) mit den Reformierten machten beide in den Augen der Katholiken lächerlich. Die Frucht der R. war in der Regel eher Schärfung als Milderung der konfessionellen Gegensätze. Vgl. Hering, Geschichte der kirchlichen Unionsversuche (Leipz. 1836–38, 2 Bde.); Pastor, Die kirchlichen Reunionsbestrebungen während der Regierung Karls V. (Freib. i. Br. 1879). – Über die R. zwischen Lutheranern und Reformierten (Marburger Religionsgespräch u. a.) s. Union.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 788.
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