Camus

[732] Camus (spr. -mǖ), Armand Gaston, franz. Rechtsgelehrter und Revolutionär, geb. 2. April 1740 in Paris, gest. 2. Nov. 1804, studierte die Rechte, ward Generaladvokat der französischen Geistlichkeit im Parlament, dann Rat des Kurfürsten von Trier und des Fürsten von Salm-Salm. 1789 zum Abgeordneten des dritten Standes in die Generalstaaten gewählt, legte er im Ballhaus als einer der ersten den Eid auf Festhalten an den konstitutionellen Aufgaben ab, setzte die Abschaffung der päpstlichen Annatengelder und die Einziehung der dem Papst gehörigen Grafschaft Venaissin durch und veranlaßte als Archivar der Konstituierenden Versammlung die Veröffentlichung des sogen. roten Buches, worin die Ausgaben des Hofes verzeichnet waren. Nach der Flucht klagte er den König sowie Lafayette und Bailly als Verräter an, forderte die Unterdrückung aller Orden und Korporationen mit Geburtsrechten und beantragte 18. Okt. 1792 die Versetzung der Minister wegen Verrats und Veruntreuung in Anklagestand und den Verkauf der Güter der Emigranten und der Klöster. Im Dezember als militärischer Überwachungskommissar nach Belgien gesandt, schickte er im Prozeß des Königs sein Urteil schriftlich ein, das auf Tod ohne Aufschub und Appellation lautete. Im März 1793 beauftragt, Dumouriez zu entwaffnen, ward er mit seinen vier Kollegen von diesem gefangen genommen, 3. April an die Österreicher ausgeliefert, zu Maastricht, Koblenz, Königgrätz und Olmütz in Hast gehalten und 25. Dez. 1795 gegen die Tochter Ludwigs XVI. (spätere Herzogin von Angoulême) ausgewechselt. Danach im Rate der Fünfhundert und seit 23. Jan. 1796 dessen Präsident, trat er, als der Royalismus darin die Mehrheit erhielt (Sommer 1797), aus und widmete sich als Mitglied des Nationalinstituts und als Nationalarchivar ausschließlich wissenschaftlichen Arbeiten. Seinen Grundsätzen treu, stimmte er gegen Bonapartes lebenslängliches Konsulat. Von seinen Schriften nennen wir: »Lettres sur la profession d'avocat« (Par. 1772; 5. Ausg. 1832, 2 Bde.); seine Übersetzung der »Histoire des animaux d'Aristote« (das. 1783, 2 Bde.); »Code judiciaire, ou Recueil des décrets de l'Assemblée nationale et constituante sur l'ordre judiciaire« (das. 1792, 4 Bde.); »Voyage dans les départements nouvellement réunis« (das. 1803, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 732.
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