Clay

[184] Clay (spr. klē), 1) Henry, amerikan. Staatsmann, geb. 12. April 1777 in Hanover (Virginia), gest. 29. Juni 1852 in Washington, erhielt, früh verwaist, eine notdürftige Erziehung, studierte dann die Rechte und ward 1803 als Repräsentant in die Provinziallegislatur und 1806 von dieser in den Bundessenat gewählt, wo er sich den Demokraten anschloß. 1811 als Repräsentant in den Kongreß gewählt, ward er 1814 als einer der Kommissare zur Abschließung des Friedens nach Gent geschickt. Er suchte zwischen den Sklaven- und den freien Nordstaaten zu vermitteln, indem er den Streit über die Frage, ob im neuen Staat Missouri die Sklaverei eingeführt werden sollte, 1820 durch das sogen. Missourikompromiß beendigte, wonach fortan die Sklaverei in keinem Staat nördlich vom 36°30' nördl. Br. gelten dürfe. Unter dem Präsidenten Adams ward er 1825 Staatssekretär. Als 1829 Jackson auf den Präsidentenstuhl kam, wurde C. Senator des Staates Kentucky, stellte sich an die Spitze der Whigs und vertrat den neuen schutzzöllnerischen Tarif. Bei den Präsidentenwahlen von 1836 und 1844 als Kandidat der Whigs nominiert, unterlag er gegen van Buren und Polk. Als 1849 ein neuer Streit über die Sklavenfrage in Kalifornien und New Mexico entbrannte, ließ sich C. wieder in den Senat wählen und bewirkte 1850 nochmals die Annahme eines Kompromisses, wonach Kalifornien ein freier Staat sein, für New Mexico die Entscheidung über die Sklavenfrage vorbehalten bleiben und der Sklavenhandel in der Hauptstadt der Union verboten, dagegen ein strenges Gesetz über Verfolgung und Auslieferung flüchtiger Sklaven erlassen werden sollte. Clays Biographie schrieben unter andern Colton (New York 1846, 2 Bde.), der auch Clays Briefwechsel und Reden (das. 1846–57, 6 Bde.; neue Ausg. 1898, 7 Bde.) veröffentlichte, und K. Schurz (Boston 1885–87, 2 Bde.).

2) Cassius Marcellus, nordamerikan. Staatsmann, Neffe des vorigen und Sohn des Generals Green C., geb. 19. Okt. 1810 in der Grafschaft Madison (Kentucky), studierte im Yale College und wurde dann in seiner Heimat Advokat. Nachdem er 1835–1840 mehrmals Mitglied der Legislatur seines Staates gewesen, trat er als entschiedener Gegner der Sklaverei auf. Von dem von der Pflanzeraristokratie aufgehetzten Pöbel in seiner Heimat angefeindet, siedelte er 1845 nach Cincinnati über. Während des mexikanischen Krieges war er der Führer der Avantgarde, die in der Festung Perote gefangen gehalten wurde, bis sie General Scott befreite. Nach Lincolns Erwählung zum Präsidenten ward C. zum Gesandten in Petersburg ernannt. 1862 kehrte er nach Amerika zurück und drängte Lincoln zu den letzten, entscheidenden Schritten gegen die Sklaverei, namentlich zum Erlaß der Proklamation vom 1. Jan. 1863. Im März 1863 ging er wieder nach Petersburg bis 1869. Eine Sammlung seiner Reden wurde 1848 von H. Greeley herausgegeben. C. selbst veröffentlichte sie nebst andern Schriften und seiner Selbstbiographie in: »The life, memoirs, writings and speeches of Cassius M. C.« (Cincinnati 1886, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 184.
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