Dominĭca [2]

[99] Dominĭca (franz. La Dominique), britisch-westind. Insel zwischen 15°15´–15°35´ nördl. Br. und 61°13´–61°30´ westl. L., in gleicher Entfernung (35 km) von Martinique und Guadeloupe, umfaßt 754 qkm mit (1901) 28,894 Einw. Die Küste ist steil und wenig gegliedert, im S., O. und N. auch durch Korallenriffe unzugänglich. Fast unmittelbar vom Strand aus steigen mächtige vulkanische Gebirgsmassen auf (Trois Pitons 1900 m, Morne Diablotin 1615 m), von tiefen Schluchten durchzogen und bis zum Gipfel dicht bewaldet. Die vulkanische Tätigkeit zeigt sich noch in heißen Schwefelquellen und Schwefeldämpfen, wie sie der von einem siedenden See erfüllte Krater La Soufrière im S. ausstößt. Ein schwacher Aschenausbruch fand 1880 statt, die großen Ausbrüche auf Martinique und St.-Vincent 1902 und 1903 ließen D. dagegen unberührt. Das Klima ist an der Küste sehr schwül (Jahrestemperatur in Roseau 31,6°). Regen fällt fast jeden Monat (jährl. 2100–5000 mm). Die sehr üppige Vegetation enthält 29 eigentümliche Arten. Gummibäume, Kohlpalmen, Rosenholz und andre Nutzhölzer bilden dichte Waldungen, die von verwilderten Schweinen, Geflügel und Bienen reich belebt sind. Auch der Fischreichtum ist groß. An Mineralien gewinnt man etwas Schwefel und Kupfererz. Die meist französisch sprechenden Bewohner sind fast sämtlich Farbige; unter den wenigen Weißen befinden sich Nachkommen der frühern spanischen Bevölkerung, unter den 309 Kariben 173 unvermischte Nachkommen der Urbevölkerung. Die Auswanderung junger Männer hat eine starke Ungleichheit der Geschlechter (1891: 12,059 männlich, 14,782 weiblich) zur Folge. Hauptprodukte sind Limetta (Limonensaft), Orangen, Ananas, Kaffee, Kakao, Kokosnüsse, Ingwer, Zimt, Nelken, Muskatnüsse, Farb- u. Schmuckhölzer. Die Ausfuhr betrug 1900: 68,452, die Einfuhr 68,452 Pfd. Sterl., der Gehalt der ein- und ausgelaufenen Schiffe 465,000 Ton. Die Insel steht unter einem Kommissar, der vom Gouverneur der Leewardinseln auf Antigua abhängt, und dem ein vollziehender Rat von 7 und eine Gesetzgebende Versammlung von 14 Mitgliedern (zur Hälfte von der Krone ernannt, zur Hälfte vom Volke gewählt) zur Seite stehen. Die Einkünfte betrugen 1902: 29,598, die Ausgaben 28,012, die Kolonialschuld 65,900 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist Roseau oder Charlottetown an der Südwestküste, katholischer Bischofsitz, an offener Reede, mit 6000 Einw. – D. ward von Kolumbus 3. Nov. 1493, einem Sonntag, entdeckt und danach benannt. Lange Zeit war der Besitz der Insel streitig. Die Franzosen[99] besetzten sie im 17. Jahrh. und behaupteten sich daselbst, bis 1759 die Engländer sie eroberten. Im nordamerikanischen Freiheitskrieg eroberten sie 1781 die Franzosen von neuem, mußten sie aber 1783 den Engländern zurückgeben, denen sie nochmals im Frieden von 1814 zugesichert ward. S. Karte »Westindien«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 5. Leipzig 1906, S. 99-100.
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