Strafford

[76] Strafford, Thomas Wentworth, Graf von, engl. Staatsmann, geb. 13. April 1593 aus einer alten Familie der Grafschaft York, gest. 12. Mai 1641, trat 1613 in das Unterhaus, wo er der Politik Jakobs I. und Karls I. Opposition machte. Bald aber veranlaßte ihn der Ehrgeiz, seinen Frieden mit dem König zu machen, der ihn 1628 zum Peer und Präsidenten der Regierung der Nordprovinzen und 1629 zum Mitgliede des Geheimen Rates ernannte. Wentworth ward nun neben dem Bischof Land die festeste Stütze Karls I., dessen Bestrebungen, die Macht der Krone bis zur Unumschränktheit zu steigern, an ihm den kräftigsten Helfer fanden. Seit 1633 Statthalter von Irland, brachte er dort das Ansehen des Königtums zu unbedingter Anerkennung. Beim Ausbruch des schottischen Aufstandes 1638 drängte er dem irischen Parlament die Bewilligung reichlicher Subsidien für die Unterdrückung der Bewegung ab und ward hierfür von Karl I., der ihn 1639 nach England zurückberief, zum Grafen von S. erhoben. Nach der Auflösung des Kurzen Parlaments von 1640 kommandierte er während des Kampfes gegen[76] die Schotten die königlichen Truppen in Yorkshire. Als aber der König sich genötigt sah, das Parlament wieder zu berufen, erhob 11. Nov. 1640 das Haus der Gemeinen gegen S. die Anklage auf Hochverrat, weil er dem König zum Kriege gegen das Volk und zur Untergrabung der Grundgesetze des Reiches geraten habe. S. verteidigte sich sehr geschickt, und seine Verurteilung durch die Lords schien zweifelhaft, als das Unterhaus den Weg des gerichtlichen Verfahrens verließ und durch Bill of attainder den verhaßten Minister wegen Hochverrats zum Tode verdammte. Die Lords, vom Volke terrorisiert, traten mit 7 Stimmen Mehrheit diesem Beschluß bei; als der König schwankte, ihn zu bestätigen, beschwor S. ihn in einem großherzigen Brief, ihn um seines eignen Heils willen zu opfern. Da unterzeichnete der Monarch 10. Mai 1641 das Urteil, und Straffords Haupt fiel unter dem Schwerte des Henkers. Nach der Restauration Karls II. wurde seine »Ehre wiederhergestellt«; sein ältester Sohn erhielt Titel und Peerswürde des Vaters. Seine Briefe etc. wurden 1740 in 2 Bänden veröffentlicht. Vgl. Lally-Tollendal, Vie du comte de S. (Lond. 1795, 2 Bde.; Par. 1814); Eliz. Cooper, Life of S. (Lond. 1874); Traill, Lord S. (das. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 76-77.
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