Fastnacht

[349] Fastnacht (Fastelabend), der Vorabend und die Nacht vor Aschermittwoch als Beginn der großen Fasten vor Ostern (s. Fasten). Um sich für die folgende Entbehrungszeit im voraus schadlos zu halten, kam schon im Mittelalter die Sitte auf, die F. mit Schmausereien und Trinkgelagen, Tänzen, Possen, Maskeraden, Aufzügen u. dgl. zu begehen, woran sich auch Protestanten beteiligen. In katholischen Ländern dehnt man die Fastnachtslustbarkeiten auf die ganze Zeit vom 7. Jan. bis zur eigentlichen F. aus und nennt diese Zeit gewöhnlich Karneval (s.d.), in Bayern und Österreich auch Fasching (s.d.). Das Wort F. kommt in alter Zeit (wie im Volksmund noch heute in der Schweiz, in Schwaben etc.) nur in der Form Fasenacht (mittelhochdeutsch vasenaht) oder Fasnacht (Faßnacht) vor, was auf das alte Verbum »fasen« (faseln, d. h. Possen treiben) zurückführt, so daß F. etwa soviel wie Schwärmnacht bedeutet. Die jetzige Form, mit Anlehnung an fasten, trat zuerst in Norddeutschland auf und hat seit dem 18. Jahrh. die andre aus der Schriftsprache verdrängt. – Herrenfastnacht heißt der Sonntag Estomihi, weil am folgenden Montag das Fasten der »Herren« oder »Pfaffen« anfing; alte F. (Bauernfastnacht), der Sonntag Invokavit, weil man anfangs erst am folgenden Morgen, also eine Woche später, mit dem Fasten begann. Die Bauernfastnacht wird vielfach mit Bergfeuern (s. Funkensonntag) gefeiert.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 349.
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