Filarĭaden

[562] Filarĭaden (Filariadae), artenreiche Familie der Fadenwürmer (s.d.), leben als Eingeweidewürmer in vielen Wirbeltieren. Der Medina- oder Guineawurm (Filaria [Dracunculus] medinensis) lebt in den Tropen der Alten Welt. Das Weibchen, von etwa 1,5 m Länge und 2 mm Dicke, lebt im Bindegewebe zwischen den Muskeln oder unter der Haut des Menschen (Weiße und Farbige), des Hundes und Schakals und ruft sehr bösartige Geschwüre hervor; reißt man es beim Herausziehen ab, so soll es hest ige Entzündungen veranlassen. Es wird darum langsam über ein Röllchen gewickelt und so herausgehaspelt. Die Jungen werden mit dem Inhalt des Geschwürs entleert und gelangen in kleine Wasserkrebse (Cyklopiden); wie sie von da in den Menschen gelangen, ist noch nicht ermittelt. Ebenfalls in den Tropen lebt Filaria Bancrofti, die in den menschlichen Lymphgefäßen vorkommt, und deren Jugendform sich als F. sanguinis hominis in Mengen im Blute findet und im Körper anscheinend mancherlei Störungen hervorruft (Chylurie, Elefantiasis, Lymphscrotum, Abszesse und vielleicht noch andre Umbildungen). Aus dem Blut gelangen die Jungen durch die Gefäße der Nieren in die Harnröhrchen und so auch mit dem Urin, der alsdann blutig ist (Hämaturie), nach außen. Ihre Übertragung erfolgt jedenfalls durch Moskitos, die sie beim Blutsaugen in ihren Darm aufnehmen. Den Mückendarm durchbohren sie und erleiden darauf im Körper der Mücke manche Veränderungen; später gelangen sie in die Leibeshöhle der Mücke und von da in den Stechrüssel, so daß sie nunmehr beim Stechen wieder auf den Menschen übertragen werden können. Diese Art der Infektion ist ganz zweifellos für die F. immitis festgestellt, die in ganzen Knäueln im Herzen der Hunde auftritt, dort heftige Störungen, öfter auch den Tod herbeiführt und in manchen Ländern (Japan 50 Proz.) viele Hunde vernichtet; sie soll auch beim Menschen (Herz, Darm, Nieren etc.) vorkommen können. Flöhe und Läuse dürften die Überträger dieser F. beim Hund sein. Junge F. wurden gelegentlich im Auge des Menschen beobachtet (Augenfadenwurm); so F. lentis in der Linse, wo er Star erzeugt, F. loa in der Bindehaut des Auges der Kongoneger. Spiroptera sanguinolenta findet sich im Schlund und Magen des Hundes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 562.
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