Flötner

[714] Flötner, Peter, Bildschnitzer und Zeichner, geb. um 1493, war bis 1523 in Ansbach tätig und ließ sich in diesem Jahr in Nürnberg nieder, wo er bis zu seinem 23. Okt. 1546 erfolgten Tod eine rege Tätigkeit in der Ausführung dekorativer Werke für Wohnhäuser (Portale, Kamine, Holzvertäfelungen u. dgl.), von Medaillen, Plaketten und Vorbildern für kunstgewerbliche Arbeiten entfaltete. Er war so geschickt, daß er aus einem Kirschkern 113 menschliche Gesichter herausgeschnitzt haben soll. Vornehmlich führte er Reliefs mit biblischen, mythologischen und allegorischen Darstellungen in Kehlheimer Stein und Buchsbaum aus, die von Goldschmieden und andern Kunsthandwerkern als Vorbilder benutzt wurden oder in Form von Bronze- oder Bleiplaketten vervielfältigt wurden und als Schmuck von Schränken, Kassetten, Bucheinbänden u. dgl. dienten. Von solchen Plaketten haben sich über 100 erhalten. Da er sich, wahrscheinlich während einer Reise in Italien, mit der Formensprache der italienischen Renaissance vertraut gemacht, hat er als einer der ersten wesentlich zur Verbreitung dieses Stils in Deutschland beigetragen. Von größern dekorativen Arbeiten ist ihm mit Sicherheit die Ausstattung eines Saales im Hirschvogelhaus zu Nürnberg (mit einem Prachtkamin) zuzuschreiben (hrsg. in 8 Lichtdrucktafeln, Nürnb. 1904). Auch ist der Marktbrunnen in Mainz von 1526 wahrscheinlich nach seinen Zeichnungen ausgeführt worden. Seine Entwürfe für Möbel, Gefäße u. dgl. sind z. T. durch den Holzschnitt vervielfältigt und in einem »Kunstbuch« (Nürnb. 1540; neue Ausg., Berl. 1882) vereinigt worden. Auch hat er Bücher (Vitruvausgabe von Rivius) illustriert. Vgl. Reimers, Peter F. nach seinen Handzeichnungen und Holzschnitten (Münch. 1890); K. Lange, Peter F., ein Bahnbrecher der deutschen Renaissance (Berl. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 714.
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