Forlì [2]

[764] Forlì, Hauptstadt der gleichnamigen ital. Provinz (s. oben), liegt am rechten Ufer des Montone, an der Via Ämilia und an der Eisenbahn Bologna-Ancona, mit Dampfstraßenbahn nach Ravenna und Meldola, hat einen schönen, mit Säulengängen umgebenen Marktplatz mit dem Stadthaus, ein Schloß (von 1361, jetzt Gefängnis) und ansehnliche Paläste. Erwähnenswert sind die imposante Kathedrale mit Kuppelfresken von Carlo Cignani, die Kirche San Girolamo mit Fresken von Palmezzano und schönem Grabmal der Barbara Manfredi (gest. 1466) sowie die Kirche San Mercuriale mit hohem Turm (von 1180). F. zählt (1901) ca. 17,000 (als Gemeinde 43,708) Seelen, die Seidengewinnung, Fabrikation von Maschinen, Tonwaren, Hüten und Möbeln sowie Handel betreiben. F. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Zivil- und Korrektionstribunals, eines Assisenhofs, einer Handels- und Gewerbekammer und hat ein Lyzeum, ein Technisches Institut, eine Technische Schule, ein Seminar, eine städtische Bibliothek, eine Pinakothek, ein Spital (1638 gegründet) und ein Arbeitshaus für Knaben. – F. ist das Forum Livii der Römer, das nach unbezeugter lokaler Überlieferung vom Konsul Livius Salinator 207 v. Chr. nach seinem Sieg über Hasdrubal am Metaurus gegründet sein soll. Im Mittelalter gehörte die Stadt zum Exarchat von Ravenna, erfreute sich aber munizipaler Selbständigkeit, die sie im 13. Jahrh. erfolgreich verteidigte. Nachdem bis 1315 die Guelfen die Oberhand gehabt hatten, bemächtigte sich die ghibellinische Familie der Ordelassi von Faënza der Herrschaft in der Stadt. 1512 unterwarf sich diese dem Papst Julius II. 1797 wurde F. von den Franzosen genommen und gehörte bis 1805 erst zur Zisalpinischen Republik, dann zum Königreich Italien. Nach dessen Auflösung wurde es mit dem Kirchenstaat wieder vereinigt; 17. Juni 1859 zog die päpstliche Besatzung ab, und F. wurde italienisch.[764]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 764-765.
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