[166] Frommel, 1) Karl Ludwig, Kupferstecher und Maler, geb. 29. April 1789 in Birkenfeld im Oldenburgischen, gest. 6. Febr. 1863 in Ispringen bei Pforzheim, besuchte in Karlsruhe das Atelier des Hofkupferstechers Haldenwang und ging 1809 nach Paris, um für die Kaiserin Josephine einen Zyklus von zwölf Landschaftsaquarellen nach der Natur auszuführen. Während eines fünfjährigen Aufenthalts in Italien nahm er eine hervorragende Stellung unter den dortigen Künstlern ein. Nach seiner Rückkehr 1817 in Karlsruhe als Professor der Malerei und Kupferstechkunst angestellt, gründete er den »Kunst- und Industrieverein für das Großherzogtum Baden«. Nachdem er sich 1824 in England mit der Kunst des Stahlätzens bekannt gemacht, eröffnete er mit dem Engländer Winkles in Karlsruhe ein sehr besuchtes Atelier, namentlich für Stahlstecher, und gab von den bekanntesten Punkten Italiens sowie von Szenen in den alten Klassikern gelungene Illustrationen in Stahlstich heraus, die große Verbreitung fanden. 1829 zum Galeriedirektor ernannt, ordnete er die Sammlungen von Karlsruhe und betrieb den Bau einer Kunsthalle, die 1846 vollendet ward. Diesem von ihm zur Blüte gebrachten Institut stand er bis 1858 vor. Seine Landschaften sind voll Empfindung, Anmut und zarten Duftes. Mehrere von ihnen befinden sich in der Kunsthalle zu Karlsruhe. Seine Stiche zeichnen sich durch charakteristische Auffassung und kräftige, dabei zarte Ausführung aus. Die besten sind: Ariccia bei Rom, Blick von der Villa d'Este auf Tivoli, eine Landschaft mit Ziegen und flötenden Hirten (nach Claude Lorrain), Ansicht des Vesuvs von den Elysäischen Feldern aus, Ansicht des Ätna von Taormina aus. F. gab mit Lindemann »Skizzen aus Rom und der Umgegend« (neue Aufl., Stuttg. 185456,8 Hefte) heraus. Auch sein jüngster Sohn, Otto, und sein Adoptivsohn Karl Lindemann-F. (s.d.) haben sich als Maler bekannt gemacht.
2) Emil, Theolog und Volksschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 5. Jan. 1828 in Karlsruhe, gest. 9. Nov. 1896 in Plön, studierte in Halle, Erlangen und Heidelberg Theologie, bekleidete in der Folge Pfarrämter in Altlußheim bei Heidelberg, Karlsruhe und Barmen und wurde 1869 als Garnisonpfarrer nach Berlin berufen, wo er 1872 zum Hofprediger ernannt wurde. An dem Kriege 1870/71 nahm er als Feldprediger unter General v. Werder teil. Volkstümliches Denken und ein tiefes gläubiges Gemüt bewährte F. in seinen »Erzählungen«, Bd. 1: »Aus der Chronik eines geistlichen Herrn« (5. Aufl., Stuttg. 1901), Bd. 2: »Nach des Tages Last und Hitze. Wanderungen durch Werkstatt, Schlachtfeld und Pfarrhaus« (4. Aufl. 1900), Bd. 3: »O du Heimatflur!« (2. Aufl. 1899, darin der bemerkenswerte Beitrag zur Kirchengeschichte Badens: »Aus dem Leben des D. A. Henhöfer«). Ihnen stehen zur Seite die Erzählungen und Skizzen: »Beim Lichtspan«, »In des Königs Rock«, »Allerlei Sang und Klang«, »Aus der Sommerfrische« u. a. Ferner gab er die Anthologie »In drei Stufen« heraus und war Mitbegründer der »Neuen Christoterpe«. In dem »Frommel-Gedenkwerk«, herausgegeben von der Familie (Berl. 1900 bis 1904, 7 Bde.), enthalten Bd. 12 eine Biographie Frommels von Otto Frommel, Bd. 3: Briefe, Bd. 4 u. 5: Reden, Bd. 6: Briefe und Denksprüche, Bd. 7: ausgewählte Predigten. Frommels Leben beschrieben Schöttler (3. Aufl., Barm. 1897), Kayser (3. Aufl., Karlsr. 1898) und Kappstein (Leipz. 1903). Vgl. auch G. Mayer, Emil F. als christlicher Volksschriftsteller (Brem. 1898).
3) Max, lutherischer Theolog, Bruder des vorigen, geb. 15. März 1830 in Karlsruhe, gest. 5. Juni 1890 in Celle, wurde 1858 Pfarrer der aus der badischen Landeskirche ausgeschiedenen Gemeinde Ispringen bei Pforzheim und 1880 Generalsuperintendent in Celle. Als Verfasser zahlreicher Andachtsbücher (»Herzpostille«, Evangelienpredigten, 4. Aufl., Brem. 1890; »Hauspostille«, Epistelpredigten, 4. Aufl., das. 1897; »Charakterbilder zur Charakterbildung«, 4. Aufl., das. 1895, u. a.) steht er noch heute in Ansehen bei streng konfessionellen Lutheranern.