Estrich

[133] Estrich (althochd. estirih, aus mittellat. astricus, »Pflaster«), mit einer zusammenhängenden künstlichen Stein- oder sonstigen Masse bedeckter Fußboden. Griechen und Römer wandten E. in ihren Bauten an. Der Ziegelestrich (signischer E., pavimentum testaceum s. signium) ruhte auf einer Steinunterläge, bestand aus 3 Teilen hart gebrannter, zerstoßener Ziegel und 1 Teil Kalkmörtel und findet sich in Überresten altrömischer Bauten. Dieser antike E. gehört zu den Kalkestrichen, die auch heute noch, besonders in Italien, Verwendung finden, statt der Steinunterläge aber gewöhnlich eine solche aus Steinschotter oder aus festgestampftem Sand erhalten und in der Estrichmischung statt der Ziegelstücken wohl auch Bruchsteinstücke aufweisen. Zum Mörtel wird gern hydraulischer Kalk genommen. Bei seinem E. besteht die oberste Lage nur aus scharfem Sand und frischem Kalkpulver. Haltbarer ist Zementestrich, auf einer 12 cm starken Unterlage aus magerm Zementbeton aus einer etwa 2 cm starken Zementmörtellage (1 Teil Zement, 3 Teile scharfer Sand) gebildet. Hierher gehören der rheinische Traßestrich (3 Teile Traß, 8 Teile Kalk, 6 Teile Kohlenasche) und der französische E., der unten aus einer Mischung von Steinen, Kalkmörtel, Hammerschlag und Eisenschlacken, in der Mitte aus Bruchsteinen und Kieseln[133] mit einem Mörtel aus 2 Teilen Kalk und 1 Teil Sand, oben aus einer Mischung von 1/3 Kalk, 1/3 Zement und 1/3 zu Staub gestoßenem Marmor oder andern harten Steinen besteht. Lehmestrich, besonders für landwirtschaftliche Bauten, besteht aus einer bis 50 cm hohen Lage von gut ausgefrornem Lehm, der durch Schlagen gedichtet und dann mit Rindsblut oder Teergalle überstrichen und mit Hammerschlag überstreut wird. Über solchem Lehmestrich oder über einer sorgfältig geebneten Lage trocknen Sandes (Kieses) wird durch Ausgießen von verdünntem Gips, der mit Schlaghölzern gedichtet und mit eisernen Kellen geglättet wird, der Gipsestrich gebildet, dessen Haltbarkeit durch Tränken mit Leinöl oder Bohnen mit Wachs erhöht wird. – Terrazzo erhält eine 10 cm starke, dicht geschlagene Unterlage von Ziegelstücken, Kalk und Ziegelmehl und eine obere, 3 cm starke Schicht von hydraulischem Kalkmörtel, Ziegelmehl und eingestampften farbigen Marmorstückchen, die abgeschliffen und geölt wird. Beim Granito sind die Marmorstückchen kleiner und werden mit der Masse der Oberschicht vermischt aufgebracht. Beim Mosaikterrazzo werden die Marmorstückchen nach bestimmten Mustern aufgebracht. Werden statt der Marmorstückchen Tonstückchen oder Glaspasten angewendet, so entstehen die namentlich von den Alten vielfach ausgeführten Glas- oder Tonmosaikböden. Asphaltestrich besteht aus Beton- oder Ziegelpflaster und einer 2–3,5 cm starken Gußschicht aus geschmolzenem Asphaltmastix, Goudron und seinem Kies. Wie auf massiven Untergrund, legt man Estriche auch auf Balkenlagen aus Feuersicherheitsgründen und um (z. B. in Dachböden) von oben keine Feuchtigkeit in die Balkenlage gelangen zu lassen. Beim Verlegen der Estriche auf Blindboden deckt man letztern mit Holzzement und Pappe und einer darauf geschütteten, einige Zentimenter starken Schicht aus seinem Sand oder Lehm. Bei unmittelbarem Aufbringen auf die Balkenlage wird der Raum über der Stakung mit Sand, Kies oder reinem Bauschutt gefüllt, darauf eine Lehmschicht oder eine doppelte Dachsteinschicht in verlängertem Zementmörtel gebreitet und darüber der E. ausgeführt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 133-134.
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