[841] Gifttiere, Tiere, die das Leben des Menschen oder andrer Tiere durch Gift bedrohen. Solche Tiere fehlen bei Säugetieren und Vögeln, während sie bei Reptilien, Amphibien, Fischen, Arthropoden, Würmern, Mollusken, Echinodermen, Cölenteraten und[841] wohl auch bei Protozoen vorkommen. Vielen Tieren dient das Gift als Mittel, sich ihrer Beute zu bemächtigen, wie den Schlangen, Spinnentieren, Tausendfüßern, Halbflüglern und Cölenteraten, andre Tiere benutzen das Gift als Schutzmittel, zur Abwehr von Feinden, wie gewisse mit Giftstacheln versehene Fische, die Hautflügler (die Bienen benutzen den Giftstachel auch zum Töten der Drohnen), Kanthariden, gewisse Amphibien, der Seehase etc. Manche Tiere der ersten Gruppe gebrauchen ihr Gift gelegentlich als Verteidigungsmittel. Die Bedeutung des Giftes mancher Fische, deren einzelne Organe intensiv giftig sind, während andre kein Gift enthalten, ist unbekannt, ebensowenig kennt man den Zweck des Giftes bei Eingeweidewürmern, und bei manchen Zweiflüglern erscheint das Gift, das beim Stich einen brennenden Schmerz verursacht, geradezu widersinnig, da es die Tiere gefährdet. Kaum zu den Gifttieren kann man Fische rechnen, die gewöhnlich nicht giftig sind und nur an manchen Örtlichkeiten Gift enthalten, das sie wahrscheinlich mit giftigen Nahrungstieren aufnehmen. Die periodische Giftigkeit der Miesmuscheln rührt von abnormen Lebensbedingungen her. Viele Gifte der G. sind Blutgifte, d. h. sie wirken nur, wenn sie direkt ins Blut eines andern Tieres gelangen, nicht durch den Magen, andre wirken aber auch vom Magen aus. Vgl. Linstow, Die G. und ihre Wirkung auf den Menschen (Berl. 1894).