Glaize

[880] Glaize (spr. glǟs'), 1) Auguste, franz. Maler, geb. 15. Dez. 1807 in Montpellier, gest. 8. Aug. 1893 in Paris, bildete sich in Paris bei den Brüdern Achille und Eugène Devéria in der Malerei und in der Lithographie aus und malte unter anderm die heil. Elisabeth von Ungarn (1844); Dante, seine Göttliche Komödie schreibend (1847), und die gallischen Weiber, sich gegen die Römer wehrend (1852). Dann kam er auf den Gedanken, geschichtsphilosophische Ideen und moralische Lehren zu versinnlichen. Die ersten Bilder dieser Art erschienen unter den Titeln: der Schandpfahl, an dem 16 Märtyrer der Idee ausgestellt sind, und Was man mit 20 Jahren sieht, der sanguinische Traum eines Liebespaars, auf der Weltausstellung von 1855. Zu derselben Gattung gehören ferner: das Elend als Kupplerin (1861), der Tod und die Wollust (1866) und das Schauspiel der menschlichen Torheit (1872, sein Hauptwerk). Von seinen übrigen Schöpfungen sind noch die Wandmalereien in den Kirchen St.-Sulpice und St.-Jacques du Haut Pas (1859, 1868) hervorzuheben. Von den Romantikern ausgegangen, verband G. mit schwungvoller Erfindung und charaktervoller Formengebung ein kräftiges und reiches Kolorit.

2) Léon, franz. Maler, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 3. Febr. 1842, debütierte 1859 mit dem Bilde: der Verrat der Delila. Zwei Jahre nachher folgte Faun und Nymphe (Museum in Montauban). Um diese Zeit wurde er Schüler von Gérôme und malte, von ihm beeinflußt, den Äsop im Hause des Xanthos (Museum in Dijon) und Simson, der seine Bande zerreißt (1864, Museum in Mülhausen). Unter seinen folgenden Bildern, die vollendet in der Zeichnung, aber oft mit einer naturalistischen Derbheit und mit Hinneigung zum Gräßlichen behandelt sind, sind noch zu erwähnen: Christus und die zehn Aussätzigen, die Nächte der Penelope, Herakles am Scheideweg, das erste Duell, der Tod des heil. Ludwig (in der Kirche St.-Louis d'Antin zu Paris), eine Verschwörung römischer Jünglinge, die Brüderschaft in dem Blut eines Gemordeten trinken (1875), die Flüchtlinge (eine [880] Episode aus der Belagerung Athens durch Sulla), das Fest des Theseus (1885), Victor Hugo auf dem Sterbelager (1886) und Christus in der Vorhölle. Auch hat er dekorative Malereien (die Vermählung) in der Mairie des 20. Arrondissements in Paris, Deckengemälde im Théâtre des Arts in Rouen ausgeführt und zahlreiche Bildnisse gemalt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 880-881.
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