Hadeln

[597] Hadeln, Landschaft und Kreis im preuß. Regbez. Stade, 326 qkm (5,92 QM.) groß mit (1900) 15,956 fast nur evang. Einwohnern, liegt am linken Ufer der Elbe kurz vor ihrer Mündung (s. Karte »Hannover«). Ein hoher Deich schützt H. gegen die Sturmfluten, die hier namentlich 1717 und 1825 sehr verheerend auftraten. Der Boden ist fruchtbare Marsch; im SO., S. und SW. befinden sich jedoch auch Torfmoore. Der Hauptfluß ist die schiffbare Medem, außerdem bestehen zahllose Kanäle, unter denen der Hadelnsche Kanal nicht allein der Schiffahrt dient, sondern auch durch Entwässerung das Sietland (das südliche Moorland) zu einem Kulturland umgeschaffen hat. Die Ortsnamen Ihlienworth, Lüdingworth etc. erinnern an die Worthen (Wurthen), die ersten, meerumwogten Wohnsitze der Chauken, dagegen die auf -bruch (Altenbruch, Osterbruch etc.) an Ansiedelungen von jenen Worthen aus in dem später angeschwemmten Lande. Die ganze Landschaft zeigt holländischen [597] Charakter. Hauptort ist Otterndorf (s. d.). – Zur Zeit Karls d. Gr. gehörte H. zur Grafschaft Lesum, kam nachher als Lehen des Bremer Erzbischofs an die Grafen von Stade, worauf es Kaiser Lothar dem welfischen Hause schenkte. Durch Herzog Bernhard, den Nachfolger Heinrichs des Löwen, dem es nach des letztern Fall huldigte, kam es an die Herzoge von Lauenburg und nach deren Aussterben (1689) wegen Erbfolgestreitigkeiten unter Sequester und endlich 1731 an Braunschweig-Lüneburg. Bis 1852 befand sich das Land im Vollbesitz des Altsachsenrechts, verlor damals einen großen Teil desselben; doch hat es sein Konsistorium, sein Prediger- und Lehrerwahlrecht, seine Stände, in den Kirchspielsgerichten (die früher auch erste Justizinstanz waren) seine autonome Gemeindeverwaltung und sein Spezialhypothekenwesen bewahrt. Das kleine Völkchen hat in den kriegerischen Zeitläuften der Reformation seine Freiheiten mit den Waffen verteidigt und den Kriegsadel, der unter dem Erzbischof Christoph von Bremen im benachbarten Land Kehdingen das Feudalwesen einführte, ferngehalten. Vgl. Lappenberg, Über die ältere Geschichte und Rechte des Landes H. (Lüneburg 1829) und Chronik des Landes H. (Otternd. 1843). S. außerdem Bremen (ehemaliges Herzogtum).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 597-598.
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