Hesse [2]

[260] Hesse, 1) Auguste, franz. Maler, geb. 1795 in Paris, gest. daselbst 14. Juni 1869, Schüler von Gros, errang 1818 mit dem Bilde: Philemon und Baucis den römischen Preis und hatte sich bereits mit Erfolg in Darstellungen aus der Profangeschichte betätigt, als er zur Ingresschen Richtung übertrat und sich nun meist auf religiösem Gebiet bewegte. Die Kirchen Notre-Dame de Lorette, Ste. Elisabeth, Bonne Nouvelle, St. Eustache, St. Séverin und St. Sulpice besitzen Malereien von seiner Hand.

2) Alexandre, franz. Maler, Neffe des vorigen, geb. 30. Sept. 1806 in Paris, gest. daselbst 7. Aug. 1879, Schüler von Gros, bildete dann durch Studien in Venedig sein Kolorit weiter aus und begründete seinen Ruf durch das Leichenbegängnis Tizians (im Salon 1833). Er suchte zwischen der romantischen und historischen Richtung zu vermitteln, schadete seinen Bildern aber durch zu große Glätte. Seine Hauptwerke sind: Leonardo da Vinci (1836), Tod des Präsidenten Brisson (1840), Triumph Pisanis (1847), die beiden Foscari (1853), Adoption Gottfrieds von Bouillon durch Alexander Komnenos und Belagerung von Beirut durch die Kreuzfahrer (beide in Versailles). In der Kirche St. Sulpice führte er einen Zyklus religiöser Malereien, Momente aus dem Leben des heil. Franz von Sales aus. Vgl. Nicard, Alex. H., sa vie et ses ouvrages (Par. 1883).

3) Adolf Friedrich, Organist und Komponist, geb. 30. Aug. 1809 in Breslau, gest. daselbst 5. Aug. 1863, erhielt dort seine Ausbildung durch die Organisten Berner und kl ohler, wurde 1827 als zweiter Organist an der Elisabethkirche seiner Vaterstadt angestellt und wirkte seit 1831 bis zu seinem Tod als erster Organist an der Hauptkirche zu St. Bernhardin. H. wurde als Orgelvirtuos auf seinen wiederholten Kunstreisen nicht nur in Deutschland, sondern auch in Paris, wohin er 1844 zur Einweihung der Orgel der Kirche St. Eustache eingeladen war, und 1852 in London gefeiert. Gleich erfolgreich wirkte er als Lehrer und als Dirigent. Von seinen zahlreichen Kompositionen (Symphonien, Ouvertüren, Kammermusik etc.)[260] haben nur die für Orgel (in Auswahl hrsg. von Gottschalg, 3 Bde.) weitere Verbreitung gefunden.

4) Ludwig Otto, Mathematiker, geb. 22. April 1811 zu Königsberg i. Pr., gest. 4. Aug. 1874 in München, studierte in Königsberg, habilitierte sich daselbst 1840, wurde 1845 außerordentlicher Professor, 1856 ordentlicher Professor erst in Halle, dann in Heidelberg und 1869 an der Polytechnischen Schule in München. Seine Arbeiten handeln über analytische Geometrie, Invariantentheorie etc. und sind besonders durch die Eleganz, die er den Rechnungen zu geben verstand, von Einfluß gewesen, ebenso seine Lehrbücher: »Vorlesungen über die analytische Geometrie des Raumes« (Leipz. 1861, 3. Aufl. 1876); »Vorlesungen aus der analytischen Geometrie der geraden Linie, des Punktes und des Kreises« (das. 1865; 3. Aufl., hrsg. von Gundelfinger, 1881); »Vier Vorlesungen aus der analytischen Geometrie« (das. 1866), denen 1874 »Sieben Vorlesungen aus der analytischen Geometrie der Kegelschnitte« (das.) folgten; »Die Determinanten, elementar behandelt« (das. 1871) und »Die vier Spezies« (das. 1872). Seine »Gesammelten Werke« hat die Münchener Akademie herausgegeben (Münch. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 260-261.
Lizenz:
Faksimiles:
260 | 261
Kategorien: