[440] Hohe Häuser (hierzu die Tafel »Hohe Häuser«), auch Turmhäuser, Riesenhäuser, engl. Skeleton buildings (»Skelettbauten«), Skyscrapers (»Wolkenkratzer«) genannt, Geschäftshäuser von riesiger Höhe, die infolge der Reklamesucht und der ungeheuern Steigerung der Grundstückwerte in den Geschäftsvierteln der amerikanischen Weltstädte, namentlich in New York und Chicago, entstanden sind. Wie aus der Tabelle unten ersichtlich, ist diese Höhe bis über 100 m, die Zahl der Stockwerke jener Häuser bis zu 20 und mehr getrieben worden. In Boston ist die größte polizeilich zulässige Höhe 37,5 m. Die Bauordnungen von New York und Chicago kennen bis jetzt keine Höhenbeschränkungen, und obwohl auch dort die hohen Häuser bisher immerhin nur Ausnahmen bilden und von einer Beschränkung des Lichtes und der Luft durch dieselben kaum gesprochen werden kann, so rücken die Riesenhäuser stellenweise doch schon, namentlich mit Rücksicht auf das Stadtbild, bedenklich nahe aneinander. In ästhetischer Beziehung lassen sich die hohen Häuser überhaupt kaum rechtfertigen; es sind bisher wenige auch nur einigermaßen befriedigende Lösungen gelungen. Als Wohnhäuser kommen die Riesenhäuser selbstverständlich nicht vor; es sind durchweg Geschäftsgebäude, in denen allenfalls Restaurationen, auch Theater oder, wie z. B. beim Freimaurerhause (Masonic Temple) in Chicago (Tafel, Fig. 3), Räumlichkeiten für Vereine, Gesellschaften, amerikanische Weltzeitungen etc. enthalten sind. Bis zu einer Zahl von 17 Stockwerken hat man freilich bereits auch Hotels getrieben. Die bequeme Benutzung und gute Verwertung der höhern Stockwerke, die ihrer Helligkeit, Lustigkeit und schönen Aussicht wegen sogar gesucht werden, ist selbstredend nur durch ausgedehnte Anwendung von Fahrstühlen möglich. Der Freimaurertempel in Chicago hat deren 18 mit einer Fassungskraft von täglich 40,000 Personen auf einer Gebäudegrundfläche von nur 1735 qm. Der ausgedehnte Ersatz der Menschenarbeit durch Maschinenarbeit, Ersparnisse bei der Verwaltung und Überwachung, beim Betriebe der Kessel-, Maschinen- u. Fahrstuhlanlagen, bei der Beleuchtung, Zentralheizung, Be- und Entwässerung sprechen, von der Ausnutzung des Grund und Bodens abgesehen, zugunsten der hohen Bauweise. Dagegen sind bei ihr die Feuerversicherungsprämien sehr hoch; es gibt Gesellschaften, die diese Häuser überhaupt nicht aufnehmen.
Die Grundrisse der hohen Häuser nähern sich meist dem Quadrat, doch kommen auch langgestreckt-rechteckige (z. B. Havemeyer-Gebäude in New York) und schiefwinklige (World-Gebäude in New York, Tafel, Fig. 2), auch L-, U- und H-förmige vor. Für den Aufbau gibt es verschiedene Systeme. Für Häuser mit 710 Geschossen wurde zunächst die auch bei uns übliche Bauweise mit vorwiegend steinerner Vorderwand, Abfangung der Scheide- und Mittelwände durch Unterzüge und Ersatz der Innenpfeiler durch eiserne Säulen beibehalten. Dann ging man zur Entlastung der Fronten durch Anordnung von Eisensäulen an den Innenfluchten derselben oder in Schlitzen daselbst über. Auch bildete man die Vorderwände teils aus Steinpfeilern, teils aus umkleideten Eisengerippen. Endlich wurden die Vorderwände ganz aus umkleideten Stahlgerippen hergestellt. Die Decken pflegen scheitrechte Kappen aus porigen Lochsteinen zu sein. Die Zwischenwände bestehen aus demselben Material. Das Eisen wird gegen Wärme- u. Feuereinflüsse sorgfältig ummantelt; besondere Windverbände werden nicht immer angebracht, trotz der in Amerika herrschenden, oft sehr starken Stürme. Leitungen für Lüftung, Heizung und Kaltluft, für Gas, Dampf und heißes Wasser, auch Be- und Entwässerungs- sowie Sprech- und Briefleitungen fehlen nicht. Die Gründung der Riesenhäuser erfolgt bei gutem Baugrund unter Kellersohle geschlossen oder mit Einzelgrundmauern, und zwar stufenförmigen Granitblöcken oder Stahlschienen in Betonblöcken (Chicagoer Bauart), oder auf ganz oder großenteils durchgehender Betonplatte, bei gutem Baugrund in großer Tiefe hingegen mit Pfahlrost oder Kasten. Die Wandstärken der massiven Frontwände nehmen nach der New Yorker Bauordnung bei 18 Stockwerken von zusammen 66,6 m Höhe für tragende Wände von 0,4 m im obersten Stockwerk bis 1,8 m über dem Fundament, für nur sich selbst tragende Wände von 0,30,8 m und für nur Füllmauerwerk enthaltende Wände von 0,30,6 m zu. Die Ausstellung der Eisengerippe erfolgt mittels der in Amerika üblichen Mastenkrane; Steine, Mörtel etc. werden in Bauaufzügen hochgeschafft. Baugerüste sind unnötig. Die Ausführungszeit ist sehr gering; auf das Stockwerk entfallen 12 Wochen. Zusammenstellung einiger der höchsten Riesenhäuser:
Brockhaus-1837: Hauser · Hohe Priester · Höhe
Brockhaus-1911: Häuser · Temperierte Häuser · Neufürstliche Häuser · Altfürstliche Häuser · Altgräfliche Häuser · Hauser · Hohe Tátra · Hohe Tatarei · Hohe Schule · Montabaurer Höhe · Hohe Veen · Hohe Tauern · Hohe Eule · Hohe Jagd · Höhe · Hohe Acht · Hohe Pforte · Hohe Salve · Hohe Kommission · Hohe Mense
DamenConvLex-1834: Hauser, Kaspar · Pforte, die hohe
Herder-1854: Häußer · Hauser · Altfürstliche Häuser · Hohe See · Homburg vor der Höhe · Hohe Acht · Hohe Kante
Lueger-1904: Sprung, -höhe, -kluft · Höhe
Meyers-1905: Hauser · Häuser · Neufürstliche Häuser · Blaue Häuser · Altgräfliche Häuser · Altfürstliche Häuser · Hohe Tátra · Hohe Tauern · Hohe Templer · Hohe Schule · Hohe Schrecke · Hohe See · Kernsdorfer Höhe · Nassacher Höhe · Abtsröder Höhe · Hohe Wurzel · Höhe [1] · Höhe [2] · Hohe Acht · Hohe Eule · Hohe Heide · Danziger Höhe · Gaisl, Hohe · Herchenhainer Höhe · Hohe Mense · Hohe Pforte · Hohe Salve · Hohe Jagd · Hohe Kullge · Hohe Landstraße
Pataky-1898: Hauser-Edel, Frau Caroline · Hauser, Ida
Pierer-1857: Neufürstliche Häuser · Capsche Häuser · Himmlische Häuser · Häußer · Altfürstliche Häuser · Hauser · Häuser
Buchempfehlung
Der junge Chevalier des Grieux schlägt die vom Vater eingefädelte Karriere als Malteserritter aus und flüchtet mit Manon Lescaut, deren Eltern sie in ein Kloster verbannt hatten, kurzerhand nach Paris. Das junge Paar lebt von Luft und Liebe bis Manon Gefallen an einem anderen findet. Grieux kehrt reumütig in die Obhut seiner Eltern zurück und nimmt das Studium der Theologie auf. Bis er Manon wiedertrifft, ihr verzeiht, und erneut mit ihr durchbrennt. Geldsorgen und Manons Lebenswandel lassen Grieux zum Falschspieler werden, er wird verhaftet, Manon wieder untreu. Schließlich landen beide in Amerika und bauen sich ein neues Leben auf. Bis Manon... »Liebe! Liebe! wirst du es denn nie lernen, mit der Vernunft zusammenzugehen?« schüttelt der Polizist den Kopf, als er Grieux festnimmt und beschreibt damit das zentrale Motiv des berühmten Romans von Antoine François Prévost d'Exiles.
142 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro