Hurter

[666] Hurter, 1) Friedrich Emanuel von, österreich. Historiograph, geb. 19. März 1787 in Schaffhausen, gest. 27. Aug. 1865 in Graz, studierte in Göttingen Theologie, wurde 1824 Pfarrer und 1825 Antistes in Schaffhausen. Seine »Geschichte des Papstes Innozenz III. und seiner Zeitgenossen« (Hamb. 1834–42, 4 Bde.; Bd. 1 in 3. Aufl. 1841, Bd. 2 u. 3 in 2. Aufl. 1842 u. 1843) sowie sein Verkehr mit den eifrigsten Ultramontanen, z. B. Görres und Jarcke, führten zu Streitigkeiten mit seinen Amtsbrüdern (vgl. seine Verteidigungsschrift »Der Antistes H. und seine sogen. Amtsbrüder«, Schaffh. 1840), infolge deren er 1841 seine Stelle niederlegte und 21. Juni 1844 in Rom zur katholischen Kirche übertrat. 1846 als k. k. Hofrat und Historiograph nach Wien berufen, verlor er politischer Umtriebe wegen 1848 diese Stelle, erhielt sie jedoch 1849 wieder und wurde noch in demselben Jahre in den Adelstand erhoben. Außer der oben erwähnten Schrift und den »Denkwürdigkeiten aus dem letzten Dezennium des 18. Jahrhunderts« (Schaffh. 1840) sind zu nennen: »Geburt und Wiedergeburt; Erinnerungen aus meinem Leben« (das. 1845, 3 Bde.; 4. Aufl. 1867, 2 Bde.); »Geschichte Ferdinands II. und seiner Eltern« (das. 1850–64, 11 Bde.), ein tendenziöses und nicht ganz zuverlässiges Werk; »Philipp Lang, Kammerdiener Rudolfs II.« (das. 1851); »Zur Geschichte Wallensteins« (das. 1855) und »Wallensteins vier letzten Lebensjahre« (Wien 1862). Seine ultramontanen Tendenzen traten besonders in den von ihm noch als protestantischen Geistlichen verfaßten Schriften: »Ausflug nach Wien und Preßburg« (Schaffh. 1840, 2 Bde.) und »Die Befeindung der katholischen Kirche in der Schweiz« (das. 1840, Nachträge dazu 1843), hervor. Vgl. Schenkel, Die konfessionellen Zerwürfnisse in Schaffhausen (Basel 1844); Heinrich v. Hurter, Friedrich v. H. und seine Zeit (Graz 1877, 2 Bde.).

2) Hugo von, Sohn des vorigen, geb. 11. Jan. 1832 in Schaffhausen, trat 1857 in den Jesuitenorden und wurde 1858 Professor der Dogmatik in Innsbruck. Er veröffentlichte: »Patrum sanctorum opuscula selecta« (Innsbr. 1868–85, 48 Bde.; zweite Reihe 1884–92, 6 Bde.); »Theologiae dogmaticae compendium« (das. 1876–78, 3 Bde.; 11. Aufl. 1903); »Nomenclator literarius recentioris theologiae catholicae« (2. Aufl., das. 1892–99, 4 Bde.; 3. Aufl. 1903 ff.); »Medulla theologiae dogmaticae« (7. Aufl., das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 666.
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