Küstenbeleuchtung

[881] Küstenbeleuchtung (hierzu Karte »Leuchtfeuer an den deutschen Küsten«), die Gesamtheit der Leuchtfeuer (Leuchttürme, Feuerschiffe und Leuchttonnen), durch die den Schiffen ermöglicht wird, sich nachts ohne Gefahr einer Küste zu nähern und zwischen Untiefen den sichern Weg zu finden. In viel befahrenen Gewässern, wie dem Englischen Kanal, in einem schwierigen und an Gefahren reichen Fahrwasser werden mehr Feuer errichtet als an wenig besuchten Küsten und gefahrlosen Fahrstraßen. Den Feuern, die den Schiffen die Annäherung an eine Küste bezeichnen, muß größere Sichtweite gegeben werden als solchen Feuern, die lediglich die Einfahrt in einen Hafen oder auf kurzer Strecke den zu steuernden Kurs angeben. Die Sichtweite eines Feuers, d. h. die Entfernung, wie weit es zu sehen ist, ist abhängig von seiner Höhe über der Meeresfläche und seiner Lichtstärke. Die Feuer sollen entweder den Schiffen bei Annäherung an eine Küste ermöglichen, den Schiffsort und hiernach den zu steuernden Kurs zu bestimmen, oder sie dienen zur Vermeidung bestimmter Untiefen. Die erstern, die See- oder Küstenfeuer, sind bis zu 50 Seemeilen und zuweilen noch weiter sichtbar und an gut befeuerten Küsten derart verkeilt, daß ihre Feuerkreise einander berühren, so daß ein an der Küste entlang steuerndes Schiff stets ein, oft mehrere Feuer gleichzeitig in Sicht hat. Die letztern Feuer, die Warnungs-, Leit- und Hafenfeuer, haben geringere Sichtweite und beleuchten entweder bestimmte Untiefen oder das zwischen Gefahren hindurchführende Fahrwasser, so daß ein Schiff entweder meiden muß, in einen bestimmten, z. B. roten Beleuchtungssektor eines solchen Feuers hineinzukommen, oder sich innerhalb des Feuerkreises oder auch in der Linie zweier Feuer zu halten hat, um frei von Gefahren zu bleiben. Die letztere Art der Festlegung einer Einsteuerungs- oder Leitlinie durch zwei hintereinander gelegene Feuer wird oft zur Bezeichnung von Hafeneinfahrten und engen Durchfahrten gewählt. Bei einem langen und gewundenen Fahrwasser, wie auf Flußrevieren und Kanälen, wird häufig das Fahrwasser durch eine Kette kleiner, auf beiden Seiten oder an den Wendepunkten gelegener Feuer bezeichnet.

Die Feuer brennen entweder in festen, an der Küste (meist in Stein oder Eisen aufgeführten) Leuchttürmen, oder Gerüsten (Baken), auf Feuerschiffen (s. d.), die in See vor der Küste oder auf Bänken verankert sind, oder auf Leuchttonnen, die in oder bei einem Fahrwasser oder einer Untiefe ausgelegt sind. Die meisten Feuer brennen von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang das ganze Jahr hin durch, einige an Küsten, wo Eises halber die Schifffahrt im Winter geschlossen ist, z. B. an der russischen Küste, nur während der Zeit der Schiffahrt, andre, meist kleinere automatische Gasfeuer, die nicht unter ständiger Aussicht stehen, Tag und Nacht; zu letztern gehören auch die meisten Leuchttonnen. Um Verwechselungen nahe beieinander liegender Feuer zu verhüten, erhalten sie Unterscheidungsmerkmale durch die Farbe des Feuers (weiß, rot und grün; grün der geringen Sichtweite wegen fast nur bei Hafenfeuern) und durch die Art des Leuchtens des Feuers: ununterbrochen mit gleichmäßiger Stärke brennend oder in bestimmten Zeitintervallen verdunkelt, an Stärke zu- und abnehmend, von Zeit zu Zeit aufblitzend mit kürzern oder längern Blitzen oder Blinken, die Farbe wechselnd etc. Über die Charakteristik der Feuer, über die Konstruktion der Leuchtapparate, Leuchttürme und Feuerschiffe s. Leuchtturm.

Die beigefügte Karte zeigt die »Befeuerung« unsrer deutschen Küste. Die K. in andern Ländern ist in ähnlicher Weise nach denselben vorerwähnten Grundsätzen und Gesichtspunkten ausgeführt. In der Karte sind die Feuer, sowohl die auf dem Festland als die schwimmenden, ihrer Lage nach eingetragen, ihre Sichtweite und Beschaffenheit angegeben und diese von den Hauptfeuern, den sämtlichen Seefeuern und einem Teil der Hafen- und Ansegelungsfeuer, graphisch dargestellt. Der um das Feuer gezogene Kreisbogen stellt in richtigem Maßstab den Feuerkreis dar, nach Entfernung und Richtung (der Kreisbogen umgibt das Feuer nur in den Richtungen, nach denen es sichtbar ist); gleichzeitig gibt die Zeichnung des die Grenze des Feuers darstellenden Kreisumfangs die Beschaffenheit des Feuers an. Das weiße Licht ist durch schwarze Zeichnung des Feuerkreises gegeben, während ein farbiges (rotes, grünes) Feuer in dieser Farbe dargestellt ist. Außerdem ist bei dem Standort der Feuer selbst außer dem Namen die Beschaffenheit der Feuer abgekürzt (s. Erläuterungen auf der Karte) angegeben. Vgl. »Leuchtfeuer aller Meere« (Berl. 1904).[881]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 881-882.
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