Karăjan

[612] Karăjan, Theodor Georg von, Germanist, geb. 22. Jan. 1810 in Wien von griechischen Eltern, gest. 28. April 1873, studierte in seiner Vaterstadt und arbeitete hierauf 1829–32 in der Kanzlei des Kriegsministeriums, 1832–41 im Archiv des Finanzministeriums. Seit 1841 bei der kaiserlichen Hofbibliothek angestellt, ward er im Mai 1848 ins deutsche Parlament gewählt. Im November 1850 erhielt er die Professur der deutschen Sprache und Literatur an der Wiener Hochschule, die er jedoch infolge der Verordnung des Grafen Thun, daß kein Akatholik an der Universität in Wien ein akademisches Ehrenamt bekleiden dürfe, niederlegte. Er wurde 1851 Vizepräsident der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied er seit 1848 war, 1854 Kustos der Hofbibliothek, 1866 Präsident der Akademie, 1870 zweiter Vorstand der Hofbibliothek. K. hat sich namentlich durch Ausgaben älterer deutscher Literaturwerke Verdienste erworben. Dahin gehören: »Frühlingsgabe für Freunde älterer Literatur«, ein Sammelwerk (Wien 1839; 2. Aufl. u. d. T. »Der Schatzgräber«, Leipz. 1842); Michael Behaims »Buch von den Wienern« (Wien 1843) und dessen »Zehn Gedichte zur Geschichte Österreichs und Ungarns« (1849); ferner »Seifried Helbling« (1844); »Deutsche Sprachdenkmale des 12. Jahrhunderts« (1846); »Wolfgang Schmelzls Lobspruch der Stadt Wien« (1849); »Zwei bisher unbekannte deutsche Sprachdenkmale aus heidnischer Zeit« (1858) u. a. Außerdem veröffentlichte er unter anderm: »Zur Geschichte des Konzils von Lyon 1245« (Wien 1850); »Das Verbrüderungsbuch des Stiftes St. Peter zu Salzburg« (das. 1852); »Über Heinrich den Teichner« (das. 1855); »Maria Theresia und Graf Sylva-Tarouca« (das. 1859); »Joseph Haydn in London 1791 und 1792« (das. 1861); »Abraham a Sancta Clara« (das. 1867); »Kaiser Leopold I. und Peter Lambeck« (das. 1868); »Zu Seifried Helbling und Ottacker von Steiermark« (das. 1870). Vgl. Vahlen im »Almanach der Wiener Akademie« vom J. 1874, S. 195–213. – Sein ältester Sohn, Max Theodora. K., geb. 1833, seit 1859 Professor der Philologie an der Grazer Universität, schrieb: »Über die Handschriften der Scholien zur Odyssee« (Wien 1857).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 612.
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