Kindermann

[13] Kindermann, 1) Ferdinand, später geadelt als Ritter v. Schulstein, kath. Geistlicher und Schulmann, geb. 27. Sept. 1740 zu Königswalde bei Schluckenau in Böhmen, gest. 25. Mai 1801 in Leitmeritz, studierte in Prag und wurde 1771 Pfarrer zu Kaglitz in Böhmen, wo er die damals berühmte Schuleinrichtung des Abtes von Felbiger in Sagan, nachdem er diese an Ort und Stelle studiert hatte, nachahmte. Neu führte er selbst den täglichen Wechsel zwischen »Lehrschule« und »Industrieschule« ein, worin wieder er selbst viele Nachahmer fand. Er wurde 1772 Dechant, 1776 Schulrat und Professor der Pädagogik zu Prag und, 1777 von Maria Theresia geadelt, 1790 Bischof von Leitmeritz Vgl. Aigner, Der Volks- und Industrieschulenreformator Bischof K. (Wien 1867).

2) August, Bühnensänger (Bariton), geb. 6. Febr. 1817 in Potsdam, gest. 6. März 1891 in München. begann mit 16 Jahren seine Künstlerlaufbahn als Chorist bei der Berliner Hofoper und wurde von Spontini auch zu kleinen Solopartien herangezogen. Von 1839–46 war er am Leipziger Theater engagiert, wo er sich bis zum ersten Baritonisten emporarbeitete und die Freundschaft Lortzings erwarb, der den »Hans Sachs« für ihn schrieb, und gehörte seitdem als Mitglied des Münchener Hoftheaters (seit 1855 auch Oberregisseur) zu den Lieblingen des Publikums. Sein sonores Organ und seine theatralischen Talente befähigten ihn besonders zu Rollen wie Figaro, Kaspar, Tristan (in »Jessonda«) u. a.; auch Wagners Wotan und Titurel (im »Parsifal«) fanden in ihm einen trefflichen Interpreten. Er ist der Vater der Sängerin Reicher-Kindermann (s. d.).

3) Friedrich, Pseudonym, s. Klinkowström.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 13.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika