Klöppelmaschine

[150] Klöppelmaschine (Flechtmaschine, Litzenmaschine, Schnurmaschine, Riemengang [Provinzialismus im Wuppertal]), mechanische Vorrichtung zum Flechten von Schnüren, Litzen, Schuhriemen, Bändern, Kerzen- und Lampendochten etc. sowie zum Umklöppeln von Draht (Telephonleitungen u. dgl.), von Darmsaiten, Stöcken (Peitschenstielen), Knöpfen, Pfeifenrohren, Posamentierwaren, Stahlbändern für Korsetts etc.; beruht auf dem Prinzip, so viele mit Garn (Strängen) bewickelte aufrechtstehende Spulen (Klöppel, hiervon der Name) nach dem Gesetz des Flechtens in rascher Reihenfolge aneinander vorbei zu bewegen, als Stränge zur Bildung der Schnur etc. notwendig sind. Zur Erklärung der Klöppelmaschinen kann die in Fig. 1 u. 2 dargestellte K. zum Flechten einer siebenfädigen sogen. Herzlitze dienen. Die hierzu erforderlichen, mit bewickelten Spulen versehenen sieben Klöppel 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7 bewegen sich auf der Grundplatte A in Kreisbahnen a a mit den runden Tellern B, B1 derart, daß sie unmittelbar hintereinander laufen, vom Berührungspunkt C der beiden Kreise aus sich kreuzen und damit die von ihnen ausgehenden Fäden F über der Mitte der Grundplatte bei D verflechten. Die Teller B drehen sich um die Stützen b, b, entgegengesetzt durch Eingriff der Zahnräder r und r1 und nehmen die Klöppel mit durch die am Rande sitzenden sieben halbrunden Einschnitte c, in die sich die Klöppelträger d einlegen.

Fig. 1. Ansicht.
Fig. 1. Ansicht.
Fig. 2. Grundriß. Fig. 1 und 2. Klöppelmaschine.
Fig. 2. Grundriß. Fig. 1 und 2. Klöppelmaschine.

An dem Berührungspunkt C treffen die Einschnitte beider Teller zusammen. Damit das Geflecht entsteht, geht abwechselnd ein Klöppel des Tellers B auf den Teller B1 und darauf ein Klöppel des Tellers B1 auf den Teller B über. Hierzu dient die Weiche e, die, um eine feste Achse drehbar, durch Anstoßen der Klöppelfüße gegen [150] Vorsprünge der Weiche abwechselnd den Weg links oder rechts versperrt. Das Abziehen des fertigen Geflechtes E erfolgt durch die Abzugswalzen u, v, w, wovon v mit Schneckenrad durch die Schnecke x angetrieben wird, die von dem Tellerrad r1 Drehung erhält. Die große Mannigfaltigkeit der Geflechte erfordert nicht nur eine kleinere oder größere Anzahl von Klöppeln, sondern auch sehr verschiedene Bahnen.

Fig. 3.
Fig. 3.

So zeigt Fig. 3 z. B. die Anordnung der Teller und den Lauf von 12 Klöppeln zum Flechten einer Rundschnur und zum Umflechten (Überspinnen) von Draht, Schnüren, Darmsaiten etc., wobei diese Einlagen von untenher zentrisch eingeführt werden. Gemusterte Geflechte werden erzeugt, indem man die Bahnen nach bestimmten Kurven krümmt und durch abwechselndes Aus- u. Einschalten von Klöppeln einen Wechsel in dem Flechtprozeß hervorruft. Im letztern Fall erhalten die Zwischenteller außer Drehung und Weichen vielfach Rapportapparate nach Art der Jacquardmaschine (s. Weben), welche die Klöppel vorübergehend aus der Bahn ziehen. Das System entwickelte sich namentlich in der Weise, daß (nach dem Franzosen Malhère 1872–73) mit Hilfe des Jacquards jeder Klöppel für sich unabhängig von den andern kurze oder lange Bahnstrecken durchlaufen kann, wodurch diese Maschine zugleich zur Anfertigung von Spitzen (s. d.) brauchbar wird. Vgl. E. Höffer, Über Flechtmaschinen (Berl. 1885).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 150-151.
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