Lee [4]

[317] Lee (spr. lī), 1) Sophia und Harriet, engl. Schriftstellerinnen, Töchter des Schauspielers am Coventgarden-Theater John L. Die ältere, Sophia, geb. 1750 in London, gest. 13. März 1824 in Clifton bei Bristol, brachte in ihrem 30. Jahre mit Beifall das Lustspiel »The chapter of accidents« zur Ausführung, gründete 1780 mit Harriet, geb. 1756, gest. 1. Aug. 1851 in Clifton, eine Töchterschule in Bath, zog sich aber 1803 von deren Leitung zurück. Unter ihren Schriften sind der als Vorläufer der historischen Schule in der Novellistik zu betrachtende Roman »The recess, er a tale of other days« (Lond. 1784) und die mit Harriet herausgegebenen »Canterbury tales« (1797–1805, 5 Bde.; neue Ausg. 1849, 2 Bde.) hervorzuheben. Aus letzterm Werk hat die Erzählung »Kruitzner, or the German's tale« (einzeln 1823) den Stoff zu Byrons Trauerspiel »Werner« geliefert. Sie stammt aus der Feder Harriets. Letztere schrieb außerdem die Romane: »The errors of innocence« (1786, 5 Bde.) und »Clara Lennox« (1797) und versuchte sich auch im Drama.

2) Robert Edward, General der konföderierten Südstaaten von Nordamerika, geb. 19. Jan. 1807 zu Stratford in Virginia, gest. 12. Okt. 1870 in Lerington (Virginia), erhielt 1825–29 seine militärische Vorbildung in West Point und fand zuerst in dem Kriege gegen Mexiko 1845–48 Gelegenheit, sich auszuzeichnen. 1852 wurde er Direktor der Militärakademie zu West Point und besuchte während des Krimkriegs mit M'Clellan in militärwissenschaftlichem Interesse Europa. Als der Bürgerkrieg 1861 ausbrach, entschied er sich für die Sache des Südens und trat im Mai 1861 als Generalmajor in das Heer der Konföderierten, erhielt bald darauf den Oberbefehl über dasselbe, mußte ihn aber noch in demselben Sommer an Beauregard abtreten. Nach dessen Rücktritt und J. Johnstons Verwundung im Frühjahr 1862 ward er wieder Oberbefehlshaber, siegte Ende August am Rapahannock über Pope, fiel in Maryland ein, wurde jedoch 16. und 17. Sept. bei Antietam geschlagen. Die nächsten Siege erfocht L. bei Fredericksburg 13. Dez. 1862 über Burnside und bei Chancellorsville 2. Mai 1863 über Hooker. Bei einem abermaligen Zug gegen Norden ward er jedoch 1.–3. Juli 1863 bei Gettysburg in Pennsylvanien wieder geschlagen, zog sich aber in guter Ordnung zurück. 1864 entfaltete L., fortwährend in der Defensive und in stetigem, wenn auch langsamem Rückgehen auf Richmond, den ganzen Reichtum seiner kriegerischen Befähigung. Nachdem er elf Monate lang erfolgreichen Widerstand geleistet hatte, mußte er endlich 2. April 1865 Richmond räumen und 10. April bei Appomatox-Court-House vor General Grant die Waffen strecken. Er wurde darauf Präsident des Washington College zu Lexington im Staat Virginia und lebte bis zu seinem Tod in Zurückgezogenheit. Unter den Feldherren, die im großen Bürgerkrieg auftraten, war er ohne Zweifel der bedeutendste an Talent und Charakter. Vgl. Cooke, Life of General L. (New York 1871, neue Ausg. 1887); Jones, Personal reminiscenses of Robert E. L. (das. 1874); »Memoirs of general Robert Ed. L.« (hrsg. von Long u. Wright, Lond. 1886); Fitzhugh Lee (Neffe), General L. (New York 1894); H. A. White, Robert E. L. and the southern confederacy (Lond. 1897); »Recollections and letters of general Robert E. L., by his son« (New York 1904); G. M. Adam, Life of general Robert E. L. (das. 1905).

3) Anna (»Mutter Anna«), s. Shakers.

4) Vernon, engl. Schriftstellerin, s. Paget.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 317.
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