Lerchenfeld [2]

[434] Lerchenfeld, 1) Maximilian Emanuel, Freiherr von, bayr. Staatsmann, geb. 16. Nov. 1778 in Ingolstadt, gest. 14. Okt. 1843 in Heinersreuth bei Bamberg, studierte in Ingolstadt, ward 1803 Rat in der Landesdirektion zu Ulm, 1807 bayrischer Gesandter am württembergischen Hof, 1808 Generalkommissar in Ansbach, 1809 in Nürnberg, 1810 in Innsbruck und 1814 in Würzburg. Von 1817–25 und 1833–1835 Finanzminister, von 1825–33 Gesandter am Bundestag, war L. seit 1835 in Wien und seit 1842 wieder am Bundestag. An der Begründung der bayrischen Verfassung 1815–18 hatte sich L. in liberalem Sinne beteiligt. Vgl. M. v. Lerchenfeld, Die bayrische Verfassung und die Karlsbader Beschlüsse (Nördlingen 1883) und Aus den Papieren des bayrischen Staatsministers M. Freiherrn v. L. (das. 1887).

2) Gustav, Freiherr von, bayr. Staatsmann, Sohn des vorigen, geb. 30. Mai 1806 in Ulm, gest. 10. Okt. 1866, studierte die Rechte und war Appellationsgerichtsrat in Bamberg, als er nach dem Tode seines Vaters 1843 den Staatsdienst verließ und das Rittergut Heinersreuth übernahm. Seit 1845 der bayrischen Abgeordnetenkammer angehörig, bekämpfte L. das Ministerium Abel, trat im März 1848 an die Spitze der Finanzverwaltung und wurde 15. Nov. Minister des Innern. Doch schon 20. Dez. d. J. zurückgetreten, beteiligte er sich nur noch als Mitglied der bayrischen Abgeordnetenkammer am öffentlichen Leben und wurde, wegen einer Beleidigung von dem Fürsten Wrede gefordert, im Duell verwundet. Mit dem Grafen Hegnenberg in der Reaktionszeit der 1850er Jahre Führer der liberalen Opposition in der Kammer, half L. 1862 den großdeutschen Reformverein gründen und wurde dessen Präsident. Er starb in Berchtesgaden infolge eines Sturzes (29. Sept. 1866) auf dem Untersberg. L. schrieb: »Die altbayrischen[434] landständischen Freiheitsbriefe und Landesfreiheitserklärungen« (Münch. 1851); »Geschichte Bayerns unter König Maximilian Joseph I.« (Berl. 1854) und »Das Verfahren der deutschen Großmächte gegen Schleswig-Holstein und den Bund« (Jena 1866).

3) Hugo, Graf von und zu L. auf Köfering und Schönberg, bayr. Diplomat, geb. 13. Okt. 1843 in Berlin, wo sein Vater, Maximilian Joseph Graf L. (geb. 1799, gest. 3. Nov. 1859), 1839 bis 1849 bayrischer Gesandter war. Er studierte in Bonn und München die Rechte, trat 1867 in das Ministerium des Äußern ein, wurde Attaché bei der bayrischen Gesandtschaft in Paris, begleitete 1870 den Ministerpräsidenten, Grafen Bray-Steinburg, zu den Verhandlungen mit Bismarck nach Versailles, war 1871–75 Geschäftsträger in Petersburg, dann Sekretär bei der Gesandtschaft in Wien und wurde 1880 bayrischer Gesandter in Berlin. Als solcher vertritt er Bayern als erster Bevollmächtigter im Bundesrat und führt in demselben bei Behinderung des preußischen Vertreters den Vorsitz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 434-435.
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