Limoges [2]

[559] Limoges (spr. -mōsch'), Hauptstadt des franz. Depart. Obervienne und der ehemaligen Provinz Limousin, liegt amphitheatralisch an einem Hügel, 210 m ü. M., am rechten Ufer der Vienne, über die vier Brücken (zwei davon aus dem 13. Jahrh.) führen, und ist Knotenpunkt von sechs Linien der Orléansbahn. Die Stadt hat im ältern Teil steile und winklige Straßen und nur im neuern Teil, besonders seit dem großen Brande von 1864, breite Straßen und hübsche Plätze, darunter den Jourdanplatz mit dem Denkmal des Marschalls dieses Namens und die Place d'Aine mit der Statue des Chemikers Gay-Lussac. Unter den öffentlichen Bauten imponiert namentlich die im 13. Jahrh. im gotischen Stil begonnene, 1875 bis 1890 ergänzte Kathedrale St.-Etienne mit einem 62 m hohen Glockenturm, im Innern mit alten Grabmälern, Glasgemälden, Wandfresken und schönen Skulpturen (am Sängerchor). Daneben sind die Kirchen St.-Michel des Lions und St.-Pierre du Queyroix (entstanden aus quadrivio) aus dem 14. bis 16. Jahrh., der 1787 vollendete Bischofspalast mit schönem terrassierten Garten, dann von Neubauten das 1883 vollendete Stadthaus (davor ein monumentaler Brunnen), das Staatsgebäude für die Kunstgewerbeschule und die Sammlungen sowie das Theater zu nennen. L. hat noch ein Denkmal des Präsidenten Carnot (1897). Die Zahl der Einwohner beträgt (1901) 77,862 (als Gemeinde 84,121). In industrieller Hinsicht steht obenan die Porzellanindustrie, bei der mit Einschluß der Malerei und Dekoration 5000 Personen beschäftigt sind. Außerdem ist die Fabrikation von Schuhwaren und Holzschuhen, Tuch, Flanell, Papier, Maschinen etc., die Baumwollspinnerei, Gerberei und Buchdruckerei vertreten. Lebhaft ist auch der Handel mit Getreide, Wein, Spirituosen, Holz und Vieh. Die bis zum 18. Jahrh. hier betriebene Emailmalerei (s. d.) hat ganz aufgehört. An Bildungsanstalten bestehen ein Lyzeum, eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt, ein theologisches Seminar, eine Vorbereitungsschule für Medizin und Pharmazie, eine Kunstgewerbeschule, eine Bibliothek von 25,000 Bänden, eine Gemälde-, Münzen- und Naturaliensammlung und ein keramisches Museum. Die Stadt ist der Sitz des Präfekten, des Generalkommandos des 12. Armeekorps, eines Bischofs, eines Appellhofs, eines Gerichts- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts, einer Handels- und einer Ackerbaukammer und einer Filiale der Bank von Frankreich sowie mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften. – L. hieß in gallischer Zeit, als Hauptstadt der Lemovices, Augustoritum, an das noch die Reste eines Amphitheaters und zahlreiche antike Funde erinnern. Später nahm die Stadt den Namen des Volksstammes an. Im 5. Jahrh. machten sich die Westgoten, später die Franken zu Herren von L. Bei der karolingischen Länderteilung kam die Stadt an Frankreich. Später war sie lange ein Zankapfel zwischen England und Frankreich, wurde aber 1369 für immer mit der Krone Frankreich vereinigt. Vor der Revolution hatte die Stadt, aus der 4 Päpste und 60 Heilige hervorgingen, über 40 Klöster. Die alten Vicomtes von L., von denen ein Gerald schon im 10. Jahrh. vorkommt, starben 1226 aus. In L. sind unter andern die Päpste Clemens VI. und Gregor XI., der Staatskanzler d'Aguesseau, die Marschälle Jourdan und Bugeaud, der Girondist Vergniaud, die Nationalökonomen L. Faucher und M. Chevalier und der 1894 ermordete Präsident Carnot geboren. Vgl. Marvaud, Histoire des vicomtes et de la vicomte de L. (Par. 1873); Leroux, Géographie et histoire du Limousin (Limoges 1889) und Les sources de l'histoire du Limousin (das. 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 559.
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