Oajaca

[855] Oajaca (Oaxaca, beides spr. -chāka, Staat der Republik Mexiko, s. Karte »Mexiko«), zwischen 15. und 18.° nördl. Br., grenzt gegen Osten an Chiapas, gegen N. an Veracruz und Puebla, gegen W. an Guerrero, gegen S. an den Großen Ozean und enthält 91,664 qkm mit (1900) 947,910 Einw. (10 auf 1 qkm). Die 570 km lange Küste verläuft sehr einförmig, nur bei dem Isthmus von Tehuantepec dringt die ausgedehnte Lagune von Juchitan tief ins Land. Den größten Teil des Gebiets nimmt die ostwestlich gerichtete Sierra Madre del Sur ein, die in dem 3996 m hohen Zempoaltepec gipfelt. Der bedeutendste Fluß ist der Rio Verde, der in den Stillen Ozean mündet; zum Golf von Mexiko (Golf von Campeche) gehen der Rio San Juan und Papaloapan. Das Klima ist an der Küste und in den tiefen Tälern heiß, im Hochland mild und gesund. Die Stadt O. hat 20° Jahresmittel, 21,7° im Juli und 17,5° im Januar. Die sommerliche Trockenzeit ist nur im SW. streng ausgeprägt. Von starken Erdbeben wird namentlich die Gegend der Landeshauptstadt und die Südseite der Tehuantepec-Landenge häufig heimgesucht. Die Pflanzenwelt ist in den Tälern und in den höhern Gebirgslagen reich und üppig; die Wälder liefern Farbholz, Kautschuk, Vanille und Drogen. Auch der Wildreichtum ist groß; Onze, Puma, Wolf sind nicht selten. Außer Silber und Gold kommen Kupfer, Eisen, Quecksilber, Steinsalz, Kalk, Kohle vor. Die gesamte Bergbauförderung bewertete sich aber 1901 nur auf 2 Mill. Mk. Die Bevölkerung besteht zum größten Teil aus Indianern (Mixteken, Zapoteken etc.), die Zahl der Mischlinge erreicht kaum 100,000. Ackerbau und Viehzucht sind die Hauptbeschäftigungen. Gebaut werden Mais, Weizen, Zuckerrohr, Agave, Baumwolle, Tabak, Kakao, Kaffee und die verschiedensten Früchte. Die Industrie (Korn- und Zuckermühlen, Brennereien, Tabakfabriken) ist ganz vom Landbau abhängig. Töpferwaren und Seife werden fast in jedem Dorf hergestellt. Die schlechten Seehäfen haben wenig Verkehr, der Handel geht beinahe gänzlich über Mexiko und Veracruz, wohin die mexikanische Südbahn die Hauptverbindung herstellt. Das Land enthält merkwürdige Altertümer, wie die Ruinen prächtiger Tempel und Paläste zu Mitla, dem aztekischen Miguitlan, dem ehemaligen Sitze zapotekischer Priesterherrlichkeit, die Reste indianischer Tempelbauten in der Nähe von Achiutla u.a. – Die gleichnamige Hauptstadt liegt unter 17°3´ nördl. Br. und 96°40´ westl. L. in einem fruchtbaren Tal am Fluß Atoyac, 1542 m ü. M., ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat einen Regierungspalast, Palast des Bischofs (in der Bauart der altzapotekischen Priesterpaläste zu Mitla), eine große, 1729 vollendete Kathedrale, ein Dominikanerkloster mit reicher Kirche und Bibliothek auf dem nördlichsten höchsten Punkte der Stadt, das in den Bürgerkriegen oft als Festung diente, ein Institut für Fachstudien, ein Priesterseminar (Seminario Tridentino), ein Irrenhaus, ein Armenhaus und (1900) 35,049 Einw., die Fabrikation von Zigarren, Schokolade, Wachslichten, Seife, Baumwollweberei etc. betreiben. O. wurde 1522 von den Spaniern unter dem Namen Antequera gegründet, 6 km von der aztekischen Festung Huaxiacac, von der noch Reste vorhanden sind. Dicht dabei liegen Villade Santa Maria de Marquesádo mit 2000 Einw., Hauptort eines Marquisats des Fern. Cortez, das von Azteken bewohnte Dorf Xalatláco und 45 km östlich das Dorf Mitla mit zapotekischen Ruinen (s. oben).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 855.
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