Orangelogen

[90] Orangelogen (spr. orángsche- oder órrendsch-löschen), Name der politischen Vereine, welche die englisch-protestantische Partei in Irland den Bestrebungen der Katholiken entgegenstellte. Als gegen das Ende des 18. Jahrh. durch diese die englische Herrschaft in Irland bedroht schien, traten 21. Sept. 1795 die entschlossensten Orangemen oder Orangisten, wie nach der Besiegung Irlands durch Wilhelm von Oranien (1690) die protestantischen Anhänger des Königs genannt wurden, zu einer Ordensverbindung zusammen, deren Zweck die Erhaltung des Übergewichts der protestantischen Kirche in Irland und die Sicherung der Krone für das Haus Hannover war. Diesen Verbindungen, die O. genannt wurden, traten bald Protestanten der höhern Stände, selbst die Prinzen des königlichen Hauses, bei, was 1798 die Stiftung der Großen Loge von Irland zur Folge hatte. Seit der Union von Großbritannien und Irland 1800 ward der Bund immer mächtiger; seine Mitglieder setzten sich in den wichtigsten Staats- und Gemeindeämtern fest und verpflanzten ihre Grundsätze auch nach England, wo 1808 die erste Große Loge in Manchester errichtet, 1821 aber nach London verlegt wurde. Seit den Agitationen O'Connells (s. d.) in Irland begannen die O. einen erbitterten Kampf gegen den Katholizismus in England und Irland, zugleich aber auch gegen den Liberalismus und die in den Mittelklassen vorherrschende tolerante Gesinnung. Doch vermochten sie nicht zu hindern, daß mit der Durchführung der Emanzipation 1829 dem Übergewicht der Protestanten in Irland ein Ende gemacht ward, und gerieten in Konflikt mit der Regierung und der öffentlichen Meinung, weshalb sie unter dem Whigministerium 1832 aufgelöst wurden. Nach dem Sturz der Whigs (im November 1834) boten die O. alles auf, um bei den Wahlen, namentlich in Irland, die Majorität zu erhalten. Daher wurde, als nach dem Rücktritt Wellingtons die Whigs wieder aus Ruder kamen, 1836 im Parlament durch Hume, einen Führer der Radikalen, ein Antrag auf Untersuchung des Zustandes der O. gestellt, deren Ergebnis über ihre Staatsgefährlichkeit keinen Zweifel ließ. Daher empfahl der Herzog von Cumberland, Großmeister der O., sämtlichen Logen, sich aufzulösen, was auch binnen kurzem geschah. Dennoch haben sich die Orangisten noch in neuerer Zeit, obgleich ihre alte Organisation nicht mehr besteht, bemerklich gemacht, und orangistische Demonstrationen, die zu blutigen Auftritten geführt haben, kamen noch in den letzten Jahrzehnten oft genug vor.[90]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 90-91.
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