Piper [2]

[898] Piper, 1) Karl, Graf, schwed. Staatsmann, geb 29. Juli 1647 in Stockholm, gest. 29. Mai 1716 zu Schlüsselburg in der Gefangenschaft, entstammte einer in Finnland eingewanderten Lübecker Familie, trat 1666 in den schwedischen Staatsdienst und erwarb sich hier schnell das Vertrauen Karls XI., der ihn 1678 adelte, 1679 zum Sekretär im Kammerkollegium, 1689 zum Staatssekretär ernannte und bei allen innern Fragen als seinen Hauptratgeber betrachtete. Von Karl XII. 1697 zum Reichsrat befördert und 1698 in den Grafenstand erhoben, nahm er am Nordischen Krieg, besonders als Leiter der diplomatischen Verhandlungen, teil, vermochte aber die Handlungsweise Karls XII. nur selten durch seine Ratschläge zu beeinflussen. Bei Poltawa geriet er 1709 in russische Gefangenschaft. Vgl. Svedelius, Minne af grefve Carl P. (Stockh. 1869).

2) Ferdinand, Theolog und Archäolog, geb. 7. Mai 1811 in Stralsund, gest. 28. Nov. 1889 in Berlin, widmete sich dem Studium der Theologie, habilitierte sich 1840 an der Universität in Berlin und ward 1842 Professor, 1849 zugleich Direktor des christlich-archäologischen Museums der Universität. Außer vielen Beiträgen in Zeitschriften und in dem von ihm herausgegebenen »Evangelischen Kalender« (1850–1870), woraus das biographische Werk »Zeugen der Wahrheit« (Leipz. 1873–75, 4 Bde.) hervorging, sind von seinen Schriften hervorzuheben: »Kirchenrechnung« (Berl. 1841); »Geschichte des Osterfestes« (das. 1845); »Mythologie und Symbolik der christlichen Kunst« (Weim. 1847–51, 2 Tle.); »Über den christlichen Bilderkreis« (Berl. 1852); »Karls d. Gr. Kalendarium und Ostertafel aus der Pariser Handschrift herausgegeben« (das. 1858); »Die Kalendarien und Martyrologien der Angelsachsen« (das. 1862); »Einleitung in die monumentale Theologie« (Gotha 1867). Vgl. »Lied und Leben. Erinnerungen an Ferdinand P.«, gesammelt von seiner Schwester Luise (Berl. 1897).

3) Otto, Archäolog, geb. 22. Dez. 1841 in Röckwitz (Mecklenburg-Schwerin), studierte seit 1863 in München, Berlin und Rostock Rechtswissenschaft, ließ sich 1867 in Rostock als Rechtsanwalt nieder, ging 1873 als Chefredakteur des »Niederrheinischen Kuriers« nach Straßburg, war dann 1879–89 Bürgermeister in Penzlin und privatisierte darauf in Konstanz, seit 1893 in München. P. ist der Begründer der wissenschaftlichen Burgenkunde. Er schrieb: »Rheinische Spaziergänge« (Rostock 1880); »Burgenkunde« (Münch. 1895, 2. Aufl. 1905–06); »Ut 'ne lütt Stadt« (Wismar 1898); »In'n Meddelkraug« (das. 1900); »Abriß der Burgenkunde« (2. Aufl., Leipz. 1904); »Die angebliche Wiederherstellung der Hohkönigsburg« (Münch. 1902); »Österreichische Burgen« (Wien 1902 bis 1904, 4 Tle.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 898.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: