[375] Proklos, neuplaton. Philosoph, geb. 411 n. Chr. in Konstantinopel, gest. 485 in Athen, widmete sich in Athen unter des Plutarchos und Syrianos Leitung dem Studium der Platonischen Philosophie, die er sodann hier bis an seinen Tod lehrte. Als Dichter kennen wir ihn noch aus zwei Epigrammen und einigen Hymnen, die erstern in der griechischen Anthologie, die letztern bei Boissonade (»Poetarum graecorum sylloge«, Bd. 8, Par. 1824). Seine übrigen Schriften, herausgegeben von Cousin (Par. 182025, 6 Bde.; 2. vermehrte Aufl. 1864) und Creuzer (Frankf. 182125, 4 Bde.), waren astronomischen, mathematischen (»Kommentar zu Eukleides«, hrsg. von Friedlein, Leipz. 1873), grammatischen (Kommentare zu Hesiod, Schriften über Homer etc.) und besonders philosophischen Inhalts; letztere teils selbständige Abhandlungen, teils Kommentare und Paraphrasen Platonischer Dialoge, von denen die zu Platons »Staat« teilweise von Schöll (Berl. 1886), vollständig von Pitra (im 5. Teil der »Analecta sacra et classica«, Rom 1888) und Kroll (Leipz. 18991901, 2 Bde.) und zu Platons »Timäos« von E. Diehl (das. 1903 bis 1906, 3 Bde.) herausgegeben wurden. Die Lehre des P. schließt sich im allgemeinen an die des Plotinos an, unterscheidet sich aber von ihr dadurch, daß P. das ursprüngliche geheimnisvolle Eins, das Plotinos (s. d.) dem forschenden Geist ganz entrückt hatte, theosophisch mittels subtiler Zahlenkombination zu ergründen sucht, daß er ferner den Glauben an eine unmittelbare Mitteilung der Götter über göttliche Dinge als zweites höheres Erkenntnisprinzip über die Vernunft und ihre Ideen stellt, endlich daß er den Elementen der Dämonologie und der Theurgie weiten Spielraum öffnet, indem er den Aberglauben des Heidentums spekulativ zu rechtfertigen sich bemüht. Ob die »Grammatische Chrestomathie« (abgedruckt in Westphals »Scriptores metrici graeci«, Bd. 1, Leipz. 1866), auf deren von Photios mitgeteilten Exzerpten unsre Kenntnis der griechischen Kykliker beruht, von ihm herrührt und nicht vielmehr von einem Grammatiker P. des 2. Jahrh. n. Chr., ist zweifelhaft. Vgl. Kirchner, De Procli neoplatonici metaphysica (Berl. 1846).