[614] Rathaus (franz. Hôtel de ville, Stadthaus, engl. Town-hall, Guild-hall), der Sitz der städtischen Behörden, seit dem Mittelalter das Wahrzeichen der städtischen Selbständigkeit und Selbstverwaltung gegenüber dem Landesherrn. In der Ausstattung der Rathäuser drückten sich schon frühzeitig der Reichtum und die Macht einer Stadt aus, und aus gotischer Zeit sind uns noch zahlreiche Rathäuser erhalten, die fast allein noch den Profanbau jener Kunstperiode veranschaulichen, soz. B. in Braunschweig (s. Tafel »Architektur IX«, Fig. 5), Breslau, Brügge, Brüssel, Gent, Göttingen, Hannover, Löwen, Lübeck, Middelburg, Oudenaarde, Tangermünde, Thorn. Von Rathäusern der Renaissance sind die von Antwerpen, Amsterdam, Augsburg, Bremen (zum Teil gotisch), Köln (s. Tafel »Architektur XI«, Fig. 2), Nürnberg, Paderborn (Fig. 5) und Rothenburg a. T. hervorzuheben. In der Neuzeit sind in Berlin, Hamburg (s. Tafel »Hamburger Bauten II«, Fig. 1), München (s. Tafel »Münchener Bauten I«, Fig. 2), Leipzig (s. Tafel »Leipziger Bauten I«, Fig. 2), Kopenhagen, Paris, Wien (s. Tafel »Wiener Bauten I«) und Wiesbaden besonders große und schöne Rathäuser erbaut worden. Vgl. Stiehl, Das deutsche R. im Mittelalter (Leipz. 1905); Lehmgrübner, Mittelalterliche Rathausbauten in Deutschland (Berl. 1905, Bd. 1); Grisebach, Das deutsche R. der Renaissance (das. 1906).