[467] Silberlegierungen, Verbindungen und Mischungen des Silbers mit andern Metallen. Silber legiert sich leicht mit den meisten Metallen. Am wichtigsten sind die Silberkupferlegierungen, die allgemein statt des reinen Silbers verarbeitet werden, da dieses für den Gebrauch zu weich ist. Zu ihrer Darstellung schmelzt man die Metalle zusammen und rührt vor dem Ausgießen gut um. Silberkupferlegierungen zeigen im allgemeinen geringeres spezifisches Gewicht, als die Rechnung ergibt, sie sind fester, härter, zäher, klingender, leichtflüssiger und zu Gußwaren geeigneter als reines Silber und fast ebenso dehnbar. Legierungen mit 50 Proz. Kupfer sind noch ziemlich weiß, solche mit größerm Kupfergehalt rötlich. Bei Luftzutritt ausgeglüht, dann durch Kochen mit Kochsalz und Weinstein oder stark verdünnter Schwefelsäure von dem oberflächlich gebildeten Kupferoxyd befreit (Weißsieden), erscheinen sie rein weiß und matt. Bei längerm Gebrauch nutzt sich aber die auf solche Weise erzeugte Schicht reinen Silbers ab, und die Legierungen erscheinen dann wieder rötlich. Den Gehalt der S. an reinem Silber (Feingehalt, Gehalt an Feinsilber) drückte man früher aus, indem man die Lote angab, die in einer Mark (1 Mark = 16 Lot) enthalten sind (Lötigkeit). Zwölflötiges Silber enthält z. B. in der Mark auf 4 Lot Kupfer 12 Lot Silber. Jetzt wird der Feingehalt fast allgemein in Tausendsteln ausgedrückt, d. h. man gibt an, wieviel Teile Silber in 1000 Teilen der Legierung enthalten sind. Das Metall der neuen deutschen Silbermünzen hat einen Feingehalt von 0,900. Über die Legierungen der Silberarbeiter von vorgeschriebenem Feingehalt (Probesilber) s. Feingehalt. Silber mit mehr als 50 Proz. Kupfer heißt Billon. Teilweiser oder vollständiger Ersatz des Kupfers durch Zink ergibt schön weiße, leicht schmelzbare, sehr klingende und leicht zu bearbeitende Legierungen, z. B.:
Zu diesen Legierungen gehört das Silberschlaglot. Die Schweizer Silberscheidemünzen bestehen aus Silber, Kupfer, Zink und Nickel; man hat auch reine Silbernickellegierungen zu Tafelgeschirr verarbeitet und Silbernickelkupferlegierungeu, wie die Ruolzsche Legierung, zu allerlei Luxusgeräten. Vgl. Drittelsilber. In England verarbeitet man zu Silberwaren eine Legierung aus 49 Silber, 49 Kupfer und 2 Arsen. Sehr dehnbar, geschmeidig und weiß sind Silberkupferkadmiumlegierungen, deren Zusammensetzung zwischen 980 Silber, 15 Kupfer, 5 Kadmium und 500 Silber, 30 Kupfer, 470 Kadmium schwankt. Man benutzt sie zur Darstellung silberplattierter Waren. Vgl. Aluminium- und Goldlegierungen. Mit Blei, Zink, Zinn schmilzt Silber leicht zusammen, und die Blei- und Zinklegierungen spielen bei der Gewinnung des Silbers eine Rolle. Silberzinklegierungen besitzen schöne Farbe, starken Klang, sind schmelzbarer und laufen weniger leicht an als Silberkupferlegierungen. Zur annähernden Untersuchung der S. benutzt man die Strichprobe, muß aber an irgend einer Stelle die obere Schicht des Metalls abkratzen, weil die Oberfläche durch Weißsieden silberreicher gemacht sein kann. Zink- und Nickelgehalt der Legierung machen die Strichprobe ganz unsicher. Darf man von einem silbernen Gegenstand keine Probe zur Analyse entnehmen, so bestimmt man das spezifische Gewicht, subtrahiert von demselben die Zahl 8,814, hängt dem Rest zwei Nullen an und dividiert diese Zahl, die jetzt als Ganzes gilt, durch 1667; der Quotient gibt den Feingehalt in Tausendsteln an. Diese Probe ist am zuverlässigsten bei 614lötigem Silber, aber Fehler von 11,3 Proz. sind schwer zu vermeiden. Ganz unbrauchbar ist sie für Silberguß und wenig bearbeitete Gegenstände. Für genauere Bestimmungen löst man eine abgewogene Menge der Legierung in Salpetersäure und titriert mit Chlornatrium- oder Rhodanammoniumlösung. Silberne und versilberte Gegenstände geben beim Betupfen mit einem Gemisch von gleichen Teilen rotem chromsauren Kali und reiner Salpetersäure einen roten Fleck (durch Waschen mit Alkohol muß ein etwaiger Lacküberzug vorher entfernt werden). Auf amalgamierter Metallfläche entsteht ein rötlichbrauner Niederschlag, der sich mit Wasser abspülen läßt; auf Platin erfolgt keine Einwirkung; bei Neusilber färbt sich die Flüssigkeit braun, und nach dem Abspülen zeigt sich kein roter Fleck; auf Britanniametall entsteht ein schwarzer Fleck. Zum Nachweis leichter Versilberung reinigt man den Gegenstand mit Alkohol und Äther, betupft ihn mit einem Tropfen einer 1,5 proz. Lösung von Zweifach-Schwefelnatrium und spült nach etwa 10 Minuten ab. Auf der schwächsten Versilberung entsteht ein stahlgrauer Fleck, während keine andre weiße Legierung diese Erscheinung zeigt; höchstens tritt am Rande des Tropfens ein Ring auf. Amalgamiertes Kupfer wird durch Schwefelnatrium schneller gefärbt, und der Farbenton ist ein mattschwarzer. Vgl. Baudry. Alliages d'argent (Besançon 1875).