Spaltbarkeit der Kristalle

[646] Spaltbarkeit der Kristalle, die Eigenschaft, in bestimmten Richtungen einen so geringen Grad der Kohärenz zu besitzen, daß durch die Einwirkung äußerer Kräfte (Stoß, Schlag) Trennungen nach Ebenen senkrecht zu diesen Richtungen der Minima der Kohärenz, sogen. Spaltungsflächen (Blätterdurchgänge, Blätterbrüche), erzeugt werden. Die S. steht im engsten Zusammenhang mit den morphologischen Eigenschaften der Kristalle, und die Spaltungsflächen folgen stets derselben Symmetrie wie die Kristalle der betreffenden Substanz. So spaltet der tesseral kristallisierende Bleiglanz nach drei auseinander senkrechten Ebenen, den Flächen des Würfels entsprechend, der tesserale Flußspat nach vier den Oktaederflächen entsprechenden Richtungen, der hexagonale Kalkspat nach den Flächen eines Rhomboeders, und zwar derart, daß diese durch Spaltung erhaltenen Spaltungsformen von der äußern Begrenzung der Individuen unabhängig sind. So erhält man durch Zertrümmerung von Kalkspat stets Rhomboeder, sei der Kristall selbst ein Rhomboeder oder ein Skalenoeder oder eine hexagonale Säule. Wegen dieses Zusammenhanges zwischen Spaltungsform und Kristall system können nur nach einer Richtung spaltbare (monotome) Kristalle nicht dem tesseralen System angehören, da in diesem eine nur aus einer Fläche (und ihrer Parallelfläche) bestehende Kristallform nicht möglich ist. Aus gleichem Grunde können quadratische oder hexagonale Kristalle nur senkrecht zur kristallographischen Hauptachse (optischen Achse) monotom spaltbar sein, während in dem rhombischen, monoklinen und triklinen System Monotomie nach mehr denn einer Richtung möglich ist. Da die S. bei vielen Substanzen erlaubt, auch bei mangelnder[646] äußerer Kristallbegrenzung charakteristische Formen darzustellen, ist sie für die Charakterisierung und die Bestimmung der kristallisierten Körper sehr wichtig. S. Gleitflächen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 646-647.
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