Stendal

[929] Stendal, Kreisstadt im preuß. Regbez. Magdeburg, an der Uchte, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Wustermark-Hannover-Hamm, Halle-Wittenberg, S.-Ülzen u. a., ist die ehemalige Hauptstadt der Altmark, hat 5 evang. Kirchen (darunter die spätgotische Domkirche mit zwei neuen Türmen), eine kath. Kirche, Synagoge, 2 alte interessante Stadttore, schöne Anlagen an Stelle der alten Festungswerke, eine Rolandsäule und Denkmäler des hier gebornen Archäologen Winckelmann und des in dem Nachbarorte Eichstedt gebornen Afrikareisenden Nachtigal und (1905) mit der Garnison (1 Regiment Husaren Nr. 10) 23,281 Einw., davon 744 Katholiken und 82 Juden, die Wollspinnerei, Tuch-, Ofen-, Maschinen-, Papierwaren-, Eisenmöbel-, Kartoffelstärke- und Goldleistenfabrikation, Kunstgärtnerei, Bierbrauerei etc. betreiben.

Wappen von Stendal.
Wappen von Stendal.

Auch befinden sich hier eine Zuckerfabrik, ein Dampfmörtelwerk, eine Dampfmühle, Dampfziegeleien, eine Eisenbahnhauptwerkstatt etc. Dem Verkehr dient eine elektrische Straßenbahn. S. hat ein Gymnasium, eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben, ein altmärkisches und ein Bismarck-Museum und -Archiv, ein Landgericht und ein Hauptsteueramt. Die städtischen Behörden zählen 8 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 15 Amtsgerichte zu Arendsee, Beetzendorf, Bismark, Gardelegen, Jerichow, Kalbe a. M., Klötze, Öbisfelde. Osterburg, Salzwedel, Sandau, Seehausen i. A., S., Tangermünde und Weserlingen. – S., 1151 von Albrecht dem Bären gegründet, erhielt magdeburgisches Recht und gewann mancherlei Privilegien, stand aber seit 1196 mit der ganzen Nordmark unter der Lehnshoheit des Erzstiftes Magdeburg. Nach der Teilung der Mark unter die Brüder Johann I. und Otto IV. war S. 1258–1309 Sitz der ältern (Stendalschen) Linie des Hauses Askanien, die 1320 mit Heinrich von Landsberg erlosch. Damals war S. eine der bedeutendsten Städte Norddeutschlands, trieb weithin Handel, trat der Hansa bei und stand im 15. Jahrh. an der Spitze eines Bundes der altmärkischen Städte. 1530 fand hier die evangelische Lehre Eingang, wurde aber von Joachim I. mit Gewalt unterdrückt, bis unter Joachim II. die Reformation in S. zur Durchführung kam. Vgl. Götze, Urkundliche Geschichte der Stadt S. (Stendal 1873).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 929.
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