Stichling

[20] Stichling (Gasterosteus Art.), Gattung der Stachelflosser aus der Familie der Stichlinge (Gasterosteidae), Fische mit spindelförmigem, seitlich zusammengedrücktem Körper, spitziger Schnauze, sehr dünnem Schwanzteil, Bürstenzähnen, freien Rückenstacheln vor der Rückenflosse, bauchständigen, fast nur aus einem Stachelstrahl bestehenden Bauchflossen und bisweilen mit 4–5 Reihen kleiner Schilder an den Seiten. Der gemeine S. (Stechbüttel, Stachelbarsch, Steckerling, G. aculeatus L., s. Tafel »Fische III«, Fig. 3, und Tafel »Hochzeitskleider II«, Fig. 6), 8 cm lang, mit drei Stachelstrahlen vor der Rückenflosse, oberseits grünlichbraun oder schwarzblau, an den Seiten und am Bauch silberfarben, an der Kehle und Brust blaßrot, wechselt vielfach in der Färbung (das Männchen färbt sich besonders lebhaft zur Laichzeit), findet sich in ganz Europa, mit Ausnahme des Donaugebiets, auch in Algerien und Nordamerika, ebenso häufig im süßen Wasser wie im Meer. Meist lebt er in der Nähe der Ufer, oft in großen Scharen, und schwimmt schnell mit heftigen, ruckweisen Bewegungen. Er ist streitsüchtig, kämpft tapfer mit seinen Stacheln und ändert in der Erregung seine Färbung; er jagt auf alle Tiere, die er zu überwältigen vermag, besonders auf Fischbrut, frißt auch Fischlaich und ist äußerst gefräßig. Er laicht in seichtem Wasser auf kiesigem oder sandigem Grunde und baut aus Wurzelfasern, Halmen etc. ein faustgroßes, länglich rundes Nest mit seitlichem Eingang, das er freischwebend zwischen Wasserpflanzen befestigt oder halb im Sande vergräbt. In dieses Nest (s. Abbildung) legen mehrere Weibchen zusammen 80–100 Eier und bohren dann auf der dem Eingang entgegengesetzten Seite ein Loch in das Nest, um sich zu entfernen. Das Männchen befruchtet die Eier, bewacht und verteidigt dann das Nest und sorgt durch Bewegung seiner Flossen für die nötige Strömung in demselben.

Gemeiner Stichling mit Nest.
Gemeiner Stichling mit Nest.

Die Jungen überwacht er und führt entweichende im Maul zum Nest zurück. Auch in der Gefangenschaft baut er Nester und pflanzt sich fort. Der S. soll nur drei Jahre alt werden. In der Teichwirtschaft ist er nicht zu dulden; in der Nordsee fängt man ihn oft in großer Menge und benutzt ihn als Dünger und Schweinefutter. In der Ostsee, bei Pillau, wird er wie auch in manchen Süßwasserseen gefangen und auf Tran verarbeitet. In der Nord- und Ostsee und südlich bis zum Meerbusen von Gascogne lebt der Seestichling (Dornfisch, Seeotter, Windfisch, G. spinachia L.), 15–20 cm lang, mit 15 Stacheln auf dem Rücken, röhrenförmig verlängertem Kopf und sehr schlankem, vierkantigem Schwanzstiel. Er wird an manchen Orten in großer Menge gefangen und auf Tran verarbeitet (Pillau). Einer der kleinsten Süßwasserfische ist der Zwergstichling (G. pungitius L.), 6 cm lang, mit 9–11 Stacheln auf dem Rücken; er lebt im ganzen Norden der Erde in Salz- und Süßwasser.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 20.
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